Dipl.-Ing. Iwan Iwanow amtierte am längsten als Bürgermeister von Sofia. Er war ein echter Patriot, der für das Vaterland in den Krieg gezogen ist, viele Jahre unverdientermaßen im Gefängnis saß und doch das Kunststück vollbracht hat, eine chaotische und zurückgebliebene Stadt in eine zivilisierte Metropole zu verwandeln. Aus diesem Grund hat die Sofioter Stadtgemeinde mehrmals Wettbewerbe für die Errichtung eines Denkmals von Iwan Iwanow ausgeschrieben.
Sein Vater, ein Oberst, ist in den Balkankriegen gefallen. Mütterlicherseits ist der 1891 in Sliwen geborene Iwan Iwanow wiederum Nachkomme des Freiheitskämpfers Hadschi Dimitar. Deshalb nimmt es nicht weiter Wunder, dass er ebenfalls ein Patriot war. Nach Ausbruch der Balkankriege 1912-1913 gab er sein Studium in München auf und ging als Freiwilliger an Front. Er kämpfe auch im Ersten Weltkrieg und machte sich danach voller Elan und Enthusiasmus daran, die Entwicklung von Sofia zu fördern. 1928 gehörte er zu den Hauptprojektanten, die „den Weg des Wassers“ aus dem Rilagebirge nach Sofia geebnet haben.
„Iwan Iwanow hat sich zusammen mit seinen Kollegen von der Wasserwirtschaft Gedanken über die Wasserversorgung Sofias auf Hundert Jahre voraus gemacht. Er hatte den visionären Mut, von einer Wasserleitung in Sofia zu träumen, die mit reinem Bergwasser aus dem Rilagebirge gespeist wird“, erzählt Prof. Willi Lilkow, der den Vorschlag über die Errichtung eines Denkmals von Iwan Iwanow eingebracht hat. „Die Rila-Wasserleitung ist ein riesiges Ingenieurbauwerk, für dessen Umsetzung er eine Schlüsselrolle gespielt hat. Aus diesem Grund hat ihn auch die Regierung von Kimon Georgiew 1934 zum Bürgermeister von Sofia ernannt. Wenn unsere Vorfahren vor hundert Jahren nicht diesen Weitblick hätten, hätte Sofia heutzutage ernsthafte Probleme mit dem Wasser – sowohl was seine Qualität als auch was seinen Preis betrifft“, meint Prof. Lilkow.
Als Bürgermeister von Sofia hat Iwan Iwanow das Gebäude der Sofioter Universität zu Ende bauen lassen. Ihm hat die Stadt auch den Bau etlicher anderer emblematischer Gebäude zu verdanken: den Justizpalast, das Verteidigungs- und das Innenministerium, den Bulgaria-Saal, die Sofioter- und die Nationalbibliothek, den Telefonpalast, das Freibad „Maria Luisa“. Nur die wenigsten wissen, dass er dem belgischen Konzessionär die nachteilige Konzession für die Stromversorgung der Stadt abgekauft und so dem Anstieg der Strompreise Einhalt geboten hat. Er beendete auch das durch die Flüchtlingsmassen aus den eingebüßten Territorien verursachte Chaos. Sie strömten binnen weniger Tage nach Sofia und zimmerten sich schnell kleine Holzbaracken zusammen, um dort unterzukommen. Mit einem Gesetz über die Bebauung der Hauptstadt schuf Iwan Iwanow einen neuen Stadtbauplan im Geiste moderner europäischer Städte.
Bis der 9. September 1944 kam und die neue kommunistische Führung zur Selbstjustiz griff.
„Iwan Iwanow wurde beschuldigt, ein deutscher Agent und Faschist zu sein, weil er in München studiert hatte“, erinnert Prof. Willi Lilkow. „Das sogenannte Volksgericht wollte ihn zu lebenslänglicher Haft verurteilen. Da man aber keine Beweise für seine Schuld fand, wurde sein Urteil auf 15 Jahre strenge Kerkerhaft reduziert. Er verbrachte ein Jahr im Bergwerk „Pirin“ im Dorf Breschani, danach musste er beim Bau der Wasserversorgung in Warna helfen. Als es aber Probleme mit dem Bau des Stausees „Beli Iskar“ gab und die kommunistische Regierung die Sowjetunion um Hilfe anhielt, antwortete man ihr: Ihr habt dort den besten Fachmann, lasst ihn aus dem Gefängnis frei und er wird euch den Stausee bauen. Und so kam es, dass er vom Gefängnis aus am Bau des Iskar-Stausees gearbeitet hat. So traurig es auch klingen mag – morgens begleiteten ihn zwei Polizisten von seiner Zelle in den Projektanteraum und abends begleiteten sie ihn wieder zurück in die Zelle. Als der Stausee in Betrieb genommen wurde, hat man Iwan Iwanow den Verdienst dafür anerkannt und seinen Namen reingewaschen.“
Trotzdem hat die kommunistische Führung es nicht für notwendig erachtet, dass er der Einweihung des Stausees beiwohnt.
Unlängst hat die Sofioter Stadtgemeinde erneut einen Wettbewerb für den Bau eines Denkmals des legendären Sofioter Bürgermeisters ausgeschrieben, obwohl Worten von Prof. Lilkow zufolge bereits bei den vorangehenden hochwertige Projekte mit dabei waren. Eines schönen Tages wird aber die Bronzestatue von Iwan Iwanow die Einwohner und Gäste der bulgarischen Hauptstadt am Eingang der U-Bahnstation „Wassil-Lewski-Stadion“ empfangen – just an dem Ort, wo zum ersten Mal Wasser aus der Rila-Wasserleitung gesprudelt ist.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Archiv
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