Mischa Maisky braucht nicht weiter vorgestellt zu werden – er gehört zu den besten Cellisten der Gegenwart. Man kann in nur einer Sendung wohl kaum alle seine Erfolge erwähnen, oder all die bedeutenden Musiker aufzählen, mit denen er musiziert hat. Allein seine Lehrer – Rostropowitsch und Piatigorsky flößen Ehrfurcht ein. Es macht ihn glücklich, bei ihnen gelernt zu haben und mit Spitzeninterpreten, wie die Pianistin Martha Argerich zusammen zu musizieren. Jedes Konzert sei ihm wichtig, versicherte Maisky, so auch das Konzert in Sofia. Was die Werke anbelangt, verliebe sich der Cellist stets in das Stück, das er gerade interpretiere. Alles sei eine Frage der Liebe und das habe die Menschheit bereits lange vor den Beatles herausgefunden, unterstrich Maisky. Und das sagt ein Mensch, der wahrlich schwere Momente im Leben bewältigen musste. Erinnert sei an die Tatsache, dass er in Sowjetrussland in ein Arbeitslager gesteckt wurde, weil man befürchtete, er würde emigrieren.
„Es war eine schwierige, aber auch wichtige Periode in meinem Leben“, erzählte uns der Musiker. „Sie hat sich im Grunde genommen positiv ausgewirkt. Ich versuche immer das Positive zu sehen und bin davon überzeugt, dass man das in allen Dingen entdecken kann – ich bin halt wie der Optimist in der Anekdote, für den das Glas halb voll ist. Ich schaffe es natürlich nicht immer, versuche es aber stets. Um ehrlich zu sein, war jene Zeit aber wirklich sehr schwer. Ich bin aber dem Schicksal dankbar, dass ich vor eine solche Herausforderung gestellt wurde – ich habe Lebenserfahrungen gesammelt. Dafür konnte ich das Moskauer Konservatorium nicht beenden. Jetzt bin ich jedes Jahr in Moskau und manchmal sogar öfter. Das erste Mal kehrte ich 1995 zurück – das war nach einer Abwesenheit von 23 Jahren. Lange Zeit lud man mich nicht ein und dann war ich stets stark engagiert. Ich liebe es aber sehr, dort zu spielen. Das Publikum ist bemerkenswert; die Orchester und Konzertsäle sind hervorragend."
„Bereits in meiner Studienzeit habe ich bulgarische Musiker kennengelernt“, erzählt weiter Mischa Maisky. „Die bulgarische Geigerin Stoika Milanowa kenne ich beispielsweise seit langem – mit ihr habe ich das Konzert für Violine, Cello und Orchester von Brahms gespielt. Die bulgarischen Musiker sind ausgezeichnete Professionalisten und sie sind überall in der Welt. Und es sind nicht nur Musiker. Ich liebe Tennis und habe bei der letzten Probe anstatt Noten ein iPad auf dem Notenständer gehabt, um das Halbfinale in Australien verfolgen zu können. Leider konnte ich das Spiel von Grigor Dimitrow am Freitag nicht sehen können – er ist ein bemerkenswerter Tennisspieler, den ich sehr mag.“
Das Symphonieorchester des Bulgarischen Nationalen Rundfunks leitete wie bereits erwähnt, der aus Russland stammende Alexander Zemtsov. Wir fragten ihn, wie er den Weg vom Interpreten zum Dirigenten gefunden hat.
„Wenn man mit hervorragenden Dirigenten zusammenarbeitet, wird in einem der Wunsch wach, das Gefühl zu verspüren, wie es wohl ist, auf der Bühne ohne Instrument in der Hand Musik zu machen“, antwortet Zemtsov. „Vor 10 oder 11 Jahren begann ich mit einer Meisterklasse und setzte dann diese Beschäftigung fort. Ein Freund von mir, ein Engländer, lernte bei dem bekannten Dirigenten und Pädagogen Ilja Mussin und gab mir ein Buch seines Professors. Auch zeigte er mir einige Dinge. Ich würde nicht sagen, dass ich unbedingt ein Dirigent werden wollte. Alles kam wie von selbst. Es ist eine große Verantwortung, mit bedeutenden Solisten auf einer Bühne zu sein. Mit Mischa Maisky habe ich bereits als Musiker zusammengearbeitet – wir haben die Sinfonia concertante für Violine, Viola und Cello in A-Dur (KV 320e) von Mozart interpretiert. Maisky ist ein sehr herzlicher und großzügiger Mensch. Mit einem solchen Solisten spielt auch das Orchester ganz anders zusammen.“
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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