Niccolò Paganini beherrschte mit anscheinend dämonischer Macht die Violine, so dass viele seiner Zeitgenossen meinten, er habe einen Pakt mit dem Teufel abgeschlossen. Der Klang seiner Geige verzauberte tatsächlich, doch er war kein Werk düsterer Kräfte, sondern entsprang ihrer Seele. Und „Seele“ nennen die Geigenbauer jenes kleine Teil, das für die ausgewogene Verbreitung der Schwingungen im Instrument verantwortlich ist. Richtig positioniert, lässt es den Klang wahrlich göttlich erscheinen.
Wlado Tilew wollte bereits schon als Kind die Seele der Seiteninstrumente ergründen. Dieser Wunsch verwundert nicht, denn er entstammt einer Künstlerfamilie, in der viel musiziert wurde. Aus ihm sollte ein Berufsmusiker werden, doch das Schicksal hatte für ihn anderes vorgesehen. Er begann sein Cello selbst zu reparieren und als er eines Tages die Geigenbauerwerkstatt betrat, die ein Nachbar betrieb, wurde er sich seiner Berufung bewusst. Er war gerade 12 Jahre alt geworden.
„Es kam ganz einfach aus meinem Inneren“, erinnert sich Wlado Tilew an seine ersten Besuche der Geigenbauerwerkstatt. „Jeder Mensch fühlt sich von der einen oder anderen Sache angezogen und beginnt zu träumen. Bereits als Kind war ich felsenfest überzeugt, dass ich mich mit Geigenbau beschäftigen werde – vorerst jedoch nur als Hobby. Später tauschte ich den Beruf eines konzertierenden Musikers mit dem eines Instrumentenbauers ein.“
Seit nunmehr 20 Jahren restauriert Wlado Tilew in seiner Werkstatt Seiteninstrumente und baut auch neue. Treu seiner Ansicht, dass ein guter Instrumentenbauer nicht nur geschickte Hände haben soll, sondern auch ein Musiker sein muss, absolvierte er das Konservatorium in der deutschen Stadt Essen im Fach Violoncello. Natürlich ließ er sich die Gelegenheit nicht entgehen und besuchte die angesehensten Geigenbauer. Heute gilt er selbst als ein anerkannter Meister des Geigenbaus. Nach all den angehäuften Erfahrungen behauptet er stolz, einige der Geheimnisse der bedeutendsten Instrumentenbauer des 17. und 18. Jahrhunderts, wie Stradivari, Amati und Guarneri, gelüftet zu haben.
„Im Unterschied zur menschlichen Seele sind die Instrumente vergänglich, auch wenn wir metaphorisch sagen, dass sie eine Seele besitzen“, sagt Wlado Tilew. „Sie bestehen aus Materie und das Material altert – es verändert sich, verzieht sich und schließlich verliert das Holz seine ursprünglichen Eigenschaften. Und so werden die Instrumente, die heute Millionen kosten, in 500 Jahren zum Spielen unbrauchbar sein. Es ist sogar unklar, wie viele der heutigen Instrumente in 250 oder 300 Jahren gut klingen werden. Das hängt vor allem von der Arbeit der Meister ab.“
Es ist aber auch wichtig, in welche Hände das Instrument gerät!
„Wenn ein gutes Instrument in die Hände eines, sagen wir mal tollpatschigen Musiker kommt, dann wird der Klang nach einiger Zeit stumpf und verliert seine Freiheit und seinen Glanz. Daher ist es sehr wichtig, großen Wert auf die Tonerzeugung zu legen. Das Instrument muss in den Händen des Instrumentalisten gut zum Klingen gebracht werden. Das Klangvermögen des Instruments muss mit der Zeit ausgebaut werden.“
Wlado Tilew achtet sehr darauf, in wessen Hände seine Instrumente kommen. Im vergangenen Jahr wurden mittels der von ihm geschaffenen Stiftung zwei Meisterinstrumente – eine Violine und ein Cello, zwei Mädchen der Musikschule in Sofia zur Verfügung gestellt.
„Im November wird es in der Nationalen Musikschule erneut ein Vorspiel geben, weil ich ihr eine weitere Violine anbieten möchte“, erzählt der Geigenbauer. „Die Violine, die im vergangenen Jahr Mariana Marinowa zur Verfügung gestellt wurde, wird sie ein weiteres Jahr behalten können, damit sie mit diesem Instrument ihr Abitur machen kann. Das wird auch für das Cello gelten. Eine weitere Idee der Stiftung ist, fünf kleine Geigen unentgeltlich der Musikschule zu übereignen, da man häufig auf das Problem stößt, für ein Kind eine passende Violine zu finden.“
Vor mehreren Jahrzehnten schaute ein Junge wie gebannt auf die Hände eines Geigenbauers. Hoffentlich beobachtet mit Neugier auch heute noch irgendwo in unserer technisierten Welt ein künftiger Geigenbauer, wie die Seele einer kranken Geige geheilt wird.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Privatarchiv
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