Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung hat die höchste bulgarische Auszeichnung verliehen bekommen, die eine Organisation in Bulgarien bekommen kann: das Ehrenabzeichen des Staatspräsidenten. Rumen Radew hat die Plakette den Generalsekretär der Alexander-von-Humboldt-Stiftung Dr. Enno Aufderheide überreicht und dabei betont, dass die Stiftung große Verdienste um die Förderung der deutsch-bulgarischen Beziehungen in Wissenschaft und Forschung hat.
Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung unterstützt junge bulgarische Forscher seit den 1960er Jahren. Seitdem, in Zeiten des Kalten Krieges und trotz des Eisernen Vorhangs, die jegliche Kontakte im geteilten Europa erschwert bis unmöglich gemacht hatten, haben rund 400 bulgarische Wissenschaftler und inzwischen hoch geschätzte Denker ein Humboldt-Stipendium bekommen. Viele sind mit dem renommierten Humboldt-Preis ausgezeichnet worden.
„Ich glaube, allein der Umstand, dass bereits 1964 der erste Bulgare mit Unterstützung der Alexander-von-Humboldt-Stiftung nach Deutschland gekommen ist, also fast 10 Jahre vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen, zeigt, dass die Wissenschaft Brücken bauen kann, auch wenn die politischen Verhältnisse sehr schwierig sind“, sagt Dr. Aufderheite in einem Exklusiv-Interview für den Bulgarischen Rundfunk. „Natürlich hat sich mit dem Fall des Eisernen Vorhangs unglaublich viel verändert. Es ist eben ein freier Austausch geworden. Auch die Besuche von Deutschen nach Bulgarien sind sehr viel leichter geworden. Und es hat sich einfach ein regelmäßiger Austausch entwickelt, der weit über die Wissenschaft hinaus ausgestrahlt hat. Denn es haben viele Humboldtianerinnen und Humboldtianer in die Politik oder in die Wirtschaft gewechselt.“
Um der bulgarischen Wissenschaft ist es seit vielen Jahren nicht besonders gut bestellt. Die chronische Unterfinanzierung der Forschungsarbeit war und ist weiterhin eine der Hauptursachen für die Abwanderung junger Wissenschaftler aus Bulgarien. Ab wann wird dieser Braindrain gefährlich, Dr. Aufderheide?
„Einerseits ist ein bisschen Wanderung in der Wissenschaft normal. Wenn sie nicht zurückkehren, dann wird es wirklich gefährlich. Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung unterstützt auch junge Bulgaren darin, zurückzukehren. Bis zu einem Jahr geben wir ein Stipendium auch für die Arbeit wieder in Bulgarien. Aber dann muss es natürlich attraktive Arbeitsbedingungen geben. Denn wenn sie nicht zurückkehren, dann fehlt dieses Potential, um die Wirtschaft zu beleben“, sagt Dr. Aufderheide.
Immer, wenn es ums Geld geht, werden sich viele finden, die behaupten, in einem armen Land, wie Bulgarien, sollte man zunächst an die Grundsicherung denken und die Wissenschaft solle sich hinten anstellen. Wie würden Sie so jemanden vom Gegenteil überzeugen?
„Wer aufhört, in Saatgut zu investieren, wird auch nie ernten. Und wenn wir in Deutschland heute das Glück haben, dass es uns so gut geht, liegt es auch daran, dass die deutsche Regierung beispielsweise auch während der Finanzkrise, als es harte Verteilungskämpfe gab, nicht aufgehört hat, in Wissenschaft zu investieren. Von daher glaube ich auch, dass Bulgarien in sein Saatgut investieren muss, damit es später die Ernte des Wohlstands einfahren kann“, sagte der Generalsekretär der Alexander-von-Humboldt-Stiftung Dr. Enno Aufderheide abschließend.
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