Am frühen Morgen des Georgstages werden Romantiker aus ganz Bulgarien eine Zeitreise antreten, um mit der Schönheit der Natur und der Reinheit der menschlichen Seele in Berührung zu kommen. Die Reise beginnt mit einer Fahrt mit einer Schmalspurbahn; Ausgangspunkt ist der Bahnhof der südwestbulgarischen Stadt Septemwri. Während der Zug gemächlich seine Fahrt durch die Thrakische Ebene und dem Tal von Tschepintzi in Richtung der zwischen den Gebirgen Rila und Rhodopen eingebetteten Stadt Jakoruda antritt, werden die Gastgeber aus dieser Kleinstadt auf den nahen Wiesen Zelte aufspannen und die Tafeln für die Gäste decken.
Das zweite Jahr in Folge wollen Bürger von Jakoruda den Georgstag mit Menschen aus Nah und Fern gemeinsam begehen. Organisator dieses liebevollen Festes ist die Bürgervereinigung „Pro Schmalspurbahn“, die sich vorgenommen hat, das Treffen in eine Tradition zu verwandeln.
„Die meisten Bulgaren, denen Jakoruda überhaupt etwas sagen sollte, bringen die Stadt einzig mit seiner bulgarisch-mohammedanischen Bevölkerung in Verbindung“, erzählt Christian Waklinow von der Vereinigung „Pro Schmalspurbahn“. „Sie haben aber Unrecht, denn die Stadt hat eine überaus reiche Geschichte, die in die Zeit der antiken Thraker zurückreicht. Es ist eine Stadt des friedlichen Zusammenlebens von Bulgaren unterschiedlichen Glaubens. Es ist bezeichnend, dass sich zum Georgstag im Hof einer der ältesten Kirchen der Stadt, der Georgskirche, sowohl Christen, als auch Moslems einfinden, und zusammen das Fest begehen. Es wird eine Opferlammsuppe verteilt und es herrscht ein fröhliches Beisammensein, denn zu diesem Festtag kehren die Gastarbeiter wieder heim und die Familien sind wieder vereint. Mit unserer Initiative wollen wir zum Ausdruck bringen, dass wir einig und gute Menschen sein müssen. Nichts darf uns spalten; das gilt besonders für die heutige Zeit, in der wir leben.“
Die Touristen kommen bereits in der Schmalspurbahn mit der örtlichen Kultur in Berührung, denn unter den Reisenden sind viele bulgarische Mohammedaner, die nach Hause zurückkehren. Man fragt sie aus, wie sie in einer solchen, wenn auch schönen Gegend leben können, die kaum erschlossen ist?
„So ist es halt in den Rhodopen – überall Weiden und ab und zu Katen, kleine Gehöfte oder Dörfer, in denen wenige Dutzend Menschen leben“, erzählt Christian Waklinow weiter. „Die Menschen in dieser Region sind friedfertig, kommen, selbst im Winter, meist ohne elektrischen Strom aus und die einzige Verbindung mit der Welt stellt die Schmalspurbahn dar. Wenn man zum ersten Mal mit ihrer Welt in Berührung kommt, meint man, in den Anfang des vergangenen Jahrhunderts versetzt zu sein. Die Menschen ernähren sich vom Verkauf selbst produzierter Milch. Jeden Tag sieht man, wie magere Frauen auf ihren Rücken 50 bis 60 Liter zum einzigen Bahnhof in der Gegend schleppen. Von den einzelnen Gehöften bis zu ihm sind es zuweilen mehrere Kilometer. Sie brechen noch im Dunkeln auf, im Sommer, wie auch im kalten und verschneiten Winter. In den Augen der Touristen ist das eine aufregende Sache. Und obwohl die Menschen in den Rhodopen genauso Bürger Bulgariens und der Europäischen Union sind, bestehen zwischen ihnen enorm große Unterschiede.“
Christian Waklinow erinnert sich mit großer Aufregung an das Georgsfest des vergangenen Jahres, als sich zum ersten Mal Gäste und Einheimische auf den Wiesen nahe Jakoruda trafen und zusammen feierten. Bekannte und Unbekannte aßen von der Opferlammsuppe, tanzten gemeinsam Reigen und verabschiedeten sich am Ende des Festes mit Tränen in den Augen und dem Versprechen, sich in genau einem Jahr wiederzusehen.
„Die hiesigen Einwohner haben sich, wenn auch bescheiden jedoch herzlich auf das Treffen vorbereitet“, erzählt Christian Waklinow. „Sie werden die Gäste bereits am Bahnhof empfangen und zu den aufgeschlagenen Zelten begleiten, wo die Tische mit allerlei Speisen gedeckt wurden. Die Gäste sollen sich keine Sorgen machen; auch wenn es regnen sollte, wird keiner draußen übernachten müssen. Das ist ein Ausdruck der hiesigen Gastfreundschaft, die wir Städter seit langem vermissen. Leider! Wir sind kaltherzig und eigenbrötlerisch geworden, doch die Menschen von Jakoruda sind noch anders. Sie stehen an den Fenstern und weinen vor Freude, dass sich in ihrer Stadt etwas Schönes tut. Sie machen alles für ihre Gäste aus innerer Überzeugung heraus, dass es so sein muss und fühlen sich glücklich dabei.“
Als im vergangenen Jahr über 200 Menschen aus dem Zug stiegen, meinte einer der hiesigen Greise, dass das Städtchen in seiner ganzen bisherigen Geschichte noch nie so viele Gäste gesehen habe. Der Funken sprang aber schnell über und es kam ein Zusammengehörigkeitsgefühl auf, jene Gemeinsamkeit machte sich breit, die nichts mit den hohlen Reden der Politiker zu tun hat. Alle öffneten den Nächsten ihre Herzen und sandten und empfingen einen Hauch menschlicher Wärme.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: tesnolineikata.com und Jakoruda DNES
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