In Staro Schelezare, einem kleinen Dorf in der Nähe von Plowdiw, geht das Leben wie in allen anderen Dörfern in Bulgarien. Die Bauern stehen noch vor Tagesanbruch auf, um ihr Vieh zu weiden. Andere gehen in die benachbarten Städte zur Arbeit und diejenigen, die keine Arbeit haben, setzen sich auf die Bänke vor den Häusern und plaudern über das Leben und die letzten Nachrichten im Dorf. Und dennoch unterscheidet sich Staro Schelezare von allen anderen Dörfern in Bulgarien.
Seit man über das Dorf als eine Freiluftgalerie zu sprechen begann, strömen neugierige Touristen nach Staro Schelezare. Diese „Freiluftgalerie“ verdankt das Dorf dem Maler Wenzislaw Pirjankow. Alle Dorfbewohner kennen ihn und seine Ehefrau Katarzyna, obwohl das Ehepaar nur im Sommer nach Staro Schelezare kommt. Sie leben im polnischen Posen, wo Wenzislaw Pirjankow eine eigene Malerschule gegründet hat. Und seine Studenten bringt er seit bereits fünf Jahren nach Staro Schelezare mit, um an den weißen Fassaden von Häusern und Mauern zu malen.
Die Wandmalereien in Staro Schelezare drücken Ideen und Botschaften aus. Sie zeichnen sich durch ihre Konzeptualität aus, denn durch die Wandbilder interpretieren die Künstler mutig echte Menschen und Ereignisse und lassen das angeblich Unmögliche Wirklichkeit werden. Es ist ungewöhnlich zu sehen, wie der Turm der Dorfkirche bereits dem Londoner Big Ben ähnelt, nur mit Hilfe von Farben und Pinsel.
„Die unmöglichen Dinge werden in Staro Schelezare zu etwas ganz Gewöhnlichem. Auf einer der Zeichnungen z.B. sitzt neben dem hiesigen Zigeuner Iwan der frühere US-Präsident Barack Obama. Und neben der Nachbarin Oma Stefka ist Brigitte Bardot zu sehen“, erzählt Katarzyna Pirjankow. Laut ihr wird Staro Schelezare allmählich zu einem großen Kunstwerk, seine ganze Atmosphäre hat sich verändert.
„Hier in Staro Schelezare gibt es schon eine Hoffnung, deshalb rufen wird die jungen Menschen und Künstler auf, in die Dörfer zurückzukehren“, sagt Katarzyna Pirjankow. „Das Dorf ist eine Quelle von fortschrittlichen Ideen, die sich in der Authentizität verbergen. Wir wollen die Aufmerksamkeit auf die Dorfbewohner ziehen, deshalb organisierten wir Ende Juli eine große Parade mit Losungen wie: „Der Dorf-Futurismus kommt!“ oder „Es lebe die globale Dorf-Kunst!“. Es gab auch absurde und lustige Slogans wie: „In der Stadt beutet der Mensch den Menschen aus. Im Dorf ist es genau umgekehrt.“ Wir Künstler wollen etwas versuchen, was unlogisch oder sogar komisch aussehen mag, aber eigentlich unser gemeinsames Gefühl ausdrückt, dass hier im Dorf ein großes Potenzial für das Wohl der Menschen und für die globale Lösung ihrer Probleme liegt. Im Dorf kann man immer noch etwas finden, das in den Städten bereits vergessen worden ist. Die Menschen hier sind echt. Das fehlt den anderen, in der Unternehmenswelt, wo es immer Interessen gibt und es immer politisch korrekt gesprochen wird. Wir wollen durch die Bilder an den Fassaden zeigen, dass die Dorfbewohner auch Helden von heute sind. Hier sind sie sogar die Wichtigsten. Mir ist aufgefallen, dass die Bewohner von Staro Schelezare die Gesichter ihrer Nachbarn erkennen, aber nicht diese der prominenten Persönlichkeiten, die wir neben ihnen gemalt haben.”
Und in Staro Schelezare sind die aktuellsten Prominenten zu sehen. US-Präsident Donald Trump erscheint sogar zweimal. In einem der Bilder wird er so dargestellt, als ob er eine Kuh anredet. In einer anderen Zeichnung sitzt er im Traktor von Onkel Iwan zusammen mit zwei der polnischen Malerinnen und jeder hält die Nationalflagge in den Händen.
„Diese Zeichnung ist an der Fassade des Hauses von Onkel Iwan, der 85 Jahre alt ist und dort zusammen mit Oma Dela wohnt“, erklärt Katarzyna Pirjankow. „So sehen wir das Thema über die Auswanderung, denn die Kinder und Enkelkinder von Onkel Iwan leben im Ausland und die meisten von denen in den USA. Momentan malen wir eine große Zeichnung, die Opa Lazar, seine zahlreichen Schafe und die Premierministerin von Großbritannien Theresa May darstellt, denn das Brexit-Thema ist auch sehr aktuell. Und an einer anderen Wand plaudert der französische Präsident Emmanuel Macron mit Tante Iwanka.“
Überall in Staro Schelezare sind Persönlichkeiten der Weltgeschichte zu sehen. So z.B. schmücken die Bildnisse von Indira Gandhi und Fidel Castro, die vor 40 Jahren tatsächlich das Dorf besucht haben, die Mauer der Dorfkirche. Und von einer anderen Wand blickt Papst Johannes Paul II, der versucht, die ständig zankenden gegenwärtigen polnischen Politiker zu versöhnen, allerdings ohne Erfolg…
„Staro Schelezare verdankt viel von seinem Ruhm dem Ehepaar Pirjankow“, sagt der Dorf-Bürgermeister Ilija Tonow: „Viele Menschen waren zuvor skeptisch gegenüber ihnen und nicht besonders beeindruckt von deren Zeichnungen, aber im Laufe der Zeit hat das Interesse zugenommen. Es gibt immer mehr Dorfbewohner, die ihre Hauswände mit Zeichnungen dekorieren lassen möchten. Und das lockt Touristen an – sie kommen hierher, besichtigen, fotografieren. Wir haben Besucher das ganze Jahr über, aber vor allem an Wochenenden ist der Touristenstrom sehr hoch.“
Übersetzung: Mihail Dimitrov
Fotos: Privatarchiv
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