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Bauernmarkt in Gabrowo – vergessene Traditionen, lebendiger Geschmack

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Margarita Stojanowa

Bei einer Mall denken die Meisten an ein pompöses Gebäude aus Glas und Beton mit zahlreichen Büros und Geschäften. Was sollte man sich aber vorstellen, wenn man von einer "Bauern Mall" hört oder liest? Hinter dem Scherznamen "Bauern Mall" versteckt sich ein Projekt und die ernste Absicht der Initiatoren aus vier Kulturhäusern von Gabrowo und Umgebung, die Traditionen in der Herstellung von Nahrungsmitteln ohne Farbe, schädliche Zusatz- und Konservierungsstoffe und die alten Handwerke mit authentischen und traditionellen Technologien wiederzubeleben.

Während des Bauernmarktes kommt auch die Folklore nicht zu kurz. Laienensembles bekommen die Möglichkeit zu tanzen und zu singen”, berichtet Margarita Stojanowa vom Kulturhaus "Hristo Botew 2008" im Dorf Garwan.Ausgestellt werden traditionelle Gegenstände wie zum Beispiel die für diese Region typischen Salzdosen aus Holz, Gawanki genannt, Stickereien, Wolle, aber auch hausgemachte saisonale Produkte wie in Salzlake eingelegtes Gemüse, Trockenobst, das für Gabrowo typische Pestil – eine harte, geschichtete Marmelade aus Pflaumen.

Das Anliegen der Veranstalter ist die Pflege des kulturellen Erbes, die Naturverbundenheit und der ökologische Anbau. Ein Beispiel ist das Trockenobst, das genauso gemacht wird, wie einst – ohne Verwendung von Strom und weißen Zucker.

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Dank der Kulturhäuser erreichen die Initiatoren des Bauernmarktes Menschen, die sich mit alten Handwerkskünsten befassen. Einer von ihnen ist Todor, der Holzlöffel nicht mit der Drehmaschine, sondern immer noch mit dem Meißel herstellt. Stanka fertigt nach einem alten Familienrezept Figuren aus Zucker an. Das attraktivste Produkt auf dem Basar ist die harte Marmelade aus Pflaumen (Pestil).

СнимкаDiese Marmelade wurde früher aus einer speziellen Pflaumensorte gemacht, die im Volksmund Karadschejki genannt wird. Diese Pflaumen weisen einen hohen Zucker- dafür aber niedrigen Wassergehalt auf“, erzählt Margarita Stojanowa. Inzwischen werden auch andere Pflaumensorten verwendet, da die alten Obstbäume der traditionellen Sorte langsam austrocknen. Die Pflaumen werden, ohne zusätzlichen Zucker, so lange gekocht bis ein dicker Brei entsteht. Dieser wird dann auf einem Holzbrett dünn geschichtet. Wenn die erste Schicht trocken ist, wird sie umgedreht und darauf eine zweite Schicht gestrichen. Insgesamt müssen es sechs Schichten sein. Nachdem die Masse an einem trockenen, dunklen und zugigen Ort getrocknet wurde, werden die Holzbretter entfernt und die Marmelade zu einer Rolle gedreht. Die Produktion von Pestil beginnt im September. Bis zu seiner Fertigstellung vergehen mehrere Monate.

Die so genannte Bauern Mall ist nicht nur in Gabrowo beliebt, wo im Jahr 7-8 Ausgaben stattfinden. Ein Bauernbasar wurde auch in Sewliewo und Elena und 2016 sogar in Brüssel organisiert. Die Basare erfreuen sich großer Beliebtheit, weil sich die Menschen gern an alte Zeiten erinnern, sich etwas kaufen, singen und tanzen. Der Erlös aus dem Verkauf der Produkte kommt bestimmten Projekten der Kulturhäuser zugute.

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Margarita Stojanowa hat auch in der Sofioter Stadtbibliothek während der Tage des nichtmateriellen kulturellen Erbes unter dem Motto: "Vergessene kulinarische Traditionen, lebendiger Geschmack" den Pestil aus Gabrowo, Brot aus Sauerteig nach einem alten regionalen Rezept, hausgemachten Käse, getrocknete Früchte, Baniza (Blätterteigkuchen mit Käse oder Quark), hausgemachten Schnaps, Holundersirup und noch viele andere schmackhafte Produkte vorgestellt. Das Projekt wurde mit der finanziellen Unterstützung der Sofioter Stadtgemeinde und dem Regionalen Zentrum für die Erhaltung des nichtmateriellen Erbes in Südosteuropa unter der Schirmherrschaft der UNESCO und der Stadtbibliothek in Sofia realisiert. 

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: Dessislawa Semkowska und Privatarchiv



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