Der Schauspieler Nikolaj Nikolaew ist der Liebling gleich mehrerer Generationen. In der letzten Zeit schlüpft er immer häufiger in die Rolle des Clowns Dr. Koko und unterhält mit Scherzen und Zauberkunststücken schwerkranke Kinder im hauptstädtischen Unfallkrankenhaus „Pirogow“.

Er hat zusammen mit einer Reihe anderer heute populärer Schauspieler an der Akademie für Schauspiel- und Filmkunst in Sofia studiert. Bis zur Wende in Bulgarien von 1989 spielte er am Nationaltheater „Iwan Wasow“, danach reiste er nach Italien und arbeitete einige Jahre im größten dortigen Zirkus als Clown.

„Als ich 60 Jahre alt wurde, zog ich einen Schlussstrich und verabschiedete mich nach 28 Jahren Arbeit von der Bühne und dem Theater und beschloss, die Kunst des Clowns zu erlernen“, sagte uns der Schauspieler.

„Ich bin ein glücklicher Mensch. Vor 8 Jahren wurde ich an Krebs operiert und nachdem ich das Krankenhaus verließ, beschloss ich, mein restliches Leben den kranken Kindern in Bulgarien zu widmen. Ich gründete die bislang einzige Klinik im Land für Lach- und Psychotherapie. Wir kümmern uns um die kleinen Patienten im hauptstädtischen Unfallkrankenhaus – es sind Kinder aus dem ganzen Land. Die Ergebnisse sind beeindruckend. Es stellte sich heraus, dass die Kinder bereits 5 bis 6 Tage früher das Krankenhaus verlassen können. Ich habe mir eine Behandlung ausgedacht, die ich sogar als Patent angemeldet habe. Sie hat mit den Clownaden in den anderen Krankenhäusern nichts zu tun. Man macht einfach das nach, was in den Krankenhäusern in Westeuropa organisiert wird. Dort gibt es fest angestellte Krankenhaus-Clowns. Sie gehen von Zimmer zu Zimmer, machen ihre Scherze und Zauberkunststücke und gehen wieder. Für gewöhnlich tragen sie einen Arztmantel, eine rote Clown-Nase, haben ein Stethoskop und Spritzen und jagen den Kindern eher Angst ein. Mein System ist ein anderes. Mit meinem Partner sagen wir, dass wir Ärzte-Clowns sind und schon beginnen die Kinder zu lachen. Dann machen wir einige Zauberstücke, die wir speziell als Genesungszauber ausgeben und die Kinder sind begeistert. Außerdem betreibe ich eine Wassertherapie – d.h. ich bringe den Kindern bei, einfach sauberes Wasser zu trinken. In den Krankenhäusern, wie auch in allen anderen Einrichtungen werden ausschließlich kohlensäurehaltige Getränke angeboten, die Süßstoffe und anderen Zusätze enthalten, die alles andere als gesund sind. Da man ihren Verkauf nicht verbieten kann, habe ich mir einen Trick einfallen lassen. Ich reiche den Kindern ein Glas Wasser und sage ihnen, dass das der größte Preis für sie ist, weil wir Menschen hauptsächlich aus Wasser bestehen. Ich erkläre ihnen, dass wenn sie beispielsweise laufen und aus diesem Grund schwitzen, aus ihren Poren Schweiß austritt, der wie durchsichtige Wasserperlen aussieht und nicht wie eines der klebrigen kohlensäurehaltigen Erfrischungsgetränke. Das sei ein Beweis, sage ich, dass man klares Wasser trinken muss.“

Der Schauspieler ist mit seinen Wasser-Experimenten einen Schritt weitergegangen. Zusammen mit dem bulgarischen Physikprofessor Schiwko Schelew hat er eine spezielle Apparatur zur Messung des Wassers gebaut. Ermittelt wird die Struktur von ganz gewöhnlichem Wasser und von Wasser, das Kinderlachen und Kinderliedern ausgesetzt wurde. Das Experiment wurde sowohl in Sofia, als auch in Straßburg vorgeführt. Das Ergebnis: das Lachen erhöht die Heileigenschaften des Wassers.

„Wir verteilen an die Kinder je ein Glas mit Wasser, dass sie in den Händen halten“, erzählt Nikolaj Nikolaew. „Wir ermitteln die Struktur des Wassers zu Beginn und nach der Beschäftigung mit den Kindern, bei der wir Anekdoten erzählen, Rätsel aufgeben und zusammen singen. Wir haben experimentell nachgewiesen, dass das Lachen, die Musik und die gute Laune der Menschen vom Wasser gespeichert wurden. Lachen lädt einen Menschen positiv auf und macht ihn entsprechend gesünder und arbeitsfähiger. Es gibt aber auch ein Lachen, das eine negative Wirkung hat. Es gibt einen populären Showmaster in Bulgarien, der sich auf sarkastische Weise über Politiker und Menschen der verschiedensten Berufe lustig macht. Ich mag dieses Lachen nicht – es ist böswillig und schädlich. Seit der Wende in Bulgarien – nunmehr sind schon 27 Jahre vergangen, ist unser Land in die negative Statistik abgerutscht: wir stehen an führender Stelle hinsichtlich Armut, Krankheiten und Korruption. Es macht mich besonders traurig, dass wir auch hinsichtlich des Mordes an Kindern und Kinderselbstmorden Spitzenpositionen einnehmen. Als ich diese Tatsache erfuhr, habe ich mir zur Aufgabe gestellt, mich um die psychische Gesundheit so vieler Kinder wie möglich zu kümmern. Unsere Kinder leiden an Übersättigung mit Computerspielen, falscher Moral und hässlichen Fernsehsendungen.“

Haben sich die Bulgaren verändert? Warum lachen sie immer seltener? Liegt es daran, dass sie nichts mehr zu lachen haben?

„Es ist ein spürbarer Unterschied im Lachen der Bulgaren zu bemerken“, meint der Lach-Therapeut. „Die Veränderung hat sich nicht erst vor 20 Jahren, sondern viel früher – vor mehr als 60 Jahren eingestellt. Die älteren Menschen aus meinem Heimatdorf erinnern sich noch daran, wie man völlig unbekannte Menschen bei sich aufgenommen hat zu übernachten, die es ins Dorf verschlagen hat und die keine Bleibe gefunden hatten. Man lachte früher über ganz andere Dinge – heute ist es eher ein schadenfreudiges Lachen. Die Moral der Menschen ist dran schuld, die heutzutage eine andere ist.“

Übersetzung: Wladimir Wladimirow

Fotos: BGNES