Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

33 Prozent der Bulgaren können sich armutsbedingt kein Internet und Computer leisten

Foto: Archiv

Was Hochgeschwindigkeitsinternet sowie hochwertigen und günstigen Internetzugang betrifft, liegt Bulgarien weltweit auf einem der vorderen Plätze. Gleichzeitig offenbart die Statistik, dass diese technologische Errungenschaft der modernen Welt, die aus dem Alltag und Business nicht mehr wegzudenken ist, für 33 Prozent der Bulgaren nicht zugänglich ist. Auch bedienen sich weniger als zehn Prozent der Firmen des Onlinehandels.

Dieses Hinterherhinken hinter den entwickelteren westeuropäischen Gesellschaften hat nicht nur wirtschaftliche Gründe, sondern fußt maßgeblich auch auf kultureller Ruckständigkeit und niedrigem Bildungsstand – 68 Prozent der Bulgaren können nicht mit Computern umgehen. Letztendlich ist jedoch alles eine Frage von Geld, genauer gesagt – von viel Geld. Denn auch Bildung und Kultur sind für jemanden, der nur den gesetzlichen Mindestlohn von 210 Euro monatlich verdient, ein teures Unterfangen. Was zuerst davon bezahlen? Die Arzneimittel, das Essen, den Strom oder Internet und Computer. In dieser Situation ist es verständlich, dass solche Anschaffungen für viele Bulgaren an letzter Stelle stehen. Vor allem in den ärmsten Regionen im Nordwesten des Landes, wo Industrie und Business in der Praxis ein Fremdwort sind. Der Nordwesten Bulgariens verzeichnet den geringsten Anteil von Internetnutzern unter den Haushalten. Das belegt eine Erhebung der heimischen Statistik. Lediglich 58,6 Prozent der Familien in der Region haben Netzzugang. Was die Bildungsrelevanz dieses Problems betrifft, soll lediglich gesagt sein, dass ca. 90 Prozent der Akademiker aktive Internutzer sind. Leider ist das nur ein Viertel der bulgarischen Bevölkerung.

Internet ist nicht nur eine Freizeitbeschäftigung, sondern etabliert sich zusehends als Business- und Arbeitsinstrument. 60 Prozent der Europäer kaufen mindestens einmal im Monat online ein. Gerade deshalb kann es sich die Geschäftswelt nicht leisten, dieses schlagkräftige Marktinstrument außer Acht zu lassen. Auch in dieser Hinsicht hinkt Bulgarien hinterher – weniger als zehn Prozent der Unternehmen des Landes bedienen sich aktiv des Onlineverkaufs. Über 70 Prozent der Unternehmen in Bulgarien sind kleine und mittelständige Firmen, für welche die Investition in Computertechnik und entsprechende Software nicht tragbar und zuweilen aufgrund des Aktionsradius auch nicht nötig ist.

Am Tragischsten ist möglicherweise der fatale Aufschub der Einführung eines öffentlichen E-Verwaltungsregisters. Zuweilen gab es sogar ein gesondertes Ministerium dafür, das Hunderte Millionen europäische Fördermittel verausgabte, ohne dass klar war, welchen Nutzen sie den Bürgern eigentlich bringen. Vor diesem traurigen Hintergrund trösten wenigstens einige Statistikzahlen, die belegen, dass die neuen Technologien langsam aber sicher auch in unserer Gesellschaft auf dem Vormarsch sind.

Übersetzung: Christine Christov



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Wie die Fußball-EM einen Dorfplatz in Bulgarien zu neuem Leben erweckt

„Es braucht nicht viel, um Voraussetzungen für ein geselliges Beisammensein zu schaffen.“ Diese Worte des jungen Stanislaw Grosdanow wurden zur treibenden Kraft für das „Erwachen“ eines bulgarischen Dorfes inmitten des Fußballsommers auf dem Alten..

veröffentlicht am 01.07.24 um 14:25

Bulgarien und Rumänien arbeiten an der Verbesserung der Schifffahrt auf der Donau

Die Bedingungen für die Schifffahrt auf der Donau werden im Rahmen des mit 10 Millionen Euro dotierten EU-Projekts DISMAR verbessert, berichtete die BTA unter Berufung auf Iwelin Sanew, Geschäftsführer der Exekutivagentur zur Erforschung und..

veröffentlicht am 30.06.24 um 11:25

Die Bulgarische Orthodoxe Kirche wählt heute einen Patriarchen

Für den 30. Juni wurde eine Patriarchen-Wahlversammlung einberufen, auf der das Oberhaupt der Bulgarischen Orthodoxen Kirche und Metropolit von Sofia gewählt werden soll, nachdem der bulgarische Patriarch und Metropolit von Sofia Neofit von uns..

veröffentlicht am 30.06.24 um 09:25