Schumen ist eine Stadt im Osten Bulgariens, die zu den Zentren der bulgarischen Wiedergeburt des 18. und 19. Jahrhunderts gehört. Die Stadt ist seit jeher für ihr reiches kulturelles und geistiges Leben bekannt. Der Geist der Geschichte ist in Schumen noch allgegenwärtig. Wenn man die mit Kopfsteinen gepflasterte Straße „Zar Oswoboditel“ (zu Deutsch „Befreier-Zar“) entlanggeht, die zur Tombul-Moschee führt, kommt man an den Häusern von Notabeln und Intellektuellen der Vergangenheit vorbei, darunter Panajot Wolow, Lajos Kossuth, Pantscho Wladigerow und Dobri Wojnikow. In Schumen erblickte der Metropolit Kliment von Tarnowo das Licht der Welt, der den weltlichen Namen Wassil Drumew trug. Hier wurde auch der erste Mufti der bulgarischen Moslems geboren – Chodschasade Mehmed Muhyiddin. Die Moschee selbst liegt im heutigen Westteil der Stadt, wo sich einst das Stadtzentrum befand.
„Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt; die Erde aber bleibt immer bestehen… Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit: … eine Zeit zum Niederreißen und eine Zeit zum Bauen.“ Diese Gedanken über die Zeit und das menschliche Tun, festgehalten vor Jahrtausenden im Buch der Weisheit des Predigers Salomo, drängen sich einem zwangsläufig auf, wenn man vor der Tombul-Moschee steht, die in der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt zu den wichtigsten religiösen, kulturellen und Bildungszentren der Moslems in Bulgarien gehörte. Die Moschee ist nicht nur eines der Wahrzeichen der Stadt Schumen, sondern auch ein Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung – Teil der 100 Nationalen touristischen Objekte Bulgariens.
Doch der Zahn der Zeit hat auch vor diesem Monument islamischer Kultur nicht Halt gemacht. Wegen der sich in den letzten Jahren dahinschleppenden Restaurierungsarbeiten nahmen viele architektur- und kulturinteressierte Touristen nur Enttäuschungen als Erinnerungen mit nach Hause. Dabei ist die Moschee schon vom Material her eine Augenweide, denn sie besteht aus Marmor. Dieser stammt übrigens aus den nahegelegenen früheren bulgarischen Reichshauptstädten Pliska und Preslaw, besser gesagt aus dem, was noch von diesen einstigen Städten im 18. Jahrhundert noch übrig war. Die zwei bulgarischen Hauptstädte des Frühmittelalters Pliska und Preslaw waren für ihre Pracht berühmt. Viele der repräsentativen Bauten waren aus weißem und farbigem Marmor errichtet. Nachdem Bulgarien Ende des 14. Jahrhunderts unter die Herrschaft der Osmanen kam, wurden diese Städte, wie vieles andere auch, von den Eroberern zerstört. Speziell in Peslaw wurden Kalkbrennereien gebaut, die ganze Jahrhunderte den Marmor zu Kalk brannten. Als in der Stadt Schumen in den Jahren 1740 bis 1744/45 die Tombul-Moschee errichtet wurde, die bis heute die größte Moschee in Bulgarien ist, verwendete man Marmorblöcke und Marmorsäulen aus den Ruinenstädten. „...Zeit zum Niederreißen... Zeit zum Bauen...“
Bauherr war Şerif Halil Paşa – ein angesehener osmanischer Verwalter, der anscheinend aus der Region stammte. Wie es sich gebührt, wurde die Moschee auch nach ihm benannt, doch wegen der runden Kuppel, die etwas mollig anmutet, nannten sie die Menschen „Tombul“, vom türkischen Wort für „kugelrund, füllig“. In seinem Buch „Die Geheimnisse der Tombul-Moschee“ schreibt Prof. Dobrin Dobrew von der Schumener Universität „Bischof Konstantin von Preslaw“ folgendes: „Die Tombul-Moschee wird als einer der größten moslemischen Kultbauten auf der Balkanhalbinsel angesehen. Üblicherweise wird auch die dazugehörige reiche Bibliothek erwähnt, der 800 Handschriften und 1.500 alte Druckwerke angehören.“
Im Jahr 2004 wurde eine Expertise über den Zustand des Bauwerks und die einzuleitenden Restaurierungsmaßnahmen angefertigt. Daraufhin erfolgten zwischen 2005 und 2008 dringliche Sicherungsarbeiten, um desolate Bausubstanz zu retten. Doch das Geld reichte nicht für mehr und die eigentliche Restaurierung wurde auf die lang Bank geschoben. Schließlich wurden 2016 die Arbeiten wieder aufgenommen, nachdem zureichend Mittel aus Schenkungen zur Verfügung standen. Die Arbeiten selbst wurden in zwei Abschnitte unterteilt: reine Bauarbeiten und Kunst-Restaurierung.
„Die Tombul-Moschee ist die schmuckreichste Moschee, die ich gesehen habe, mit Ausnahme natürlich der neuen Moscheen, die im Mittleren Osten entstanden sind“, versichert Ljubomir Wodenitscharow, der das Team für Kunst-Restaurierung leitet. Über diese Arbeit sagte er weiter:
„Das Schwierige bei der Restaurierung der Malereien in der Moschee ist die Tatsache, dass sie zwei Mal ausgemalt worden ist – einmal Mitte des 18. Jahrhunderts, also unmittelbar nach ihrer Errichtung und ein zweits Mal im 19. Jahrhundert. Man hat die ursprüngliche Malerei übertüncht oder einfach beseitigt, weil sie der religiösen Ästhetik der Aleviten entspricht, die Vertreter einer spezifischen Glaubensrichtung innerhalb des Islam sind. Im 19. Jahrhundert war die ursprüngliche Malerei unansehnlich geworden und man nahm das zum Vorwand, um wegen der besagten Unterschiede in den religiösen Strömungen, die Innenräume neu auszumalen. Die neue Malerei trägt deutlich die Merkmale des sogenannten „türkischen Barocks“ – ein Stil, der in der Steinplastik und den architektonischen Elementen des Bauwerks gänzlich fehlt. Da die Moschee nach der Wende von 1989 wieder zu religiösen Zwecken genutzt wird, mussten wir dem bei der Restaurierung Rechnung tragen. Wir einigten uns mit der religiösen Leitung, dort, wo die ursprüngliche Malerei noch gut erhalten ist, diese wiederherzustellen. An allen anderen Stellen, bei denen die zweite Malschicht besser erhalten ist, diese zu belassen und zu restaurieren. Uns war wichtig, dass der Unterschied in der Stilistik der Malereien sichtbar wird. Alles am Bildschmuck ist jedoch beeindruckend, weil alles von Hand gemalt worden ist – für all die Ornamente und kaligraphischen Schriftzüge wurden keine Schablonen verwendet.“
In der Bauinschrift ist u.a. zu lesen: „Wie schön ist das neue Gefüge, das Heiligtum herzberückenden Baues! Wenn es der Kaaba gleichwertig ist und ihr nachfolgt, so ist dies nur recht und billig.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Özlem Tevfikova und Radio Schumen
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