Wie können wir in Stresssituationen und bei Konflikten unsere Gefühle kontrollieren? Das ist eine gute Frage, auf die Generationen von Erforschern der menschlichen Psyche, Pädagogen und nicht selten Schriftsteller eine Antwort gesucht haben. Heute geht man davon aus, dass die Gefühlskontrolle eine Art Intelligenz ist, die jeden Menschen Zeit seines Lebens begleitet. Viele Jahre hindurch wurde die Intelligenz anhand des logischen Denkens bestimmt. Doch dieses kann nicht garantieren, dass man im Leben zurechtkommt. Gefragt sind auch die Emotionen und ihr „Management“.
Gerade in der Epoche der Globalisierung scheint es für jeden Menschen wichtig zu sein, seine Gefühlswelt zu entfalten. Sie können sich als Faktor für den Erfolg im Leben und die Karriere im Beruf erweisen. Unser Erfolg hängt größtenteils davon ab, ob wir die Signale zu deuten verstehen, die uns unsere Mitmenschen senden, und ob wir angemessen darauf regieren können.
Ohne hohe emotionale Intelligenz, können viele unserer Vorhaben scheitern, sind die Psychologen überzeugt. Auch müsse man den emotionalen Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern eine besondere Beachtung schenken. Doch um dabei Erfolg zu haben, muss man zuerst die eigene Gefühlswelt beherrschen lernen.
Und damit muss bereits im Kindesalter begonnen werden. In diese Richtung läuft die Ausbildung in der sogenannten Kinder-Akademie „Wie manage ich mein Leben“. „Um den abstrakten Begriff der emotionalen Intelligenz anschaulich zu erklären, bringen wir ihn mit dem Element Wasser in Verbindung. Die Eigenschaften des Wassers kommen den Emotionen und Gefühlen des Menschen am nächsten“, erläuterte Martina Welewa, Pädagogin im Bereich der informellen Bildung.
„Aus einer Umfrage unter Eltern erfuhren wir, dass sie Wert darauf legen, dass ihre Kinder frühzeitig eine verantwortliche Haltung gegenüber ihren Mitmenschen und die Welt, die uns umgibt, einnehmen“, sagt die Expertin. „Das beinhaltet die Gewohnheiten bezüglich Ordnung und persönliche Hygiene. Es ist aber nicht minder wichtig, dass sie den Umgang mit den Erwachsenen und mit Gleichaltrigen lernen. Sie müssen zur Teamarbeit und zum Tragen von Verantwortung für die eigenen Handlungen und Entscheidungen erzogen werden. Wir legen großen Wert auf die Motivierung von außen und von innen und auf die Bewältigung von schwierigen und angespannten Situationen. Laut den Eltern sei es wichtig, dass ihre Kinder lernen, in Konfliktsituationen richtig zu reagieren, die überall und zu jeder Zeit entstehen können. All das hängt mit den Emotionen, ihrer Erkennung und Bewältigung zusammen. Leider werden die wichtigen Fragen in dieser Beziehung nur selten in der Schule angeschnitten.“
Laut Martina Welewa, man sei auf die Idee zur Einrichtung einer Kinder-Akademie nach einer Einschätzung der Auswirkungen der informellen Bildung auf die kindliche Selbsteinschätzung und Psyche gekommen. „Das Wesentlichste in der Bildung ist, dem Kind zu helfen, seine Begabungen zu entdecken und das Gebiet zu finden, in dem diese voll zur Geltung kommen können“, meint die Pädagogin und setzt fort:
„Unsere Akademie soll und darf nicht die Eltern ersetzen – sie sind unersetzlich; ihnen kommt die wichtigste Rolle in der Erziehung eines jeden Kindes zu“, betont Martina Welewa. „Wir sind fest davon überzeugt und organisieren Programme, in denen die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern bewusst an den Fähigkeiten der emotionalen Intelligenz arbeiten. Wir achten sehr auf das Wertesystem in der Familie. Wir helfen den Kindern, ihre Veranlagungen zu entdecken, indem wir sie mit der Natur in Berührung bringen. In unserer Arbeit bildet sie eine Grundlage – mitten in der Natur machen wir die Kinder auf die Botschaften des Lebens und die menschlichen Werte aufmerksam. Wir bringen ihnen bei, wie sie ihre Gedanken und Gefühle in Einklang bringen können. Die Kinder begreifen, dass wir ein Stück Erde, Luft und Wasser in uns tragen; sie spüren, dass wir mit der Natur in enger Verbindung stehen und von ihr abhängen, dass sie uns heilen und uns helfen kann, mit den Problemen und dem Stress fertig zu werden. Auf diese Weise begreifen die Kinder noch besser unsere gegenseitige Bindung.“
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: Privatarchiv
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