„Das System lässt keine Änderungen des Status quo zu, es braucht keine Gipfel und Ausnahmen, die mit der Zeit zur Regel werden“. Mit diesen Worten kommentierte der frühere Botschafter Bulgariens in Russland Ilijan Wassilew das Bildungswesen. Gründe für diese These gibt es mehr als genug, da sich die Probleme im Laufe der Jahre angehäuft haben, es aber an langfristigen Lösungen mangelt. Wenn überhaupt kommt es nur zu kosmetischen Änderungen, die die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von den Makeln ablenken sollen, die ein öffentliches Geheimnis sind. Es werden keine Diskussionen darüber geführt, die Gespräche münden lediglich in der Feststellung, dass die Probleme existieren.
Drei junge Bulgaren – Martin Pentschew, Marin Dandarow und Kesim Medew – wollen sich aber nicht damit abfinden. Deshalb haben sie die Vereinigung „Leader für europäische Bildung“ (LEO) gegründet. Sie wollen reale Änderungen im Hochschulwesen initiieren, von denen die Studenten und Professoren profitieren sollen, weil sie der eigentliche Antrieb sind. Aus diesem Anlass organisieren sie am 26. September die Konferenz „EDU 17“.
„Die Konferenz soll eine andere Sichtweise zur Bildung aufzeigen – dass die Probleme in der Gesetzgebung, in der Struktur der Finanzierung, der Autonomie der Universitäten und den Rektoren zu suchen sind. Solange wir nicht darüber sprechen, wird alles beim Alten bleiben. An der Konferenz werden sich auch Vertreter der NGO „Rette Sofia“ beteiligen. Sie werden über die Probleme in der Studentenstadt berichten und mögliche Lösungen unterbreiten. Eingeladen haben wir auch Prof. Dobrin Todorow, der vor ein paar Monaten das Buch „Die Krise im Hochschulwesen in Bulgarien“ herausgegeben hat sowie den Rektor der Neuen Bulgarischen Universität und Ex-Bildungsminister Prof. Sergej Ignatow, der bestens über die Probleme in der Hochschulbildung Bescheid weiß. In einem Paneel werden wir von LEO den jetzigen Zustand der Hochschulbildung beleuchten und unsere Vision teilen, wie sie in acht Jahren aussehen könnte, was für Vorschläge wir haben, um sofort anzusetzen und schnellstmöglich Ergebnisse zu erzielen. Wir wollen Debatten zum Gesetz über die Hochschuldbildung, die Methodologie zur Akkreditierung, Finanzierung und Subventionierung, die Studentenselbstverwaltung und die Tätigkeit der Studentenräte starten“, sagt Marin Dandarow.
Die konkreten Vorschläge der Organisatoren hängen mit der Regelung des Statuts des Studentenbeauftragten zusammen. Sie bestehen auf ein Gesetz, in dem die Rechte und Pflichten der Studenten verankert sind. Außerdem verlangen sie, dass die Studenten während ihres Studiums die Möglichkeit haben, an der Universität zu arbeiten. So werden sie sich wertvolle praktische Erfahrungen und Wissen aneignen, die in kein Lehrbuch vermitteln kann. Außerdem sollen die Studenten ihre Dozenten und Fächer selbst wählen dürfen. So wird das Problem mit der Anwesenheit bei Vorlesungen und Seminaren gelöst und Konkurrenz zwischen den Dozenten entstehen, die es bislang nicht gibt. Es soll auch der Nutzen vieler Fächer hinterfragt, die nach Ermessen einzelner Dozenten obligatorisch sind. Die Vertreter von LEO bestehen auch darauf, dass bei manchen Fächern ein Teil der Unterrichtsstunden an der Schule auch an der Universität anerkannt wird. Sie sind der Ansicht, dass die Hochschulbildung nicht spezialisierte, sondern Grundfähigkeiten vermitteln sollte, die unterschiedlichen Berufen zugrunde liegen. Derart würden die Studenten flexibler und mobiler auf dem Arbeitsmarkt sein. Was die Probleme angeht, die manche Studenten mit ihren Professoren bei der Belegung von Prüfungen haben, sind die jungen Leute von LEO überzeugt, dass die Studenten sich keine schlechte Behandlung gefallen lassen und ihre Rechte verteidigen sollten. Ansonsten haben viele Professoren und Dozenten ein Gefühl der Straflosigkeit, so dass sie es sich erlauben, Prüfungen zu „verkaufen“.
Es besteht ein realer Bedarf an Initiativen, die darauf abzielen, das Hochschulwesen von Grund auf zu reformieren. Wichtig ist, dass sie die Unterstützung der Gesellschaft erfahren, da jede Sache Zeit, Verfechter und Publizität braucht, um eine Veränderung herbeizuführen.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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