Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Erfinderischer Direktor macht aus einer Dorfschule ein Zukunftsmodell

БНР Новини
Foto: cityzen.bg

Es gibt Menschen, die aus ihren Dienstpflichten eine Mission machen und man geht nicht fehl, sie als Volksaufklärer einzustufen. Einer unter ihnen arbeitet als Direktor der Schule eines kleinen Dorfes in Südwestbulgarien, das kaum mehr als 500 Einwohner hat. Er lehrt den Kindern Anteilnahme und Liebe – den Menschen und der Bildung gegenüber, und sät in ihnen den Keim der Weltoffenheit.

Als im Jahre 2009 Alisch Wakljow, Lehrer für Biologie und Chemie, erfuhr, dass er den Posten des Direktors in der Schule des Dorfes Bel Kamen übernehmen soll, ahnte er noch nicht, dass er sich in eine Art Unternehmer verwandeln muss. Die staatlichen Zuschüsse für die Schulen wurden in Abhängigkeit von den Schülerzahlen gemacht und das verurteile diese Dorfschule, ein armseliges Dasein zu fristen. Damit wollte sich der neue Direktor jedoch nicht abfinden und begann nach verschiedenen Auswegen im Internet zu suchen. Schließlich fand er gleich mehrere Möglichkeiten, um die Gelder für die Schule zu erhöhen. Die Schule bewarb sich um einen muttersprachlichen Englischlehrer aus den Reihen des Friedenscorps, wie auch bei der Stiftung „Amerika für Bulgarien“ mit einem Projekt für einen Informatikraum. Und so begann die Freiwillige Susie Row den Kindern Englisch zu unterrichten und mit dem Geld der Stiftung konnte nicht nur ein Computerkabinett mit 13 Arbeitsplätzen, einer interaktiven Tafel und Multimedia eingerichtet werden, sondern auch ein Videoschirm für den Einsatz in anderen Klassenzimmern, ein Audiosystem, ein LED-Fernseher und eine Videokamera angeschafft und das Schulgebäude zusätzlich renoviert werden.

СнимкаWir haben ein schnelles Internet, so dass die Kinder leichter die Welt kennenlernen können“, erzählt Schuldirektor Alisch Wakljow. „Als eine kleine und arme Schule besaßen wir nur wenige alte und verschlissene Karten. Mit dem Internet ist nun alles anders geworden. Man kann auch die verschiedensten Bildungsportale besuchen, Ausbildungsvideos sehen, Testes an der interaktiven Tafel online lösen… man kann auch Dinge sehen, die wir wegen Mangel an Material nicht zeigen konnten, wie beispielsweise chemische Experimente. Es ist einfach wie in einem Kino…

Die Dorfschule namens „Neofit Tilski“ hat alles in allem 40 Schüler – von der ersten bis zur siebenten Klasse. Gelehrt wird in gemischten Klassen, was dem Lehrer eine hohe Konzentration abverlangt, denn er muss Schülern verschiedener Altersgruppen gleichzeitig unterrichten. Die Mühe lohne sich, denn es hat sich gezeigt, dass die Schüler, die dann ein Gymnasium in einer der Nachbarstädte besuchen, keinerlei Wissenslücken aufweisen. Das ist u.a. auch der Freiwilligen aus den USA zu verdanken, die wohl dem ganzen Dorf neue Welten eröffnet hat.

СнимкаVon ihr haben wir gelernt, dass es nicht ausreicht, die Lehrstunden zu halten und die Hausaufgaben zu kontrollieren“, erzählt weiter Alisch Wakljow. „Man muss mit den Kindern auch außerschulisch arbeiten – in Interessengemeinschaften nach der Schule. Sie hat uns beigebracht, dass man im positiven Sinne des Wortes Gründe schaffen muss, damit die Eltern häufiger in die Schule kommen. Es muss ihr Interesse, was mit ihren Kindern in der Schule passiert, wachgehalten werden; sie müssen als Teil der Schule angesehen werden. Und das finde ich prima!

Daher steht die Schule nun allen Dorfbewohnern offen, die immer häufiger die Computer nutzen.

Ich träume davon, die Schule in ein Gemeindezentrum zu verwandeln, was schon so gut wie passiert ist“, sagt der Schuldirektor. „Es gibt in unserem Dorf nämlich keine andere Einrichtung, die bildende und erzieherische Funktionen hat. Wir besitzen keine Bibliothek, kein Kulturhaus, kein Internet-Café, keinen Rentnerklub, von Theater oder Kino ganz zu schweigen. Wir haben nur diese Schule, in dessen Hof ein Kindergarten steht. Ich träume davon, alles gemeinsam anzupacken, denn schließlich formen wir an der Schule die Zukunft Bulgariens. Eine wichtige Rolle kommt den Eltern zu. Ohne sie verliert die Schule ihren Sinn und wir werden das Ausbildungsziel nie erreichen.

СнимкаAlisch Wakljow ist davon überzeugt, dass wenn es die Schule nicht gäbe, die Hälfte der Kinder keine Bildung erhalten und Analphabeten bleiben würden, wie einige der ältesten Dorfbewohner. Er setzt alles drauf und dran, damit diese Schule in die Liste der geschützten Schulen kommt, die nicht geschlossen werden dürfen. Jedes Jahr bewirbt er sich darum und wird es solange tun, bis er es geschafft hat…

Übersetzung: Wladimir Wladimirow

Fotos: cityzen.bg



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Interessante archäologische Funde bei Sosopol entdeckt

Archäologen haben in der Ortschaft Kawazi bei Sozopol eine Nekropole freigelegt. Das Areal, in dem sie sich befindet, ist Teil der Geschichte von Apollonia Pontica und stammt aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. „Dies ist ein Ort mit..

veröffentlicht am 10.11.24 um 10:15
Foto: Nationales Archäologisches Reservat Deultum - Debelt

Flasche mit Abbildung der Chimära in römischer Nekropolebei Debelt entdeckt

Archäologen haben in einem Grab aus dem 2. Jahrhundert in der südlichen Nekropole der römischen Kolonie Deultum in der Nähe des Dorfes Debelt (in Südostbulgarien) eine sehr seltene und wertvolle Glasflasche entdeckt. Das Besondere daran ist, dass..

veröffentlicht am 09.11.24 um 10:25

Die Stiftung Theodora von Auersperg beginnt ihre Arbeit in Bulgarien

Der Schutz von Tieren und benachteiligten Kindern sowie die Förderung verschiedener kultureller Initiativen sind von grundlegender Bedeutung für die Verbesserung des Lebensumfelds in unserem Land. Die talentierte Pianistin Nadeschda Zanowa..

veröffentlicht am 04.11.24 um 08:40