Am 15. Februar jährt sich der Geburtstag des Komponisten, Dirigenten und Naturtalents Diko Iliew zum 120. Mal. Er ist eine einzigartige Erscheinung in der bulgarischen Musikkultur. Iliew hat Dutzende Reigen, Märsche, Walzer und verschiedene Stücke im Folklorestil für Blasorchester geschrieben.
Diko Iliew erblickte im Jahre 1898 in dem kleinen Dorf Karlukowo nahe der Donau das Licht der Welt. Seine Familie war arm, obwohl alle von früh bis spät emsig arbeiteten. Eine der Lieblingsbeschäftigungen des Jungen war, dem sonntäglichen Reigen auf dem Dorfplatz zuzuschauen. In seinen Erinnerungen taucht später oft das bunte Treiben auf den Volksfesten auf, die von der typischen Volksmusik Nordbulgariens begleitet wurden. Auf Verlangen des Jungen hin lernte er an der Schule für Blasinstrumente des Militärblasorchesters der Stadt Orchanie, dem heutigen Botewgrad. Mit 14 war Diko Iliew an der Front im Balkankrieg. Als Mitglied des Blasorchesters der Ersten bulgarischen Armee nahm er dann am Ersten Weltkrieg teil. Im Schützengraben komponierte er sein Opus 1 - den Iskar-Reigen. Als ihn Diko Iliew schrieb, war er erst 19 Jahre alt – eine Glanzleistung für jemanden, der gerade mal einen Vierte-Klasse-Abschluss hatte. Die einzige Musikausbildung, die er je genoss, war die an der Militärschule für Blasinstrumente.
Nach dem Ersten Weltkrieg bewarb sich Diko Iliew um eine Stelle an der Sofioter Oper und bekam sie auch. Unter der Leitung von Todor Hadschiew spielte er die Posaune in Opern wie Carmen, La Traviata und Troubadour. Anfang der 30er Jahre ging er zum Orchester des 36. Infanterie-Regiments „Kosloduj“ der nordbulgarischen Stadt Orjachowo. Dort wirkte er dann mehr als vier Jahrzehnte. Kapellmeister war der Tscheche Alexander Weiner. Bei ihm lernte Diko Iliew Harmonielehre. 1948 übernahm er dann seinen Posten. In all den Jahren schuf Diko Iliew in den umliegenden Dörfern etliche kleine Orchester und schrieb natürlich weiterhin Stücke, darunter Märsche und ganze Suiten. Sein Hauptschaffensgebiet blieben aber die Kompositionen im Folklorestil. Diese Werke gelten heute als Volksmusik, so überzeugend und gleichzeitig vertraut klingen sie in den Ohren der Bulgaren, obgleich Blasmusik in keiner Weise Teil der authentischen Folklore unseres Landes ist. Diko Iliew hat in all diesen Stücken lediglich einige wenige authentische alte Volksmelodien verwendet. Der Komponist empfand es als ein großes Lob, dass seine Werke als Folklore aufgefasst wurden. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Diko Iliew in Montana, Nordwestbulgarien, wo sich seine Tochter um ihn kümmerte.
Im Dezember 1984 verstarb Diko Iliew im Alter von 86 Jahren. Wenige Jahre später wurde Montana Gastgeber der „Festtage der Blasorchester“, die nach ihm benannt wurden. 1994 wurde dieses Blasmusikforum zu einem landesweiten Musikereignis. Festtage der Blasorchester „Diko Iliew“ (mit internationaler Beteiligung) finden ferner in Orjachowo statt; in diesem Jahr werden sie ihre 22. Ausgabe erleben. Gastgeber ist das Blasorchester des Kulturhauses „Nadeschda 1871“ (zu Deutsch: „Hoffnung 1871“) der Stadt. Auch dieses Blasorchester wurde nach Diko Iliew benannt. Sein jetziger künstlerischer Leiter Kusman Kusmanow und die Direktionssekretärin des Kulturhauses Chrysanthema Raschewa gehören zu den aktivsten Erforschern des Werks von Diko Iliew. Vor etwa zwei Jahren wurden auf ihre Initiative hin und mit ihrer tatkräftigen Unterstützung, bis dahin unbekannte Werke von Diko Iliew am Bulgarischen Nationalen Rundfunk aufgenommen.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Archiv
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