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Die mittelalterliche Rhodopen-Festung Zepina und ihre Geheimnisse

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Über eines der größten Täler des Rhodopen-Gebirges thront einsam auf einer Bergkuppe die mittelalterliche bulgarische Festung Zepina. Erste archäologische Untersuchungen wurden 1960 durchgeführt und 6 Jahre später erklärte man die Burgruine zu einem historischen Denkmal von nationaler Bedeutung.

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Laut den Archäologen war dieser Teil der Rhodopen bereits im 5. Jahrtausend vor Christus besiedelt. Die Geschichtswissenschaftlerin Welitschka Matzanowa erzählt uns, dass zur Lüftung der Geheimnisse der Zepina-Festung die alten Chroniken des 12. bis 14. Jahrhunderts von besonderer Bedeutung sind:

Wichtige Anhaltspunkte bietet die Schenkungsurkunde des Despoten Alexij Slaw für das Gottesmutter-Kloster von Melnik aus dem Jahre 1220. Dieses Dokument wird heute im Kloster Vatopedi auf dem Berg Athos aufbewahrt. Darin heißt es, dass er seine Hauptstadt von Zepina nach Melnik verlegt. Zepina wird von da an von ihm als Sommersitz genutzt. Über die Existenz eines Klosters und einer Festung nördlich des Dorfes Dorkowo berichtet in neuerer Zeit erst Stefan Sachariew in seiner "Beschreibung der Kaza von Tatar-Pasardschik" aus dem Jahre 1870. Interesse bekundete seinerseits der russische Sprachwissenschaftler und Historiker Polihronij Agapievitsch Sirku aus Sankt Petersburg. In einer der Kirchen der einstigen Festung entdeckt er eine Altartür und Reliefikonen aus Marmor, die die Apostel Petrus und Paulus darstellen und heute in der Eremitage in Sankt Petersburg ausgestellt sind.“

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Über das einstige Aussehen der Festung Zepina, deren Überreste von einem reichen Leben in vergangenen Epochen künden, erzählte uns Welitschka Matzanowa:

Im 1. Jahrtausend vor Christus siedelte im Nordwesten der Rhodopen der thrakische Stamm der Bessen“, sagt die Historikerin. „Sie legten auf dieser Steinkuppe ein Heiligtum an. Ausgegraben wurden einige Kult-Feuerstellen für religiöse Rituale. Entdeckt wurden ferner anthropomorphe Plastiken und Keramik, die von einem vielfältigen religiösen Leben Zeugnis ablegen."

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Ende des 4. Jahrhunderts, genauer gesagt um das Jahr 396 wurden die Bessen von Bischoff Nicetas von Remesiana zum Christentum bekehrt. An die Stelle der einstigen heidnischen Kultstätte trat eine dreischiffige Basilika, von er heute das Mittelschiff und die Altarapsis erhalten sind. Um sie herum entstand im 5. und 6. Jahrhundert ein Kloster, das aus 26 Wohnbauten bestand."

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Die religiöse Tätigkeit wird von einer Reihe von Gegenständen belegt, die bei den Ausgrabungsarbeiten ans Tageslicht kamen. Darunter ist ein Bleifläschchen für die Aufbewahrung von Myron - dem in der orthodoxen Kirche verwendeten geheiligten Salböl. Der Behälter ist mit Reliefs von Heiligen verziert und trägt das Monogramm eines Patriziers namens Thomas."

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Bis zur Herrschaft des bulgarischen Zaren Kalojan (1197-1207) gehörten die Rhodopen zum Byzantinischen Reich. Nach dem Sieg der Bulgaren in der Schlacht bei Adrianopel im Jahre 1205 und der Eroberung von Plowdiw gehörten die Rhodopen dem Bulgarischen Reich an. Zar Kalojan ernannte zum Gebietsverwalter der Rhodopen seinen Verwandten Sebastos Alexij Slaw, der zu den bemerkenswertesten Persönlichkeiten der mittelalterlichen Geschichte Bulgariens und des Balkans überhaupt gehörte. Nach dem Tod des Zaren Kalojan und dem Machtantritt des Usurpators Boril, erklärte sich Alexij Slaw zu einem unabhängigen Herrscher der Nordwestrhodopen mit Hauptstadt Zepina, die er zu einer Festung ausbaute."

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In der Zitadelle befand sich die Herrscherburg mit einem Wohnturm, verschiedenen repräsentativen Bauten und unterirdischen Wasserzisternen. In der Stadt hingegen ließ Alexij Slaw zwei Kirchen erbauen, die mit Wandmalereien geschmückt waren und deren Fußböden mit Ziegelsteinen mit eingeritzten Kreuzen ausgelegt waren. Zepina entfaltete sich als ein administratives, wirtschaftliches und geistiges Zentrum der Nordwestrhodopen. Dieser kleine Feudalstaat pflegte Handwerk und regen Handel mit den Nachbarländern.“

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Laut Welitschka Matzanowa wurde die Festung in den Jahrhunderten ihres Bestehens nie eingenommen. Die Byzantiner beschrieben sie als einen „gut befestigten und uneinnehmbaren“ Ort.

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Heute hütet Zepina weiterhin viele Geheimnisse, denn die Gegend ist schwer zugänglich und viele Teile waren auf eine eingehende archäologische Untersuchung, darunter die als Kasernen identifizierten Gebäudereste. Die wichtigsten Strukturen der Spätantike und des Mittelalters konnten jedoch ermittelt und konserviert werden.

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Am Fuße des Hügels, auf dem die Festung thront, wurde ein Informationszentrum eingerichtet, das über eine kleine Museumssammlung verfügt. Darin wird die Geschichte der Festung und der archäologischen Ausgrabungsarbeiten vorgestellt. Gezeigt werden ferner verschiedene Gegenstände, die das Leben der Bevölkerung in den verschiedenen Epochen verdeutlichen.

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Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Swetlana Dimitrowa



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