Die Integration der Flüchtlinge und Migranten ist ein Problem, das für die Europäische Union noch lange Zeit aktuell sein wird. Eine der Ursachen hierfür ist, dass die Öffentlichkeit zwischen beiden ein Gleichheitszeichen setzt. Und das ist ein großer Irrtum, denn zwischen Flüchtling und Migrant besteht ein Riesenunterschied. Die einen fliehen wegen militärischen Auseinandersetzungen aus ihrer Heimat, die anderen verlassen sie aus freien Stücken in der Hoffnung, anderswo ein besseres Leben führen zu können. Sie an die europäische Lebensweise zu gewöhnen ist eine Herausforderung, mit der die EU-Mitgliedsstaaten nicht sonderlich Erfolg haben. Die Flüchtlinge bilden schnell kompakte Gemeinschaften, verwandeln die Viertel, die sie bewohnen, in Ghettos, kapseln sich ab und beginnen nach ihren Regeln zu leben, vor denen sogar die Polizei machtlos ist. Sie lehnen es ab, dem Umfeld Rechnung zu tragen und geraten in die soziale Isolation. Von dort ist es nur ein Schritt zur Radikalisierung.
Um die Bekämpfung des Terrorismus effektiv führen zu können, ist viel Arbeit mit den gefährdeten Gruppen nötig. Jede Initiative in diese Richtung ist willkommen, vorausgesetzt sie zeitigt positive Ergebnisse.
Von dieser Ansicht geleitet, hat sich das Bulgarische Rote Kreuz der Umsetzung eines Projekts namens „Integrationshilfe“ angenommen. Unterstützung leisten dabei die Staatliche Flüchtlingsagentur und das Innenministerium.Projektleiter Nikolaj Todorow erzählte uns:
„Zielgruppe des Projekts sind alle Bürger aus Drittländern, die sich gesetzlich in Bulgarien aufhalten. Das sind Menschen, die Asyl suchen und entsprechend einen Antrag gestellt haben. Das gilt auch für jene, denen bereits Asyl gewährt und die unter Schutz gestellt wurden, unabhängig ob sie einen Flüchtlings- oder humanitären Status haben. Von dieser Gruppe entfallen all jene, die nach Bulgarien beordert wurden, ein Visum besitzen, Schüler oder Studenten sind. Wir haben das Engagement aufgenommen, mindestens 1.300 Menschen zu helfen.“
Das Projekt des Bulgarischen Roten Kreuzes ist auf zwei Jahre befristet und finanziell mit rund 300.000 Euro abgesichert. Eine Hilfe soll den Menschen gegeben werden, die in den Sofioter Flüchtlingszentren und denen der Region Haskowo eingeschrieben wurden. Vorgesehen sind Verwaltungs- und Rechtsberatung, Übersetzungsdienstleistungen innerhalb der Kommunikation mit den Behörden, Unterstützung bei der Arbeitssuche und medizinische Versorgung. Eingeplant sind ferner Treffen, auf denen die Rechte, Pflichten und Normen erörtert werden sollen, die die Asylsuchenden in Bulgarien einhalten müssen. Viele der Asylanten interessieren sich, welche Rechte sie innerhalb der Europäischen Union genießen, weil sie in Bulgarien nur eine Zwischenstation stehen. Endziel für die Meisten ist Westeuropa, das einen ganz anderen Lebensstandard zu bieten hat als Bulgarien.
Ein Teil der Flüchtlinge bedarf einer psychologischen Hilfe, weil sie der Schrecken des Krieges überall verfolgt und sie ihn nur schwer überwinden können. Andere wiederum können die Flucht nach dem ersehnten Europa psychisch nicht verarbeiten. Während ihres Aufenthaltes in Bulgarien können die Bürger aus Drittländern Lehrgänge zur Erlernung der bulgarischen Sprache besuchen; die Kinder ihrerseits können zur Schule gehen. Laut Nikolaj Todorow nehme die Zahl jener zu, die sich ausbilden lassen, so dass sie sich gut an ihr neues Umfeld anpassen.
Die Leiterin des Flüchtlings- und Migrationsbüros des Bulgarischen Roten Kreuzes Mariana Stojanowa präzisierte, dass die Flüchtlingszentren in Bulgarien derzeit lediglich zu einem Fünftel belegt seien. Doch die Zahl der Menschen, die den Flüchtlingsstaus erhalten haben sowie die Zahl jener, die sich noch im Land aufhalten schwanke jedoch sehr, so dass nicht einmal das Innenministerium konkrete Angaben darüber machen könne.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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