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100. Jahre seit der Geburt von Leutnant Nedeltscho Bontschew

СнимкаEs gibt wohl kaum einen Bulgaren, dem die Tapferkeit der bulgarischen Flieger in den Zeiten des Zweiten Weltkrieges kein Begriff sind. Bis heute erzählt man sich Geschichten über die schweren Jahre damals. Die Hauptstadt Sofia und andere Städte wurden von der Luft aus angegriffen und schwer bombardiert. Allein in Sofia verloren mehr als 2.000 Menschen ihr Leben und zerstört wurden fast 13.000 Gebäude. Neben der auf dem Boden stationierten Luftabwehr, waren auch Flugzeuge im Einsatz, die sich jedoch nur schwer gegen die rund 2.500 Kampfflieger und Bomber durchsetzen konnten, die die Alliierten aufbrachten. Ihnen stellten sich lediglich etwa 80 bulgarische und 30 deutsche Flieger entgegen. 23 Verteidiger des Himmels über Sofia ließen ihr Leben, darunter Dimitar Spissarewski, dem man den Beinamen „lebendiges Torpedo“ gab. Als er in einem Abwehrgefecht nach dem Abschuss eines B-24-Bombers ohne Munition blieb, bohrte er sich in den Leitbomber der Formation und zerstörte ihn...
Spissarewski ist zu einer Legende geworden, doch wenige wissen, dass es auch andere „lebendige Torpedos“ gab. Unter ihnen ist Leutnant Nedeltscho Bontschew . Am 17. April 1944 geriet er in eine ähnliche Lage wie Spissarewski und es blieb ihm nichts anderes übrig, als den Feind zu rammen. Er überlebte jedoch den Zusammenstoß, fand jedoch ein halbes Jahr später den Tod, dessen Umstände bis heute ungeklärt sind.
Am 21. Juni jährt sich sein Geburtstag zum 100. Mal.


Nedeltscho Bontschew wurde am 21. Juni 1917 in Sofia geboren. Nachdem er, wie Dimitar Spissarewski, das elitäre Zweite Knabengymnasium in der bulgarischen Hauptstadt beendete, ging er zur Königlichen Militärschule. Weiterbildungen genoss er in Italien und Deutschland. In Karlowo beendete er dann die Schule für Militärflieger. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges beteiligte er sich an der Luftabwehr Sofias.

B-17 Flying Fortress

Wenige Monate nach dem tragischen Tod seines Kameraden Dimitar Spissarewski griff er in einem Einsatz eine Boeing B-17 an – ein Flugzeug, das als „fliegende Festung“ bezeichnet wurde. Im entscheidenden Moment versagte das Maschinengewehr seines Flugzeuges, er befand sich aber schon viel zu nah am Feind, um ungeschoren davonzukommen und so rammte er das feindliche Flugzeug. Beide Maschinen verloren schnell an Höhe, Bontschew konnte sich jedoch rechtzeitig von den Gurten befreien und seinen Fallschirm öffnen. Er landete in einer großen Schneewehe in der Umgebung des Dorfes Studena bei Pernik. Bauern retteten ihn vor dem Erfrieren; wegen der Lungenentzündung, die er sich geholt hatte, wurde ihm untersagt, sich an weiteren Einsätzen zu beteiligen. Nichtsdestotrotz verließ er das Krankenhaus und kehrte zu seiner Staffel zurück. In der Zwischenzeit kamen in Bulgarien die Kommunisten an die Macht und Bulgarien war kein Verbündeter der Achsenmächte mehr. Die neuen Einsätze wurden gegen den einstigen Verbündeten Deutschland geflogen. In der Nähe des Dorfes Strazin (heute Republik Mazedonien) wurde bei einem dieser Einsätze sein Flugzeug abgeschossen. Erneut konnte sich Leutnant Bontschew mit dem Flugschirm rennen, er wurde jedoch auf dem Boden problemlos gefangen genommen, weil er keine Waffe bei sich trug – auf Anordnung der neuen Macht, die den ehemaligen königlichen Offizieren nicht traute, hatten alle Flieger ihre persönlichen Waffen abgeben müssen. Nach dem Vorfall mit Bontschew wurde der Befehl zwar wieder aufgehoben – für ihn war es jedoch schon zu spät...
Das weitere Schicksal von Nedeltscho Bontschew ist ungeklärt. Es liegen Hinweise vor, dass er in einem Kriegsgefangenenkonvoi in Österreich oder Süddeutschland erschossen worden ist, weil er in einem Streit seine Ehre als bulgarischer Offizier verteidigt hat.

Gedenkstätte auf dem Sofioter Zentralfriedhof für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen bulgarischen Piloten; der Name von Nedeltscho Bontschew ist auf der untersten linken Platte vermerkt

In die bulgarische Militärgeschichte ist er als solcher eingegangen – ein Mann der Ehre, der als Militär bis zuletzt seiner Heimat treu gedient hat.

Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow

Fotos: Wikipedia und Privatarchiv des Autors

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