Die Fahne ist für die Bulgaren eines der wichtigsten Symbole der nationalen Einheit, verbunden mit dem Gedenken an die Tausenden für die Heimat gefallenen Soldaten. Auch in Friedenszeiten ist sie Synonym für Soldatenehre und Heldenmut. Am 6. Januar, dem Tag der Taufe Christi, auch Erscheinungsfest genannt, findet in Sofia die traditionelle Wasserweihe der Kampffahnen, Flaggen und Fahnen-Heiligtümer der Bulgarischen Armee statt.
Dem Kirchenkanon zufolge wird die Kampffahne nur ein Mal bei ihrer Übergabe an die Militäreinheit eingeweiht. Auf dem Erscheinungsfest werden die Fahnen nach der großen Wasserweihe abgesegnet. Der christlichen Tradition zufolge hat das Erscheinungsfestwasser die Kraft, böse Kräfte zu besiegen, das Alte wegzuspülen und dem Neuen den Weg zu bahnen.
Der Brauch der Wasserweihe der Kampffahnen geht auf das Jahr 917 zurück, als der bulgarische Zar Simeon der Große vor der Schlacht von Anchialos am 20. August die Kampffahnen und Krieger mit Weihwasser segnete, das vom Theophanie-Fest vom Fluss Jantra stammte. Das Ritual wurde bis zum Fall Bulgariens unter türkischer Fremdherrschaft gepflegt. Nach der Befreiung des Landes 1978 wurde die alte Tradition vom ersten Verteidigungsminiester Pjotr Parensow wiederbelebt und bis 1946 eingehalten. Nachdem Bulgarien zur Republik erklärt wurde, wurden alle mit der Kirche und der Wasserweihe zusammenhängenden Rituale durch sozialistische ersetzt.
„Seit 25 Jahren ist die Tradition wiederhergestellt und an jedem 6. Januar werden in allen Garnisonen des Landes vom höchsten Würdenträger im Bistum die Repräsentanten der bulgarischen Armee und die Kampffahnen mit Weihwasser gesegnet und Gebete abgehalten“, erklärt Dr. Daniela Gantschewa vom Nationalen Museum für Militärgeschichte.
„Die Bedeutung der Kampffahne hat sich bereits im Altertum formiert. Die ältesten Zeugnisse über die bulgarischen Fahnen stammen aus der Zeit von Zar Boris dem I. In seiner Korrespondenz mit Papst Nikolaus dem I. aus dem Jahr 866 wird erwähnt, dass die Fahne der alten Bulgaren ein Pferdeschwanz war. Der Papst entgegnete, dass die Bulgaren nach ihrer Christianisierung nun eine Fahne mit einem darauf gestickten Christuskreuz tragen sollten. Wie genau die Fahne ausgesehen hat, wissen wir nicht. Allerdings gibt es Belege für die Existenz von Kampffahnen aus der Zeit von Zar Kalojan (1197-1207). Wir wissen auch, dass während der Herrschaft von Zar Assen dem II. auf der Fahne der Vertrag mit Todor Komnin angeheftet war, der gebrochen war“, erklärt Dr. Daniela Gantschewa.
Im Statut eines jeden Regiments ist festgeschrieben, dass wenn es seine Fahne verliert, die Militäreinheit aufgelöst wird. „Das ist auch der Grund, weshalb der bulgarische Soldat unter größten Anstrengungen immer bemüht war, die Fahne zu verteidigen, um nicht in die Hände des Feindes zu geraten“, erklärt Dr. Gantschewa.
„Wir vom Nationalen Museum für Militärgeschichte können bestätigen, dass noch nie eine bulgarische Kampffahne vom Gegner erobert wurde. Nach dem 1. Weltkrieg blieben nach dem Waffenstillstand von Thessaloniki Ende 1918 mehr als 100.000 bulgarische Soldaten in Kriegsgefangenschaft. Das französische Kommando versuchte, die Kampffahnen der Regimenter zu beschlagnahmen, doch den bulgarischen Soldaten und Offizieren ist es gelungen, dieses zu vereiteln. Die Fahnen wurden unter den Uniformjacken versteckt, obwohl die Strafe dafür der Tod war. Nach neun Monaten Gefangenschaft kehrten die Soldaten in die Heimat zurück und brachten auch die Fahnen mit. Es war eine echte Heldentat. Diese Fahnen werden heute im Nationalen Museum für Militärgeschichte aufbewahrt.“
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: BGNES
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