Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Verteidigungsministerin Mazedoniens mit starken politischen Botschaften in Sofia

БНР Новини
Foto: BGNES

Die Vizeministerpräsidentin und Verteidigungsministerin Mazedoniens Radmila Šekerinska unterhielt sich gestern in Sofia mit ihrem bulgarischen Amtskollegen Krassimir Karakatschanow. Ihrer Visite in Bulgarien wurde besondere Beachtung geschenkt, weil sie die erste eines mazedonischen Ministers nach der Unterzeichnung des Nachbarschaftsvertrages zwischen beiden Ländern ist und Šekerinska zu den einflussreichsten Persönlichkeiten des Nachbarlandes gehört. Zudem fanden die Gespräche mit Karakatschanow statt, der als Vorsitzender der nationalistischen „Inneren Mazedonischen Revolutionären Organisation“ IMRO für seine kritische Haltung gegenüber der Republik Mazedonien bekannt ist.

Eines der Ergebnisse der Visite ist die Unterzeichnung zweier Protokolle – über die Zusammenarbeit zwischen den Flugstreitkräften und die Absicherung von Laboruntersuchungen von Brenn- und Schmierstoffen sowie Sonderchemikalien. Auf den ersten Blick betrachtet machen sich diese Vereinbarungen eher bescheiden aus, zeigen aber, dass die Militärzusammenarbeit zunehmend konkreter wird. Die Minister besprachen ferner die Ausbildung mazedonischer Militärs an bulgarischen Militärschulen, was vom gestiegenen gegenseitigen Vertrauen spricht. Zur Sprache kamen ferner gemeinsame Übungen und der Erfahrungsaustausch innerhalb der Verteidigungsreformen und der euroatlantischen Integration. Laut Šekerinska würde die Zusammenarbeit mit Bulgarien ihr Land den NATO-Standards näher bringen.

Zu einem Zeitpunkt, da Skopje auf eine beschleunigte euroatlantische Integration des Landes drängt, versicherte Karakatschanow, dass Bulgarien während seiner EU-Ratspräsidentschaft Mazedonien in seinen NATO- und EU-Beitrittsbestrebungen tatkräftig unterstützen und das Land als beste Kandidatur unter den Westbalkanländern vorstellen werde. Nach der Unterzeichnung des Nachbarschaftsvertrages gebe es laut Karakatschanow keine strittigen Fragen zwischen beiden Ländern. Seit dem August sei eine qualitative Veränderung in den Beziehungen zu spüren. Aus den Worten des bulgarischen Verteidigungsministers kann geschlussfolgert werden, dass Sofia gegenüber dem Namensstreit zwischen Mazedonien und Griechenland eine unterstützende Haltung eingenommen hat. Karakatschanow hatte bereits vordem offen gesagt: „Für uns steht das Problem mit dem Namen der Republik Mazedonien nicht!“ Beobachter kommen zu dem Schluss, dass Sofia nunmehr nichts gegen einen „geographischen“ Namen der Republik hat. Bislang herrschten diesbezüglich Reserven, weil aus einem solchen Namen territoriale Ansprüche abgeleitet werden können. Laut Karakatschanow könne Bulgarien zur Lösung des Namensstreits beitragen. Wie, sagte er nicht, was verständlich ist, bedenkt man, dass die Frage sehr heikel ist.

Etliche der angeschnittenen Themen in Sofia werden in zwei Wochen auf der gemeinsamen Regierungssitzung zwischen Mazedonien und Bulgarien, die am 23. November in Strumica stattfinden soll, konkreter umrissen werden. Die gestrigen Gespräche zwischen den Verteidigungsministern können als Vorbereitung auf dieses Ereignis gedeutet werden.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Der Wahlkampf zu den Europawahlen in Bulgarien im Schatten einer weiteren vorgezogenen Parlamentswahl

Bulgarien wählt am Sonntag, den 9. Juni, das 50. Parlament des Landes. Es sind die sechsten vorgezogenen Parlamentswahlen innerhalb von zweieinhalb Jahren. Dieses Mal fallen sie mit der Wahl des neuen Europäischen Parlaments zusammen, für das Bulgarien..

veröffentlicht am 06.06.24 um 12:10

Blickpunkt Balkan

Griechenland identifiziert 83 Jahre später 18 NS-Opfer Achtzehn Zivilisten, die während des Zweiten Weltkriegs auf der griechischen Insel Kreta hingerichtet wurden, konnten 83 Jahre später durch DNA-Analysen im Labor für Paläogenomik und..

veröffentlicht am 31.05.24 um 12:48
Erzbischof Stefan

Blickpunkt Balkan

Die mazedonisch-orthodoxe Kirche steckt im Streit um den Namen Mazedonien und die Erzdiözese Ochrid fest Die mazedonisch-orthodoxe Kirche hat sich in den Streit um den Namen „Mazedonien“ eingeschaltet. Das Oberhaupt der Kirche, Erzbischof Stefan,..

veröffentlicht am 23.05.24 um 13:22