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Zum 90. Geburtstag der unvergessenen Rhodopensängerin Radka Kuschlewa

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Foto: Archiv

„Nachtigall der Rhodopen“, „Tochter des Orpheus“, „Gesangs-Ikone des Rhodopen-Gebirges“ – das sind alles lobpreisende und gleichzeitig ehrfurchtsvolle Beinahmen für die unvergessene Volksliedsängerin Radka Kuschlewa, die in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden wäre.





Sie hat uns überaus wertvolle Interpretationen von authentischen Liedern der Rhodopen im Süden Bulgariens hinterlassen. Noch zu Lebzeiten galt sie als eine beispielhafte und hingebungsvolle Sängerin, die nicht nur mit Liebe die alten Gesänge darbot, sondern auch neuen Interpretationsideen offen gegenüber stand. Stets bewahrte sie jedoch den zarten Klang, der für die Gesangsfolklore der Rhodopen so typisch ist. Es war ihr immer anzuhören, dass die Lieder nicht nur ihrer Kehle, sondern vor allem ihrem Herzen entspringen.





1948 erklang Radka Kuschlewa zum ersten Mal im heimischen Äther und sogleich waren die Zuhörer von ihren Interpretationen eingenommen, weil sie überzeugend die Schönheit der Rhodopenlieder vorstellte. Damals wurden sie noch Live im Radio dargeboten, was nicht nur der Sängerin großes Können abverlangte, sondern auch die Zuhörer fesselte.

Radka Kuschlewa wurde 1926 im Dorf Schiroka Laka geboren. Wie es bei bedeutenden Musikern und Sängern häufig der Fall ist, kam auch sie in einer musikalischen Familie zur Welt, die sich angesehener Sänger und Fiedelspieler rühmte. Bereits mit zwei Jahren sang sie ihr erstes Volkslied, das sie von ihrer Großmutter lernte. Als sie 16 Jahre alt war, beteiligte sie sich zum ersten Mal an einem Live-Radiowettbewerb. Das war 1942 bei Radio Skopje, wohin sie ihre Musiklehrerin geführt hatte. Die Jury war von ihren Darbietungen so beeindruckt, dass sie von da an häufiger Gast verschiedener Radiosender war. Sie begann Konzerte zu geben, was ihr Repertoire ungemein bereicherte. 1944 wurde auf ihre Initiative hin in der südbulgarischen Stadt Smoljan ein Chor gegründet. Als sie sich in Plowdiw niederließ, gehörte sie dort zu den Gründerinnen eines Folkloreensembles. In der Zwischenzeit hatte sie bereits etliche in- und ausländische Preise gewonnen und war vom Bulgarischen Nationalen Rundfunk zu Aufnahmen eingeladen worden. Radka Kuschlewa lernte die damals bedeutendsten bulgarischen Folkloreinterpreten kennen, mit denen sie viele Konzerte gab. Schließlich gründete sie mit ihren Schwestern und Töchtern eine Folkloreformation, die sich „Geschwister Kuschlew“ nannte. Ihre Darbietungen lenkten jedes Mal die Aufmerksamkeit auf sich, sei es mit den Liedern oder den Instrumentalstücken. Unter ihnen war ihre Tochter Diddi, die sowohl als Sängerin, als auch als Akkordeonistin auftrat.

Ich bin die jüngste Tochter von Radka Kuschlewa und bin überaus stolz darauf“, sagt Diddi Kuschlewa. „Auch zu Lebzeiten meiner Mutter berührten mich ihre Interpretationen tief und bis heute kommen mir die Tränen, wenn ich eine ihrer Aufnahmen höre. Sie war ein ungewöhnlicher Mensch. Mit ihrem Charakter und ihrem Können überragte sie alle in der Familie; keiner kam und kommt an sie heran. Sie lehrte uns, vorbildlich und unverwechselbar auf der Bühne aufzutreten und mit keinem der Kollegen in Streit zu geraten. Wir haben immer auf sie gehört, denn sie war uns in allem ein Vorbild. Radka Kuschlewa ist übrigens die erste Sängerin gewesen, die die Lieder der Rhodopen im Radio angestimmt und popularisiert hat; man schrieb das Jahr 1942.





Der Kuschlew-Sippe ist die Bewahrung und Popularisierung vieler Lieder zu verdanken, die einst Radka Kuschlewa ausfindig gemacht hatte. Anlässlich des 90. Jahrestages ihrer Geburt wurden in diesem Jahr etliche Initiativen gestartet. Diddi Kuschlewa erzählt:

Im Jahre 1993 haben wir den ersten nationalen Wettbewerb „Mit den Liedern von „Radka Kuschlewa“ organisiert“, erinnert sich ihre Tochter Diddi. „Die nächsten Ausgaben waren 1996 und 1999. Da wir in diesem Jahr ihr 90jährigs Jubiläum begehen, wird im Ethnographischen Museum in Sofia eine Ausstellung arrangiert. Am 12 Dezember wurde bereits eine Ausstellung des Staatsarchivs in Smoljan eröffnet, in der ihr Leben und Werk vorgestellt wird. Die ganze Familie hat Fotos und anderes Material zur Verfügung gestellt. Wir haben dem Archiv auch Aufnahmen und Trachten von Radka Kuschlewa geschenkt, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind. An dieser Stelle möchte ich allen für das gezeigte Interesse danken.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



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