Die Devise der bulgarischen Hauptstadt Sofia „Wächst, ohne zu altern“ wird unterschiedlich interpretiert. So manche witzeln sogar „Die Stadt wächst, ohne ein besserer Ort zum Leben zu werden“ etc. In diesen Witzeleien könnte ein Körnchen Wahrheit liegen, denn hundertprozentiges Glück gibt es nicht und stets findet sich der ein und andere Meckerer. Ein kurzer Ausflug durch Sofias Straßen und die Statistik belegen jedoch eher das Gegenteil.
Sofia ist mit seinen knapp zwei Millionen Einwohnern nicht nur die größte Stadt Bulgariens und das unangefochtene wirtschaftliche, politische und kulturelle Zentrum des Landes, sondern wird auch immer moderner und ein besserer Ort zum Leben. In der Tat wächst die Stadt ohne zu altern – weder ihre Infrastruktur noch ihre Bewohner. Im Vergleich zu den anderen Städten des Landes ist Sofia eine sehr wohlhabende Metropole, die sich eine Lebensqualität leistet, wovon man anderenorts nur träumen kann.
Im kommenden Jahr verfügt Sofia über ein Budget von über 600 Millionen Euro, was alle staatlichen Zuwendungen für die Verteidigung oder Sicherheit übersteigt und knapp das Fünffache des Etats der zweitgrößten Stadt Bulgariens – Plowdiw ausmacht. Das ist vor allem auf die solide Sofioter Wirtschaft zurückzuführen, die mit ihren im Vergleich zum Rest des Landes großzügigen Löhnen und Gehältern und ihrem riesigen Jobangebot jeden ehrgeizigen, fähigen und qualifizierten Jugendlichen aus dem Landesinneren anzieht. Deshalb ist der zweite Teil der Devise – ohne zu altern – durchaus berechtigt. Das gilt auch für die Infrastruktur der bulgarischen Hauptstadt. In den letzten zehn Jahren hat sich so einiges getan. Die Hauptboulevards der Hauptstadt wurden saniert und modernisiert, die Stadt ist sauberer geworden, es wurden attraktive Bedingungen für den Bau von neuen Stadtteilen geschaffen. Der öffentliche Nahverkehr wird spürbar moderner und die Sofioter und Gäste der Stadt kamen irgendwie unmerklich in den Genuss einer U-Bahn, die weiter ausgebaut wird. Wohlhabende Immobilienbesitzer wiederum brachten halb zerfallen Gebäude auf Vordermann, die nun erneut in ihrer ganzen architektonischen Pracht erstrahlen. Dass die Sofioter eine relativ wohlhabende Mittelschicht bilden, wird durch die Tatsache untermauert, dass sich das Durchschnittseinkommen in der Hauptstadt nicht mehr frappant von den Einkommen in Mittel- und Westeuropa unterscheidet.
Mit seinem für bulgarische Verhältnisse Riesenetat für 2017 will Sofia die weitere Entwicklung der Stadt finanzieren. Schwerpunkte sind die dritte U-Bahn-Linie, die Modernisierung des städtischen Nahverkehrs mit umweltfreundlicheren Bussen und U-Bahnen, die intensive Begrünung aller Stadtviertel sowie die moderne Gestaltung der Seitenstraßen, die bislang im Schatten der Boulevards und Geschäftsstraßen standen. Nicht zu vergessen die Restaurierung der zahlreichen Ausgrabungsfunde im Zentrum der Stadt, der im Römischen Reich eine bedeutende Rolle zukam. Und all das, ohne die kommunalen Steuern anzuheben.
Übersetzung: Christine Christov
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