2017 war ein gutes Jahr für die bulgarische Wirtschaft, die einen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 4% verzeichnen konnte. Einige Experten sprechen sogar von einem 6%igen Wachstum, wenn man auch die Schattenwirtschaft berücksichtigen würde.
Diese Leistung ist nach der Krise 2008 durchaus als Erfolg zu bewerten, denn selbst die Verbraucher haben das an der eigenen Geldbörse spüren können. Die Einkommen sind jährlich um 10% gewachsen, was sich auch an den vermehrten Käufen von Immobilien und Autos bemerkbar macht. Der Boom in der Baubranche ist so groß, dass einige Experten von einer bevorstehenden Seifenblase reden.
Einen Boom verzeichnet aber nicht nur das Bauwesen. Auch bei den Verkaufszahlen von Autos wurden neue Höhen erreicht. Den Wirtschaftsanalysen zufolge gehören der Export und der Konsum im Land zu den wichtigsten Faktoren, die die Wirtschaft vorangetrieben haben.
Das 4%ige Wirtschaftswachstum ist zwar ein Erfolg für Bulgarien, doch gemessen am Tempo des Wirtschaftswachstums der anderen Länder aus Mittel- und Osteuropa ist es ein recht bescheidenes Ergebnis. Rumänien kann mit einem Wirtschaftswachstum von fast 9% aufwarten. Beachtlich sind die Ergebnisse von Polen mit 5,2% und Tschechien mit 5%. Unter den baltischen Staaten liegt mit 6,2% Wirtschaftswachstum Lettland vorn.
Die vergleichsweise bescheidene wirtschaftliche Belebung in Bulgarien erklären die Experten mit den realen Möglichkeiten des Landes. Einige sprechen sogar davon, dass das maximal Mögliche bereits erreicht ist, denn nennenswerte ausländische Investitionen und ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte fehlen. Der Wirtschaft fehlt neues Kapital, das sie vorantreiben könnte, weil nicht genügend ausgebildete Fachkräfte, die in den neuen Betrieben und Firmen arbeiten könnten, vorhanden sind. Es ist ein Teufelskreis, für den es momentan keine Lösung gibt. Und es wird sie auch lange nicht geben, denn es dauert einige Zeit, Arbeitskräfte auszubilden. Sie aus dem Ausland zu rekrutieren, ist auch auf Grund des niedrigen Lohnniveaus im Vergleich zu den entwickelten Staaten in Westeuropa, nicht möglich.
Zum ersten Mal seit Jahren ergeben Meinungsumfragen, dass die Bulgaren in Hinsicht auf die Wirtschaft optimistisch gestimmt sind. 55% der Befragten erwarten ein besseres Wirtschaftsjahr und nur 9% ein schlechteres. Dieser Optimismus kann mit der wirtschaftlichen Belebung, dem Rückgang der Arbeitslosenrate und der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen für hochqualifizierte und gut bezahlte Arbeitskräfte erklärt werden.
Gleichzeitig darf nicht außer Acht gelassen werden, dass es in Bulgarien ganze Regionen gibt, die von Armut und Rückständigkeit betroffen sind. Die UNO platziert unser Land auf dem zweiten Platz in Europa nach der Gefahr vor Armut und sozialem Ausschluss. Die in den Großstädten und insbesondere in Sofia lebenden Bulgaren leben gut und fast nach europäischem Lebensstandard. In der Provinz aber sieht die Lage ganz anders aus. Die dortige Bevölkerung fühlt sich allein gelassen und ausgegrenzt. Wie kann es auch anders sein, wenn eine halbe Million bulgarischer Arbeitnehmer den Mindestlohn, der ab dem 1. Januar 255 Euro betragen wird, und zwei Drittel ein Durchschnittsgehalt von weniger als 500 Euro im Monat erhalten.
Doch nicht alles scheint verloren. Für das kommende Wirtschaftsjahr prognostizieren die Wirtschaftsexperten, dass Bulgarien die guten Ergebnisse von 2017 wiederholen wird. Das spricht dafür, dass sich das Land vorwärts bewegt und auf dem richtigen Weg befindet.
Übersetzung: Georgetta Janewa
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