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„Bulgarische Tschechen“ sorgen im wiedererstandenen Bulgarien für europäischen Geist und Stil

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Etliche heutige Architekturperlen, die unmittelbar nach der Befreiung Bulgariens von der Jahrhunderte währenden osmanischen Fremdherrschaft 1878 in den Städten des Landes entstanden, sind zum großen Teil tschechischen Architekten und Bauhandwerkern zu verdanken. Mit einem Dankbarkeitsgefühl nennt man sie heute „bulgarische Tschechen“, weil die meisten von ihnen in Bulgarien eine zweite Heimat fanden und ihre Nachkommen bis heute hier leben.

Nach der Neugründung Bulgariens begann man, die orientalische Zurückgebliebenheit zu überwinden und vor allem das Antlitz der Städte nach europäischem Vorbild umzugestalten. Dazu benötigte der junge Staat jedoch Hilfe von außen, denn es fehlte hierzulande an akademisch geschulten Fachkräften. Und so wurden vor allem Tschechen ins Land geholt, die mit Fleiß und Intellekt maßgeblich zum Aufbau des Staates beitrugen. Unter ihnen waren Wissenschaftler, Ingenieure, Architekten, Bauhandwerker, Drucker, Bierbrauer und nicht an letzter Stelle Künstler.

Jeder leistete seinen Beitrag auf der Grundlage seines Faches“, erzählte uns Darina Biljarska, Expertin des Staatsarchivs. „Die Tschechen haben jedoch nicht einzig ihr Wissen und Können eingebracht, sondern auch ihre ganz persönlichen Eigenschaften als Menschen. Ihre Leistungen in Wissenschaft und Kultur können nicht zur Genüge gelobt werden.

Das Staatsarchiv widmete den „bulgarischen Tschechen“ eine Sonderausstellung mit Fotos und Dokumenten, die an einige der hervorragendsten Persönlichkeiten und ihr Werk erinnert. Zuvor war diese Ausstellung in der Nationalbibliothek in Prag zu sehen, wo sie auf großes Interesse stieß.

Welche sind die wohl bedeutendsten Tschechen, die in Bulgarien gewirkt haben?

Genannt seien die Gebrüder Prošek, die eine der modernsten Bierbrauereien in Bulgarien aufgebaut haben“, antwortet Darina Biljarska. „Sie haben sich auch als Baumeister und Bauunternehmer einen Namen gemacht – von ihnen stammen die Adler- und die Löwenbrücke in Sofia. Das Antlitz Sofias hat wiederum der Architekt Václav Kolář maßgeblich mitbestimmt, der die Projekte für das Wassil Lewski Denkmal, das Militärkasino, den Hauptbahnhof und den ersten Bebauungsplans der Stadt schuf. Die meisten bedeutenden Gebäude Sofias aus den Anfangsjahren des wiedererstandenen Staates stehen mit Tschechen im Zusammenhang. Das gilt auch für die zweitgrößte Stadt Plowdiw, wo neben dem Bebauungsplan auch etliche der Architekturperlen von Josef Schnitter stammen. In Warna wiederum wirkte der international anerkannte Parkgestalter Anton Novak.

Der junge bulgarische Staat engagiert jedoch nicht einzig begabte Architekten und Bauhandwerker, sondern auch Wissenschaftler und Künstler. Erwähnt seien der Historiker Konstantin Jireček, die Archäologen Karel und Hermengild Škorpil, die Maler Jan Václav Mrkvička und Jaroslav Věšín, der Theaterregisseur Josef Šmaha… Viele tschechische Intellektuelle haben in Bulgarien eine zweite Heimat gefunden und fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Ihre Liebe zu Bulgarien ist nicht unentdeckt geblieben, man zollte ihnen Hochachtung und sie erhielten bereits zu Lebzeiten viele Auszeichnungen. Heute tragen etliche Straßen und Plätze ihren Namen. Und dennoch! An dieser Stelle wollen wir an die Worte von Konstantin Jireček erinnern, der sagte: „Wir, die wir das Können besitzen, geführt von den Unwissenden, mach zur Freude der Undankbaren das Unmögliche möglich. Wir haben mit derart wenig Mitteln in so langer Zeit so viel geleistet, dass wir bereits dazu qualifiziert sind, aus dem Nichts etwas zu schöpfen“.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow

Fotos aus der Ausstellung: Diana Zankowa



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