Wenn man in einer kosmopolitischen Metropole wie New York Erfolg haben will, muss man sich gegen die Besten der Welt behaupten und sie im fairen Wettstreit besiegen. Wenn darüber hinaus unzählige Trainingsstunden Wettkämpfhärte und Siegeswillen ausgeprägt haben, bleibt einem nichts anderes übrig, als in die Arena zu treten und zu kämpfen.

Als die Gymnastin Silvia Tasewa vor zehn Jahren nach New York fliegt, um dort Urlaub zu machen, hat sie nicht einmal daran gedacht, irgendwann einmal den amerikanischen Traum zu leben.

Aufgrund des strengen Trainings- und Ernährungsregimes von Trainern Neschka Robewa in ihrer Kindheit, hatte Sivlia eigentlich genug von Rhythmischer Sportgymnastik. Das Schicksal geht jedoch seine eigenen Wege und konfrontiert die Bulgarin erneut mit ihrem einstigen Albtraum - diesmal jedoch auf der anderen Seite und mit der Herausforderung, die raue Manier der vielen Stunden in der Trainingshalle zu ändern. Es folgen Jahre, in denen die strenge Trainerin begreift, dass die ihr bekannten Methoden nichts für ein fremdes Land sind. Die Achtung ihrer Gymnastinnen gewinnt sie mit der Devise; "Man erhält das, was man gibt!"

Nachdem sie eine US-Amerikanerin auf Weltniveau führt und die Nationalmannschaft von Puerto Rico nach vorne bringt, hat sich ihr Traum nun endlich erfüllt.

"Im Sommer 2016 habe ich endlich in New York meinen Privatklub für Rhythmische Sportgymnastik eröffnet", schwärmt Silvia Tasewa. "Das ist ein großer Sieg für mich, da New York eine der schwierigsten Städte ist. Hier braucht es viel Arbeit und Prestige, um erfolgreich zu sein. Ich habe mit wenigen Kindern begonnen, heute sind es bereits über 40. Sehr zu meiner Freude habe ich bereits bulgarische Kids in meinem Team. Davon habe ich in meiner zwölfjährigen Trainerlaufbahn immer geträumt und bin sehr stolz darauf. Auf diese Weise popularisiere ich einerseits die bulgarische Gymnastik in Übersee und begeistere andererseits junge Bulgaren dafür. Diese Kinder werden nicht nach Bulgarien zurückkehren, doch sie werden die Nische fühlen, mit welcher ich dazu beitrage, dass sie ihre Wurzeln nicht vergessen. Und ich werde versuchen, ihnen das beizubringen, was mir selbst beigebracht wurde."

Silvia Taseva ist eine erfolgreiche Sportlerin und Trainerin. Sie ist fünffache Landesmeisterin der Rhythmischen Sportgymnastik, Goldmedaillengewinnerin bei Vereinsweltmeisterschaften und hat EM-Bronze in ihrer Medaillensammlung. Darüber hinaus besitzt die charmante Bulgarin mehrere Preise von Schönheitswettbewerben. Auf diesen wurde sie vom Designer Ander Aquino entdeckt, dem Produzenten der Modewoche in New York. Er lud sie dazu ein, dort mit einer Gymnastikshow aufzutreten.

"Alles begann damit, dass die Tochter von Madonna Lola mit ihren Bodygards und ihrem Kindermädchen bei uns auftauchte", erinnert sich Silvia Tasewa. "Die ersten Tage waren wir nicht sicher, ob sie es wirklich ist, da alles sehr inkognito vonstatten ging. Bis zu einer Show in der Halle, zu welcher natürlich auch alle Eltern eingeladen waren. Da habe ich dann Madonna kennen gelernt. Von Lola und ihren Geschichten habe ich sehr viel über die Pop-Ikone gelernt und bin beeindruckt, wie anspruchsvoll sie gegenüber ihrer Tochter ist und wie viel Disziplin sie ihr abverlangt. Obwohl sie die Tochter einer Berühmtheit ist, ist sie ein wunderbares Kind - ausgesprochen intelligent und mit Hochachtung gegenüber den Menschen, die mit ihr arbeiten."

Silvia fühlt sich wohl in ihrer Haut und weiß nicht, ob sie eines Tages nach Bulgarien zurückkehren wird. Das Leben in New York hat sie verändert.

"Ich bin offener geworden, mir sind keine Grenzen gesetzt, Vielleicht sehe ich gerade deshalb Dingen ins Auge, die mir nicht gefallen", meint Silvia Tasewa. "Ich muss nicht den Erwartungen der Menschen in meinem Umfeld genügen, sondern mache dass, was ich kann und mir gefällt. Darüber hinaus bin ich nicht mehr so verschlossen und schüchtern. Vielleicht macht das ja den Unterschied aus."

Übersetzung: Christine Christov

Fotos: roguerhythmics.com