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Alexander-Newski-Kathedrale begeht das Fest ihres Namenspatrons

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Foto: BTA

Die orthodoxe Kirche ehrt am heutigen Tag den russischen Heiligen Alexander Newski, der im 13. Jahrhundert gelebt hat und als russischer Nationalheld keine 300 Jahre später heiliggesprochen wurde. Mitten in der bulgarischen Hauptstadt Sofia steht eine Kathedrale auf seinen Namen, die die Kathedrale des bulgarischen Patriarchen ist und zu den größten orthodoxen Gotteshäusern weltweit gehört.

Die Kathedrale des Hl. Alexander Newski ist ein Touristenmagnet, nicht nur wegen ihrer Größe, sondern auch wegen ihrer Schönheit. Die Frage, warum sie gerade einem russischen Heiligen geweiht ist, lässt sich leicht beantworten.

Bereits nach der Befreiung Bulgariens von der Türkenherrschaft, was in Ergebnis des Russisch-türkischen Krieges von 1877/78 geschah, beschloss die Verfassungsgebende Volksversammlung den Bau einer Gedächtniskirche zu Ehren der gefallenen mehr als 200 Tausend russischen Soldaten. Geweiht werden sollte diese Gedächtniskirche dem Heiligen Alexander Newski, der auch Schutzheiliger des russischen Zaren Alexander II. Der Baubeginn fällt in der Zeit des Fürsten Alexander I. Nach einem Vorschlag des Parlaments, rief er 1881 zu einer Spendenaktion auf, damit der Bau finanziell abgesichert werden konnte. Der gesamte Bau kostete damals 5,5 Millionen Goldlewa, wovon etwas weniger als die Hälfte aus der Staatskasse kam. 5.000 Lewa spendete das Königshaus selbst. Die Grundsteinlegung erfolgte 1882. Die eingeleiteten Bauarbeiten mussten jedoch zeitweilig eingestellt werden, da der beauftragte russische Architekt Iwan Bogomolow unverhofft starb. Das Projekt wurde von dem neuen Architekten, Prof. Alexander Pomeranzew, grundlegend umgearbeitet und man setzte 1904 die Bauarbeiten fort, die bis 1912 dauerten.

Was die Bauausführung anbelangt, so wurde die Kathedrale nach den neuesten bautechnischen und architektonischen Gesichtspunkten Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet. Installiert wurde damals eine der ersten Warmluftheizungen der Balkanhalbinsel und die Kirche selbst ist die erste Südosteuropas, die über eine Zentralheizung verfügte. Die Luft wird am Boden abgesaugt, gereinigt, bei Bedarf erwärmt und durch obere Öffnungen wieder in den Raum geblasen. Der Heizraum selbst befindet sich außerhalb der Kathedrale, in den Räumlichkeiten der nahegelegenen Akademie der darstellenden Künste.

Als sich im ersten Weltkrieg die Beziehungen zu Russland arg verschlechterten, da beide Länder sich plötzlich als Gegner gegenüberstanden, ordnete der bulgarische Zar Ferdinand I. an, die Kathedrale umzubenennen und sie den Heiligen Brüdern Kyrill und Method zu weihen. Die Heilige Synode hielt sich aber aus der Politik heraus und änderte ihre Entscheidung nicht. Und so erfolgte die Weihe 1924 auf den Namen des Hl. Alexander Newski.

Die Sofioter und Gäste der Stadt hatten sich schon an die nicht enden wollenden Bauarbeiten gewöhnt, als sie aber zum ersten Mal die fertige Kirche betreten konnten, blieb ihnen der Atem stehen. Man hat mit Material und Arbeit nicht gespart. Es fängt bei den schmiedeeisernen Eingangsgittern an, die speziell in Hannover gearbeitet wurden. Es schließen sich die hölzernen Eingangsportale an, die aus slowenischem Eichenholz sind, das 17 Jahre lang gelagert worden ist. Beiderseits des Eingangs befinden sich auch zwei Tafeln aus Karara-Marmor mit Inschriften, die über den Zweck des Baus und die Errichtung der Kirche selbst Auskunft geben.

Den Hauptraum der Kirche betritt man vom Vorraum aus durch eine zweiflüglige Tür, die aus Bronze gegossen ist und verschiedene religiöse Darstellungen im Relief zeigt. Jeder Türflügel wiegt 2,5 Tonnen.

