„Dort ist meine Heimat, wo ich meine Bibliothek habe“. So lautet ein Spruch des bedeutenden Gelehrten Erasmus von Rotterdam, der in seinem Streben nach Wissen keiner Nation zugerechnet werden wollte und das Lateinische als seine Muttersprache ansah.
Bücher haben die magische Kraft, unser Denken zu modellieren und zu prägen und uns beim Fassen von wichtigen Entscheidungen zu unterstützen. Das haben Hunderte Bulgaren verinnerlicht, die jede freie Minute nutzen, um zu lesen – in der U-Bahn, in Parks, Cafes und natürlich auch in den Bibliotheken. Sie sind ein besonderer Schlag von Menschen, meist mit einer erfolgreichen Karriere und einem weiten Horizont. Mit Hilfe der Bücher können wir nicht nur dem Alltag entrinnen, sondern auch zum eigenen Ich finden. „Gute Bücher sind stets in Mode“, behauptet das Team der Sofioter Stadtbibliothek, wo zum zweiten Jahr in Folge die Zeremonie zur Verleihung der Preise „Leser des Jahres“ veranstaltet wurde. Der Initiative haben sich 27 Bibliotheken aus ganz Bulgarien angeschlossen. Sie haben ihre Leser gekürt, die 2016 die meisten Bücher ausgeliehen haben. Die Kampagne, die von der bulgarischen Europaabgeordneten Maria Gabriel gestartet wurde, zielt darauf ab, Leser jeden Alters dazu zu animieren, wieder zu den Büchern zu greifen. Die neuen Preisträger werden das Europäische Parlament in Brüssel besuchen. Dabei werden sie auch von jenen Lesern begleitet, die 2015 ausgezeichnet wurden, deren Reise aber wegen Terrorwarnungen in Brüssel vertragt wurde.
„Die Organisatoren der landesweiten Kampagne haben in diesem Jahr beschlossen, alle Preiskandidaten auszuzeichnen, da sie sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert haben – die meisten von ihnen haben im Laufe des Jahres über 200 Bücher ausgeliehen und gelesen“, erläutert die Direktorin der Sofioter Stadtbibliothek Julia Zinsowa und weiter sagte sie:
„Sie alle verdienen unsere Gratulationen und Auszeichnungen. Der „Leser des Jahres“ der Sofioter Stadtbibliothek hat mit 231 Büchern, die er in 366 Tagen gelesen hat, die Nase vorn. Leser wie er sind Menschen, die in jeder freien Minute zum Buch greifen. Sie begnügen sich aber nicht allein damit, selbst zu lesen, sondern verstehen es auch, ihre Freunde und Bekannten für die Bücher zu begeistern, die sie von uns ausgeliehen haben, so dass diese Leite auch unsere Kunden werden. Und so ist die Zahl unserer Abonnenten auf 41.000 Leser angestiegen. Allein in den ersten zehn Januartagen 2017 wurden bei uns über 10.000 Bücher ausgeliehen. Das ist ein deutliches Signal dafür, dass die Bibliotheken an Popularität und Besucherzahlen zulegen“, freut sich die Direktorin der Sofioter Stadtbibliothek Julia Zinsowa.
Die siebzehnjährige Ekaterina Schulz wurde in der bulgarischen Schwarzmeermetropole Warna zur „Leserin des Jahres 2016“ gewählt. Sie lernt am Mathegymnasium ihrer Heimatstadt. Mit dem Lesen hat sie nach der fünften Klasse begonnen, weil sie sich in Kreisen bewegte, wo man Bücher liebt. Ekaterina sagt, dass der Büchergeschmacksich sich im Laufe der Zeit verändert. Anfangs mochte sie Fantasy-Romane, nun bevorzugt sie klassische Literatur.
„Ich liebe es zu lesen und besuche oft unsere Schulbibliothek. Sie ist sehr schön und kann als Beispiel für die feste Bindung zwischen der Bibliothek als Institution und ihren Lesern dienen. Wir sammeln Geld, damit neue Bücher angeschafft werden können, indem wir Wohltätigkeitsbasare organisieren. Wir bereiten unterschiedliche Gerichte vor, die wir an unsere Mitschüler verkaufen und aus dem Erlös kaufen wir Bücher, wobei wir entschieden, welche Titel wir haben wollen, so dass einerseits der Bücherbestand wächst, andererseits aber auch die Leser zufrieden sind“, erzählt Ekaterina Schulz.
„Das ist ein toller Preis für mich. Lesen ist Freude und Magie zugleich und es ist schön, für etwas ausgezeichnet zu werden, was man in der Regel gern macht“, freut sich eine andere Preisträgerin – Kalojana Slawowa. Auch sie greift gern auf den Bücherfonds der Sofioter Stadtbibliothek zurück und ist die aktivste Leserin, die ihre Bücher Online bestellt.
„Ich mag schöngeistige Literatur und alle Bücher, die mich auf irgendeine Art und Weise ansprechen. Ich lese gern Werke zeitgenössischer Autoren, die in letzter Zeit im Trend sind, wie beispielsweise Jonathan Franzen“, sagt Kalojana Slawowa. „Aber ich lese auch gern Bücher über das Leben, die Menschen, über komplizierte zwischenmenschliche Beziehungen und die Hürden, die die Menschheit in ihrer Geschichte gemeistert hat. Oft können wir uns selbst in den Büchern wiederfinden und sehen, wie Menschen in unserer Lage gehandelt haben. Außerdem bereiten mir die reiche Wortauswahl und der Wortschatz der Autoren eine große Freude. Lesen ist ein Genuss für alle Sinne. Es wird zur Notwendigkeit oder wie es so schön heißt – Lesen ist die einzige erlaubte Droge, von der man ein Leben lang nicht mehr loskommt“, sagt Kalojana Slawowa.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
1847 wurde in der Familie von Christo Iwanow Bankow - einem wachen Mann aus einer alten Familie und einem Meister von Pantoffeln - in einem der Stadtteile von Gabrowo der zweite Sohn - Christo - geboren. Als er erst 12 Jahre alt war, ging der..
Am 27. und 28. Oktober 2024 findet in Berlin eine internationale Konferenz zum Thema „Bulgaristik im Feld der gegenwärtigen Geisteswissenschaft“ statt. Daran beteiligen sich renommierte Wissenschaftler, Lehrer und Künstler aus Bulgarien und..
Der Dokumentarfilm „The Spiritual Mirror of Christian Nessebar“ („Der geistliche Spiegel des christlichen Nessebar“) des Bulgarischen Nationalen Fernsehens BNT wurde bei drei renommierten internationalen Filmfestivals in Brasilien, Georgien und..
Zum 23. Mal entführt das Team des Bansko Film Fest das Publikum mit 75 Filmen aus 39 Ländern in einige der extremsten Gegenden der Welt...