Penka Kassabowa war eine edle, intelligente, gebildete und temperamentvolle Frau, die als „Pädagogin der Pädagogen“ in die bulgarische Geschichte eingegangen ist. Zugleich hat sie aber auch einen ganz besonderen Platz im Herzen des weltbekannten Basssängers Boris Christow eingenommen. Penka Kassabowa ist im Jahr 2000 für immer von uns gegangen, doch hat sie eine bleibende Spur in der Pädagogik in Bulgarien hinterlassen.
Sie wurde 1901 in Stara Sagora geboren, ihr Vater war Lehrer. Als Kind träumte sie davon, Astronomin zu werden, doch hat sie später Pädagogik in den USA studiert (National College of Education, Chichago Kindergarten College). Bis zu ihrem Lebensabend meinte sie, sie hätte es nie bereut, dass sie sich für die Kinder entschieden und hingebungsvoll ihren Beruf ausgeübt hat. Aus diesem Grund läuft auch die Exposition, die vor wenigen Tagen im Boris-Christow- Museum in Sofia eröffnet wurde, unter dem Motto „Hingabe“. Ihre Autorin ist die Museumsdirektorin Elena Drogostinowa, die mit Hilfe von Fotos und Texten aus Büchern von Penka Kassabowa interessante Einblicke in deren Leben gibt.
„Penka Kassabowa ist vor allem als die große Liebe von Boris Christow bekannt. Sie lernten sich 1937 kennen. Am 1. März 1938 beschenkten sie sich gegenseitig mit einer Marteniza und dabei kam es zu ihrem ersten Liebesbekenntnis. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, die Ausstellung am 1. März zu eröffnen,“ erzählt Elena Dragostinowa. „Bis zu ihrem 92. Lebensjahr hat Penka Kassabowa alle Triumphe und dramatischen Momente in der Weltkarriere von Boris Christow dokumentiert. Sie hat Zeitungsausschnitte aus der heimischen und ausländischen Presse gesammelt und so ihr Tagebuch gestaltet, das sie der bekannten Dichterin Leda Milewa vermacht hat – der Tochter ihres Bruders Geo Milew. Dabei hatte sie den Wunsch, dass dieses Tagebuch erst dann veröffentlicht wird, wenn auch die letzte Person, von denen darin die Rede ist, nicht mehr am Leben ist. Leda Milewa hat diesen Wunsch befolgt und das Tagebuch erst 2014 unter dem Titel „Liebe und Talent“ veröffentlicht. Bedauerlicherweise ist sie kurz darauf verstorben. Ihre Schwiegertochter Violetta Zonewa setzte aber ihr Werk fort und sammelte den ganzen Nachlass von Penka Kassabowa. Einen Teil dieser Archive hat sie dem Bildungsmuseum in Gabrowo vermacht, einen anderen – dem Boris-Christow-Museum in Sofia. Da ich der Meinung war, dass es an der Zeit ist, diese Erinnerungen zu teilen, habe ich ein Projekt entworfen, das eine Subvention vom Kulturministerium erhalten hat. Das Werk von Penka Kassabowa als „Pädagogin der Pädagogen“ ist ein ganzes All, so dass wir die Exposition noch bereichern werden“, sagt Elena Dragostinowa.
Als sie 18 Jahre alt war, besuchte Penka Kassabowa auf Bestehen ihres Vaters einen Kurs für Kinderlehrer, der von Elisabeth Clarke geleitet wurde. Sie war die Tochter des ersten amerikanischen Missionars in Bulgarien, hat den ersten Amerikanischen Kindergarten in Bulgarien und eine Schule für Pädagogen dazu eingerichtet.
„Penka Kassabowa kam nach Sofia und nahm hier ihr Studium auf. Später hat sie selbst viele Pädagogen ausgebildet. „Die Hand, die die Wiege schaukelt, regiert die Welt“, pflegte Elisabeth Clarke zu sagen und diesen Leitgedanken hat sich Penka Kassabowa auf die Fahne geschrieben und unermüdlich für eine festere Bindung zwischen Kindern, Eltern, Lehrern, Gemeinschaft und Staat eingesetzt. Nachdem sie die Universität in den USA absolviert hat, kehre sie in die Heimat zurück und gründete eine Reihe von Kindergärten in ganz Bulgarien, darunter auch Sommer-Kindergärten in einigen Dörfern. Ihrer Ansicht nach durfte der Kindergarten nicht die Schule ersetzen. Sie war fest davon überzeugt, dass man den Kindern durch Musik und Spiele die wichtigsten ethischen Werte vermitteln und sie auf die Schule vorbereiten muss. Ein Leben lang war sie darum bemüht, die Gaben und Talente ihrer Zöglinge zu entdecken und ihnen zu helfen, den passenden Beruf zu finden. Das tat sie dann auch mit einem jungen Juristen – dem künftigen Opernstar Boris Christow. Sie führte ihn in ihre Kreise, machte ihm Mut, das Jurastudium aufzugeben und nach Italien zu reisen, um dort Gesangskunst zu studieren. Dabei war ihr bewusst, dass sie sich selbst so dem Alleinsein und der Einsamkeit verschreibt. Es gibt da ein Foto von ihrem Namenstag, als ihr Boris Christow gerade einen schönen Ring geschenkt hat und sie hält ihre Hand so, dass ihn alle sehen können. Viele andere bewegende Momente sind in diesen Aufnahmen festgehalten. Ich habe diese Ausstellung „Hingabe“ genannt, weil Penka Kassabowa Boris Christow und ihre Arbeit als Pädagogin wirklich hingebungsvoll geliebt hat. Sie ist wenige Monate vor ihrem 100. Geburtstag verstorben. Die letzte Aufschrift in der Ausstellung stammt aus einem ihrer Bücher: „Ich habe davon geträumt, Astronomin zu werden, doch habe ich die Sterne hier auf Erden entdeckt – in der Gestalt der Kinder, dieser reinen Seelen. Ich habe begriffen, dass ich dazu auserkoren war, Kinder und künftige Persönlichkeiten zu erziehen.“
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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