Die staatliche Agentur „Archive“ bewahrt Dokumente, Bilder, Karten, Gravüren und Fotos über die Kontakte Bulgariens mit dem übrigen Teil Europas vom Mittelalter bis zum 20. Jh. auf und hat nun anlässlich der bulgarischen EU-Ratspräsidentschaft diese materiellen Zeugnisse in einem Bildband für die breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dieses Album erlaubt nicht nur einen Rückblick in die Vergangenheit, sondern auch die genauere Betrachtung der Gegenwart und einen Blick in die Zukunft.
„Besonders wertvoll sind die Karten – Kopien antiker und mittelalterlicher Karten europäischer Geographen, aber auch die Gravüren aus dem 15. Jh. und die Fotografien aus der Sammlung des bulgarischen Emigranten Dr. Simeon Simow“, erzählt der Direktor der staatlichen Agentur „Archive“, Michail Gruew. „Diese Dokumente sind ein Beleg für die Beziehungen der Bulgaren zu Europa, für die Investitionen, die in Bulgarien nach der Befreiung von der türkischen Fremdherrschaft 1878 gemacht wurden, um das Land zu europäisieren und es dem europäischen Kulturraum anzuschließen.“
Der Begriff „Europa“ ist eine Metapher, durch die die Bulgaren ihrer Modernisierung, Loslösung vom osmanischen Orientalismus und ihrem Leben im Rhythmus der neuen Zeit Ausdruck verleihen, unterstreicht der Historiker. Die Zeitreise vom Mittelalter bis zum 2. Weltkrieg ist durch Persönlichkeiten dargestellt, die in der Geschichte eine große Rolle gespielt haben und zum kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Anschluss Bulgariens an das alte Europa beigetragen haben.
Vorgestellt sind die Monarchen und ihre Bemühungen, Europäer nach Bulgarien einzuladen, um den Wiederaufbau des Landes zu unterstützen. Zu erwähnen ist insbesondere die tschechische Kolonie, unter ihnen Persönlichkeiten wie die Brüder Jiří und Theodor Prošek, Konstantin Iricek, Václav Dobruský, die Kolonie Schweizer, insbesondere Louis-Emil Eyer – Lehrer im Gymnasium in Lom, Freiwilliger im Balkankrieg, sowie die zahlreichen Landschaftsingenieure und Gärtner, die die Parkanlagen in Sofia und Plowdiw gestaltet haben, die zum Emblem dieser Städte geworden sind.
Eine besondere Rolle für die Modernisierung Bulgariens in den Jahren nach der Befreiung 1878 spielte Fürst (später Zar) Ferdinand. Im Bildband ist er mit seinen Schenkungen von anderen europäischen Herrschern vertreten.
Interessant sind die Texte in Kyrillisch, einschließlich im Dialekt der Walachen, die Slawisch-bulgarische Geschichte von Paisij Chilendarski, die den großen Einfluss dieses Schrifttums außerhalb der ethnischen Grenzen Bulgariens illustrieren. Vorgestellt sind hebräische Religionsbücher aus dem 16. und Anfang des 20. Jh. – ein Zeugnis für das Zusammenleben von Bulgaren, Juden und anderen Völkern im osmanischen Imperium.
Obwohl Bulgarien geografisch innerhalb Europas liegt, musste das Land den Weg zurück in den Klub der demokratischen und prosperierenden Staaten gehen, dem es durch den Sozialismus nahezu ein halbes Jahrhundert entrissen war. Die Jahrhunderte alten Beziehungen zu Europa beweisen, dass Bulgarien ein fester Bestandteil der europäischen Völkerfamilie ist.
Übersetzung: Georgetta Janewa
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