Was Hochgeschwindigkeitsinternet sowie hochwertigen und günstigen Internetzugang betrifft, liegt Bulgarien weltweit auf einem der vorderen Plätze. Gleichzeitig offenbart die Statistik, dass diese technologische Errungenschaft der modernen Welt, die aus dem Alltag und Business nicht mehr wegzudenken ist, für 33 Prozent der Bulgaren nicht zugänglich ist. Auch bedienen sich weniger als zehn Prozent der Firmen des Onlinehandels.
Dieses Hinterherhinken hinter den entwickelteren westeuropäischen Gesellschaften hat nicht nur wirtschaftliche Gründe, sondern fußt maßgeblich auch auf kultureller Ruckständigkeit und niedrigem Bildungsstand – 68 Prozent der Bulgaren können nicht mit Computern umgehen. Letztendlich ist jedoch alles eine Frage von Geld, genauer gesagt – von viel Geld. Denn auch Bildung und Kultur sind für jemanden, der nur den gesetzlichen Mindestlohn von 210 Euro monatlich verdient, ein teures Unterfangen. Was zuerst davon bezahlen? Die Arzneimittel, das Essen, den Strom oder Internet und Computer. In dieser Situation ist es verständlich, dass solche Anschaffungen für viele Bulgaren an letzter Stelle stehen. Vor allem in den ärmsten Regionen im Nordwesten des Landes, wo Industrie und Business in der Praxis ein Fremdwort sind. Der Nordwesten Bulgariens verzeichnet den geringsten Anteil von Internetnutzern unter den Haushalten. Das belegt eine Erhebung der heimischen Statistik. Lediglich 58,6 Prozent der Familien in der Region haben Netzzugang. Was die Bildungsrelevanz dieses Problems betrifft, soll lediglich gesagt sein, dass ca. 90 Prozent der Akademiker aktive Internutzer sind. Leider ist das nur ein Viertel der bulgarischen Bevölkerung.
Internet ist nicht nur eine Freizeitbeschäftigung, sondern etabliert sich zusehends als Business- und Arbeitsinstrument. 60 Prozent der Europäer kaufen mindestens einmal im Monat online ein. Gerade deshalb kann es sich die Geschäftswelt nicht leisten, dieses schlagkräftige Marktinstrument außer Acht zu lassen. Auch in dieser Hinsicht hinkt Bulgarien hinterher – weniger als zehn Prozent der Unternehmen des Landes bedienen sich aktiv des Onlineverkaufs. Über 70 Prozent der Unternehmen in Bulgarien sind kleine und mittelständige Firmen, für welche die Investition in Computertechnik und entsprechende Software nicht tragbar und zuweilen aufgrund des Aktionsradius auch nicht nötig ist.
Am Tragischsten ist möglicherweise der fatale Aufschub der Einführung eines öffentlichen E-Verwaltungsregisters. Zuweilen gab es sogar ein gesondertes Ministerium dafür, das Hunderte Millionen europäische Fördermittel verausgabte, ohne dass klar war, welchen Nutzen sie den Bürgern eigentlich bringen. Vor diesem traurigen Hintergrund trösten wenigstens einige Statistikzahlen, die belegen, dass die neuen Technologien langsam aber sicher auch in unserer Gesellschaft auf dem Vormarsch sind.
Übersetzung: Christine Christov
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