Der „Fisch-Heilige“, der „nasse heilige Nikolaus“ oder „Fischkirche“ – so lauten einige der Namen, mit denen in der bulgarischen Folklore das Kirchenfest des heiligen Nikolaus am 6. Dezember bezeichnet wird.
Nikolaus stammt aus Kleinasien und genauer gesagt aus der Stadt Myra. Zu Lebzeiten war er mit seiner Wohltätigkeit, aber auch mit den Wundern berühmt, die er vollbrachte und die sich auch nach seinem Ableben ereigneten. Der Heilige ist mit seinem unbeugsamen Widerstand gegen Ketzerei und Heidentum in die Kirchengeschichte eingegangen, in der Folklore jedoch wurde der mit verschiedenen älteren heidnischen Göttern vermischt. Und so weiß der Volksmund davon zu berichten, dass er ein vielgesichtiger Heiliger sei. Mal erscheine er als junger Recke mit unvorstellbaren Kräften, mal als alter Greis mit einem langen weißen Bart. Den Legenden nach habe der Heilige mehrmals das Meer bei stürmischem Wetter beruhigt und das Leben gefährdeter Seeleute gerettet. Daher gilt er als Schutzpatron der Seeleute und Fischer, aber auch der Familie der Kinder sowie der Händler, aber auch der Gefangenen, denn wegen seines Glaubens an Jesus wurde der Wundertäter in einen Kerker eingesperrt und gefoltert. Unabhängig aller seiner Verwandlungen, haben sich unsere Vorfahren ihn mit großen goldenen Flügeln vorgestellt, mit denen er über Meere und Ozeane fliegt. Wenn er jedoch seinen Bart schüttle, würden daraus Schneeflocken fallen.
Der heilige Nikolaus gehört zu den beliebtesten Heiligen in Bulgarien. An seinem Tag feiern nicht nur jene, die seinen Namen tragen, sondern alle und sein Fest gehört zu den bedeutendsten Winterfesten. So ist der 6. Dezember ein wahrer Familienfeiertag. Zum Abendessen wird Fisch zubereitet und zwar nach speziellem Rezept: es wird Karpfen in Teighülle gebacken, der als Opfergabe gilt. Der Karpfen wird mit Reis, Wallnüssen und Rosinen gefüllt, dann in den Teig eingewickelt und gebacken. Zubereitet werden auch spezielle Ritualbrote. Ihre Vielfalt ist bemerkenswert; sie gehören neben dem obligatorischen Fischgericht unbedingt auf die Festtafel. Die speziellen Ritualbrote werden ferner anlässlich anderer wichtiger Kirchenfeste zubereitet, wie Heilig Abend, den Tag des Erzengels Michael und ganz persönlichen Feste. Das Mehl, das für ihre Zubereitung verwendet wird, wird bereits im Sommer zur Seite gelegt. Es wird aus ausgesuchten Weizen gemahlen und durch ein sehr feines Sieb gegeben. In einigen Regionen wird sogar dreimal gesiebt. Obwohl in Bulgarien auch Roggen, Gerste, Hafer, Mais und Hirse häufig verwendet werden, wählt man für die Ritualbrote ausschließlich Weizen. Das Ritualbrot zum Nikolaustag heißt auch „Heiliger Nikolaus“ oder auch nur „Heiliger“. In einigen Teilen Bulgariens wird der Fisch in Teig gehüllt und als Ritualbrot ausgeschmückt. Vielerorts lässt man die Ritualbrote und das Fischgericht in der Kirche segnen. In einigen Ortschaften gehen die Priester von Haus zu Haus, um die Festtafeln zu segnen.
Zum Fisch gibt es auch andere Gerichte, die für die Fastenzeit typisch sind, wie Bohnensuppe oder mit Reis gefüllte Weinlaub-Rouladen. Früher glaubte man, dass man unbedingt Karpfen zubereiten müsse, weil nur dieser Fisch das Zeichen Gottes trägt – gemeint ist die kreuzartige Gräte am Kopf. Außerdem soll ein Karpfen dem Heiligen geholfen haben, in Not geratene Fischer zu retten.
Am Nikolaustag wird heutzutage jede Sorte Fisch gegessen. Alten Bräuchen nach darf man jedoch die Gräten nicht wegwerfen – sie müssen entweder verbrannt oder in der Erde vergraben oder in den Fluss oder ins Meer geworfen werden.
Die Tafel selbst wurde einst den ganzen Tag nicht aufgehoben. Die Häuser standen ihrerseits allen offen – für Freunde, Verwandte, Nachbarn oder auch zufällige Passanten.
Der Tradition nach wird an diesem Tag keine Hausarbeit verrichtet. Der heilige Nikolaus sei nämlich nicht nur Schutzherr der Fischer und des Meeres, sondern auch des rituellen Festessens. Und so wird sein Fest bis heute gebührend begangen und ganz besonders, wenn jemand in der Familie den Namen dieses Heiligen trägt.
Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow
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