„Am Freitag werden wir im Saal des Zentralen Militärklubs in Sofia ein Programm ausschließlich mit bulgarischen Werken bieten“, erzählt der Dirigent der Sofioter Solisten. „Wir werden eines der schwierigsten bulgarischen Werke – die 4. Symphonie von Alexander Rajtschew spielen. Dieses Werk hat er übrigens speziell für unseren Klangkörper komponiert. Damit wollen wir den 95. Jahrestag der Geburt dieses Komponisten vermerken. Ins Programm haben wir ferner das Konzert für zwei Violinen und Orchester von Michail Pekow und das beeindruckende Adagio von Krassimir Kjurktschijski aufgenommen. In meinen Augen ist die Negierung des künstlerischen Musikschaffens unseres Landes ein großes Problem. Mittlerweile sind sogar Partituren verlorengegangen, andere wiederum sind nur fragmentarisch erhalten. Wenn man sich die Konzertprogramme der bedeutenden Orchester in der Welt betrachtet, wird man erkennen, dass darin die jeweilige nationale Musik neben der Musik des 20. Jahrhunderts einen festen Bestandteil bildet. Die zeitgenössische Musik ist nicht einzig die Sprache der Tanzmusik und der kurzen Formen. Sie ist auch die Sprache der nichtelitären Musik. Man braucht natürlich eine musikalische Vorbildung, um sie zu begreifen, sie ist aber dennoch nicht elitär. Ich hege die Hoffnung, dass Bulgarien den unserer Musik gebührenden Platz neben den anderen europäischen Ländern einnehmen wird. Wir besitzen im Grunde genommen ein größeres Potential, als wir zur Schau stellen. Unsere Auslandskonzerte haben immer großen Erfolg. Häufig fragt man: „Wie ist es möglich, dass sie ein solch hervorragendes Orchester haben?“ Ich meinerseits entgegne stets: „Und was wissen sie über Bulgarien und die bulgarische Musikkultur?“
An dieser Stelle soll daran erinnert werden, dass das Kammerensemble „Sofioter Solisten“ 1961 gegründet wurde. Damals fanden sich junge Streicher des Sofioter Opernhauses zu einer Probe ein. Ein halbes Jahr später gaben sie bereits ihr erstes gemeinsames Konzert. Vor wenigen Tagen jährte sich ihr erster großer Publikumserfolg zum 55. Mal.
„Bereits am Anfang war es ein berufsmäßiger Klangkörper, der bis heute großen Wert auf Professionalismus legt und deshalb weiterhin erfolgreich ist“, sagt der Dirigent Plamen Dschurow. „Die Arbeit läuft wie in einem Streichquartett ab. Zu Beginn wurde sogar aufgeteilt in drei Quartette geprobt. Die präzise Arbeit an den Details ist bis heute ein Leitprinzip. Von jedem Musiker wird Feingefühl abverlangt, was auch das Publikum heraushören muss. Gleich das erste Konzert, das die „Sofioter Solisten“ gaben, wurde zu einem Erfolg, nicht einzig wegen der hochkarätigen bulgarischen Solisten. Die Leitung hatte Prof. Wassil Kasandschiew übernommen, der geradezu minutiös an der Interpretation der Werke feilte. Diese penible Auseinandersetzung mit der Musik ist eigentlich jedem Musiker eigen, der etwas auf sich hält. Danach übernahm Emil Tabakow die Leitung der „Sofioter Solisten“. Für ihn gibt es keine musikalischen Geheimnisse – als Dirigenten, als auch als Komponisten. Interessant ist, dass bisher alle Leiter der „Sofioter Solisten“ gleichzeitig auch Komponisten waren und sind. Ich kann es mir nicht erklären, warum das so ist, es ist aber eine Tatsache. Nunmehr leite ich diesen Klangkörper und meine Aufgabe besteht darin, die Traditionen fortzusetzen, was wirklich eine überaus verantwortungsvolle Aufgabe ist.“
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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