Nach seinem internationalen Debüt in Brüssel – um in den EU- und NATO-Zentralen die unerschütterliche und kontinuierliche europäische und euroatlantische Ausrichtung Sofias zu bekunden – und seiner Teilnahme am Malta-Gipfel in Valletta trat Staatspräsident Rumen Radew am Montag auch seinen ersten Staatsbesuch an – in der Bundesrepublik Deutschland. Empfangen wurde er von Bundespräsident Joachim Gauck. Der Staatsbesuch hatte einen betont wirtschaftlichen Akzent. Darauf verwies gleich zu Beginn auch das bulgarische Staatsoberhaupt. Deutschland sei an erster Stelle ein strategischer Wirtschaftspartner Bulgariens, so Radew.
Nach ihrer Unterredung stellten sich beide Staatspräsidenten den Fragen der Journalisten. "Wir haben uns zu aktuellen Themen der EU und unserer beiden Staaten ausgetauscht. Wir teilen gemeinsame Verantwortung und Werte auf dem Weg zu einem starken, prosperierenden und sicheren vereinigten Europa", erklärte der bulgarische Gast. Deutschland interessiere sich für die Herausforderung vor Bulgarien - die Korruptionsbekämpfung, sagte seinerseits Joachim Gauck. "Wir wissen, dass seit langem in dieser Angelegenheit etwas getan wird und hoffen in Kürze auf Ergebnisse", fügte Gauck hinzu. Der Bundespräsident ist übrigens nicht der erste hochrangige Ausländer, der sozusagen "Salz in die Wunde streut". Die gleiche Besorgnis wird bei jedem Treffen bulgarische Politiker mit hochrangigen Führungskräften der EU und anderer Staaten zum Ausdruck gebracht. Staatspräsident Radew war also darauf vorbereitet und erklärte, Bulgarien werde weiter daran arbeiten, um den deutschen Unternehmen ein stabiles und vorhersehbares Geschäftsumfeld zu gewährleisten. "Wir sind fest entschlossen, die Bemühungen aller Behörden, der Zivilgesellschaft und der Parteien zu bündeln, um effizient gegen Korruption und organisierte Kriminalität vorzugehen und klare und transparente Bedingungen für Business in Bulgarien zu schaffen", versprach das bulgarische Staatsoberhaupt.
Radew und Gauck sprachen auch die Frage von mehr Sicherheit für die europäischen Bürger im Kontext der Flüchtlingskrise an. Dabei nutzte der bulgarische Staatspräsident erneut die Gelegenheit um darauf hinzuweisen, dass Sofia längst die Kriterien für die Schengen-Vollmitgliedschaft erfüllt habe, einige Staaten diese jedoch aus rein politischen Gründen hinauszögerten, was nicht annehmbar sei. Zu Recht verwies Radew, Bulgarien unternehme jegliche Anstrengungen zum Schutz seiner, d.h. der EU-Außengrenze mit der Türkei. Um effizienter gegen die Flüchtlingswelle dagegenhalten zu können, brauche Sofia den Zugang zu allen Informationsmassiven des Schengen-Raums.
Der eintägige Staatsbesuch von Rumen Radew in Deutschland fand mit der Eröffnung des Wirtschaftsforums für Bulgarien seinen Abschluss, an dem Vertreter von etwa einhundert deutschen Unternehmen teilnahmen.
Übersetzung: Christine Christov
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