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Bulgarische Fondsbörse möchte mit Staatsanleihen ausländische Investoren anlocken

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Foto: BGNES

Die Bulgarische Fondsbörse begann ab dem 1. November nicht nur Unternehmensanleihen sondern auch Staatsanleihen anzubieten. Bislang kam der Fondsbörse nicht der Stellenwert als Handelsplattform zu, den sie eigentlich hätte innehaben sollen. Dafür gibt es mindestens zwei Ursachen: Erstens ist das Unternehmertum in Bulgarien noch unzureichend entwickelt, um sich an der Fondsbörse zu beteiligen. Zweitens ist die Fondsbörse ihrerseits zu klein und nimmt eine nur periphere Stelle im Business Bulgariens ein. Aus diesem Grund beträgt ihr Börsenwert lediglich etwas mehr als 4 Milliarden Euro, was Hunderte male weniger ist, als der Marktwert selbst eines einzigen internationalen Unternehmens, wie z.B. Google oder Apple.

Der Handel mit den Staatsanleihen könnte jedoch Leben in den bulgarischen Kapitalmarkt bringen. Schließlich handelt es sich um 20 Emissionen im Wert von 2,8 Milliarden Euro, die nunmehr den einheimischen wie auch ausländischen Investoren angeboten werden. Es sind gerade die Staatsanleihen, die weltweit das Interesse der Investoren auf sich lenken, weil sie sicher, günstig und liquid sind – d.h. man kann sie leicht kaufen bzw. verkaufen.

Ihr Gewinn wird von Staat garantiert, die Zinsen sind anziehend und sie sind mittlerweile nicht nur attraktiv für die traditionellen Kunden, wie Banken, Rentenfonds und Versicherungen, sondern auch für kleinere, selbst individuelle Investoren. Die kleinste Investitionssumme beträgt 1.000 Euro, die der Großteil der Bulgaren aufbringen kann. Angesichts des Null-Zinssatzes der Banken für Guthaben werden die Staatsanleihen auch für Durchschnittsbürger lukrativ. Und nicht nur in Bulgarien! Die Bulgarische Fondsbörse möchte vor allem institutionelle und individuelle Investoren aus dem Ausland anlocken, mindestens so viele, wie vor der großen Finanzkrise. An der Wende zum 21. Jahrhundert nahmen die ausländischen Investitionen 60 bis 65 Prozent des Marktes ein; heute ist ihr Anteil auf ein Drittel geschrumpft. Dieser Abwärtstrend gilt übrigens auch für die Direktinvestitionen aus dem Ausland, die im Vergleich zum Vorkrisenstand um das 8 bis 9fache zurückgegangen sind. Dabei hat die bulgarische Wirtschaft dringend Geld nötig, da sie sich in einer Entwicklungsphase befindet, während sich das nationale Kapital nach Umfang und Möglichkeiten eher bescheiden ausmacht.

Einen gut arbeitenden und liquiden Kapitalmarkt benötigen alle, die Fondsbörse an aller ersten Stelle. Sie nahm erst nach der Wende zur Demokratie vor 25 Jahren ihre Arbeit wieder auf. Sie hatte keinen guten Start, denn sie musste sich den Herausforderungen der Bankkrise Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts stellen. Ohne Bankkapital kann von Börsenhandel keine Rede sein. Die Bankkrise wurde zwar überwunden, doch viele Menschen hatten noch Angst, ihr Geld in Wertpapieren anzulegen. Die staatliche Nationalbank garantierte ihrerseits in keiner Weise für die Sicherheit und den Gewinn der Investitionen in Aktien und Anleihen. Das Misstrauen wurde chronisch und weder die Unternehmen boten ihre Aktien auf der Börse an, noch die Finanzanstalten und gewöhnlichen Bürger wollten auf dem Fondsmarkt agieren. Und so sind die Geschäfte der Fondsbörse überaus bescheiden und überschreiten täglich kaum den Wert von einer Million Euro. Nun soll sich das Blatt wenden.

Die Börse verspricht, für noch ein Jahr keine Gebühren für die getätigten Geschäfte mit den Staatsanleihen einzufordern. Es drängt sich jedoch berechtigt die Frage auf, warum sich erneut der Staat einmischen muss, damit sich die Dinge zum Guten wenden, wenn doch die Börse das Sinnbild des Geschäfts und seiner Gesetze ist? Noch dazu trägt sich der Staat mit dem Gedanken, auch die Aktien der gewinnbringenden staatlichen Unternehmen auf die Börse zu bringen. So ist es auf der ganzen Welt, werden Experten antworten. Der Staat gewährt die Starthilfe, erwartungsgemäß gesellt sich die Geschäftswelt hinzu. Bleibt zu hoffen, dass das auch in Bulgarien passiert. Zudem ist der Zeitpunkt ausgesprochen günstig: die Wirtschaft arbeitet auf vollen Touren, das Geschäft expandiert, die Einkommen der Bürger steigen. Geld ist also auch für den bislang vernachlässigten Fondsmarkt da. Nunmehr werden die Börsenmakler das Wort haben, die den Kapitalmarkt auf Vordermann bringen müssen.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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