Die Vizeministerpräsidentin und Verteidigungsministerin Mazedoniens Radmila Šekerinska unterhielt sich gestern in Sofia mit ihrem bulgarischen Amtskollegen Krassimir Karakatschanow. Ihrer Visite in Bulgarien wurde besondere Beachtung geschenkt, weil sie die erste eines mazedonischen Ministers nach der Unterzeichnung des Nachbarschaftsvertrages zwischen beiden Ländern ist und Šekerinska zu den einflussreichsten Persönlichkeiten des Nachbarlandes gehört. Zudem fanden die Gespräche mit Karakatschanow statt, der als Vorsitzender der nationalistischen „Inneren Mazedonischen Revolutionären Organisation“ IMRO für seine kritische Haltung gegenüber der Republik Mazedonien bekannt ist.
Eines der Ergebnisse der Visite ist die Unterzeichnung zweier Protokolle – über die Zusammenarbeit zwischen den Flugstreitkräften und die Absicherung von Laboruntersuchungen von Brenn- und Schmierstoffen sowie Sonderchemikalien. Auf den ersten Blick betrachtet machen sich diese Vereinbarungen eher bescheiden aus, zeigen aber, dass die Militärzusammenarbeit zunehmend konkreter wird. Die Minister besprachen ferner die Ausbildung mazedonischer Militärs an bulgarischen Militärschulen, was vom gestiegenen gegenseitigen Vertrauen spricht. Zur Sprache kamen ferner gemeinsame Übungen und der Erfahrungsaustausch innerhalb der Verteidigungsreformen und der euroatlantischen Integration. Laut Šekerinska würde die Zusammenarbeit mit Bulgarien ihr Land den NATO-Standards näher bringen.
Zu einem Zeitpunkt, da Skopje auf eine beschleunigte euroatlantische Integration des Landes drängt, versicherte Karakatschanow, dass Bulgarien während seiner EU-Ratspräsidentschaft Mazedonien in seinen NATO- und EU-Beitrittsbestrebungen tatkräftig unterstützen und das Land als beste Kandidatur unter den Westbalkanländern vorstellen werde. Nach der Unterzeichnung des Nachbarschaftsvertrages gebe es laut Karakatschanow keine strittigen Fragen zwischen beiden Ländern. Seit dem August sei eine qualitative Veränderung in den Beziehungen zu spüren. Aus den Worten des bulgarischen Verteidigungsministers kann geschlussfolgert werden, dass Sofia gegenüber dem Namensstreit zwischen Mazedonien und Griechenland eine unterstützende Haltung eingenommen hat. Karakatschanow hatte bereits vordem offen gesagt: „Für uns steht das Problem mit dem Namen der Republik Mazedonien nicht!“ Beobachter kommen zu dem Schluss, dass Sofia nunmehr nichts gegen einen „geographischen“ Namen der Republik hat. Bislang herrschten diesbezüglich Reserven, weil aus einem solchen Namen territoriale Ansprüche abgeleitet werden können. Laut Karakatschanow könne Bulgarien zur Lösung des Namensstreits beitragen. Wie, sagte er nicht, was verständlich ist, bedenkt man, dass die Frage sehr heikel ist.
Etliche der angeschnittenen Themen in Sofia werden in zwei Wochen auf der gemeinsamen Regierungssitzung zwischen Mazedonien und Bulgarien, die am 23. November in Strumica stattfinden soll, konkreter umrissen werden. Die gestrigen Gespräche zwischen den Verteidigungsministern können als Vorbereitung auf dieses Ereignis gedeutet werden.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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