Zur Ausgestaltung des Innenraums, der rund 5.000 Menschen Platz bietet, wurden ausschließlich importierte Werkstoffe verwendet. Marmor aus Italien und grüner Serpentinit aus Griechenland, Onyx aus Brasilien, verschiedene Alabastersorten aus Ägypten, nicht zu vergessen die vielen Glasmosaiken in byzantinischer Art aus Venedig. Selbst der Sockel, der aus künstlich hergestelltem Marmor ist, wurde von deutschen und italienischen Meistern gefertigt.

Über dem Altar erhebt sich, wie einst in den alten Kirchen und im Petersdom in Rom, ein Baldahin. Er ist ebenfalls aus wertvollen Marmorsorten und mit einem Goldmosaik geschmückt. Der Baldahin selbst, wie auch das Altarkreuz sind mit 5 km Gold ausgelegt.

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Die Leuchter hingegen sind aus Kupfer und Bronze und wurden in München gegossen. Sie wurden übrigens zwei Mal galvanisch mit Gold überzogen. Es sind 18 Lüster, 6 große und 30 kleinere Kerzenhalter und 42 Wandleuchter. Der zentrale Kronleuchter wiegt allein 2 1/2 Tonnen. Verziert sind alle Leuchter im Stil Neo-Empire mit Kristalltropfen (sogenannte Glastränen), hergestellt Jena. Die Beleuchtung selbst hat eine Leistung von 72 kW.

Der ganze Innenraum ist mit Bibelszenen in Freskotechnik ausgemalt. Es sind insgesamt 273 Bilder, die von 32 russischen, einem tschechischen und 16 bulgarischen Künstlern gemalt wurden. In den Ikonostasen, der Bilderwand vor dem Hauptaltar und den Bilderwänden vor den zwei Nebenaltären sind insgesamt 82 Ikonen angebracht. Die Hauptkuppel zeigt auf einer Fläche von 850 Quadratmetern das Antlitz Gottes als Herrscher über den himmlischen Heerscharen.

Die Krypta der Kathedrale war als Gruft für hochgestellte Persönlichkeiten Bulgariens gedacht. Man ließ jedoch die Idee fallen und in den 50-ger Jahren wurde in ihr das heutige Museum für Ikonen und Kirchengeräte eingerichtet.

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Alexander-Newski-Kathedrale ist und bleibt eines der bedeutendsten und schönsten Gotteshäuser Bulgariens und der Balkanhalbinsel. Doch auch an ihm nagt der Zahn der Zeit. Erst vor wenigen Jahren wurden die Kuppeln frisch vergoldet, doch das Innere und insbesondere die Wandmalereien, die von den besten russischen und bulgarischen Malern seiner Zeit stammen, befinden sich in einem bedenklich schlechten Zustand.

СнимкаUnser größte Sorge sind die Fresken und das undichte Dach“, klagt Archimandrit Gerassim, Vorsitzender des Kirchenvorstandes. „Das eindringende Regenwasser hat an vielen Stellen den Putz und entsprechend die Wandmalereien beschädigt. Diese müssen im gesamten Kirchenraum gesichert, gereinigt und restauriert werden, was viel Zeit und Geld kostet. Nötig sind auch entsprechende Fachleute. Gott sei Dank wurde eine zwischenbehördliche Kommission gebildet, die sich diesen Aufgaben angenommen hat. Es haben sich mittlerweile sehr viele Menschen mit den Restaurierungsarbeiten engagiert, was mich aufrichtig hoffen lässt, dass die Kathedrale auch im Inneren im einstigen Glanz erstrahlen wird.

Die Bulgarische Orthodoxe Kirche verfügt aber nicht über die nötigen Summen, um die geplanten Arbeiten durchzuführen. Daher hat sie sich an die Regierung mit der Bitte um rund 400.000 Euro gewandt, um die dringendsten Arbeiten einzuleiten. Doch das Geld wurde noch nicht bewilligt. An dieser Stelle soll daran erinnert werden, dass die Kathedrale 2009 die größte Schenkung seit ihrer Weihe vor mehr als 90 Jahren erhalten hat. Großvater Dobri aus dem Dorf Bajlowo, der ein ganzes Leben lang unermüdlich Spenden gesammelt hat, übergab der Kirche über 18.000 Euro. Die verantwortlichen Behörden sollten sich ein Beispiel nehmen…

Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow

Fotos: BULPHOTO



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