Das Dorf Starosel liegt zwischen dem Sredna-Gora-Gebirge und der Thrakischen Tiefebene. Bemerkenswert an dem Dorf ist, dass es Touristen mit den unterschiedlichsten Interessen in seinen Bann zieht. Es bietet bemerkenswerte Zeugnisse der antiken thrakischen Kultur, schmackhafte Weine und heilsame Mineralwasserquellen. Es ist kaum zu glauben, dass ein solch unscheinbares Dorf, das sich nahezu im geographischen Zentrum Bulgariens befindet, mit einem Mal derartige Reize zu bieten hat.
Lange Zeit wurde Starosel vom altgediegenen Kurort Hisarja in den Schatten gedrängt, doch die hiesigen Thermalquellen machen heute dem renommierten Kurort von anno dazumal eine starke Konkurrenz. Sie stehen nämlich, was die nützlichen Eigenschaften anbelangt, denen in Hisarja in nichts nach und sind bestens für Hydrotherapie und SPA-Vergnügen geeignet. Der SPA-Tourismus ist regelrecht aufgeblüht und es gibt keinen in- und ausländischen Gast, der nicht zufrieden und erfrischt die Heimreise angetreten hat. Nicht zufällig sollen zu den bereits bestehenden Hotels, balneologischen Einrichtungen und Mineralwasserbassins weitere hinzukommen, damit kein Gast aus Bettenmangel abgewiesen werden muss.
In einem der Urlauberkomplexe, das mit seiner Architektur im Stil der bulgarischen Wiedergeburt beeindruckt, befindet sich die berühmte Kelterei „Starosel“. Sie stellt jährlich rund eine Million Flaschen Weiß-, Rosé- und Rotweine her. Auf rund 200 Hektar Weinberge werden 8 verschiedene Traubensorten angebaut. Die Kelterei selbst steht Besuchern offen und es können Weine verkostet werden. Obwohl sie erst vor 15 Jahren gegründet wurde, setzt sie die Traditionen in der Weinherstellung fort, deren Grundstein die alten Thraker vor Tausenden von Jahren gelegt haben. Im Unterschied zu archaischen Zeiten kommen heute modernste Technologien zum Einsatz. Weinanbauexperten, deren Honorare mindestens 30.000 Euro betragen, schätzen die Qualität der Trauben ein und empfehlen die geeignetste Technologie für den Jahrgang. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Weine, insbesondere die Rotweine von Starosel in aller Welt Liebhaber gefunden haben, denn die Qualität kann nur schwer verborgen werden.
Die alten Thraker haben übrigens tiefe Spuren in Starosel hinterlassen. Es kann als philosophischer Wink des Schicksals angesehen werden, wie die Überbleibsel längst vergessener Zeiten, den Generationen von heute eine Zukunft sichern können. Wenige Kilometer vom Dorf entfernt befinden sich gleich mehrere Heiligtümer, einstige Siedlungen und Grabmäler der thrakischen Aristokratie. Dieser Reichtum an historischem, archäologischem und Kulturerbe aus der Zeit des 5. vorchristlichen Jahrhunderts zieht viele Touristen aus dem In- und Ausland an, zumal die Überreste sehr gut erhalten und bestens exponiert sind.
Viele sind der Überzeugung, dass die heutigen Bewohner von Starosel dem guten Geschmack der Thraker treu geblieben sind, zumal sie auch die Vorteile dieses Fleckchens Erde mit seinen fruchtbaren Weinbergen und reichen Mineralwasserquellen, der herrlichen Natur an der Grenze zwischen Gebirge und Ebene und des angenehmen Klimas zu schätzen wissen. Vergangenheit und Gegenwart leben hier in Einvernehmen und das zahlt sich aus – die Menschen, die den wahren Wert der Dinge kennen und das wahre Leben lieben werden reichlich belohnt. Selbst der Touristenandrang wird gezwungen, den Traditionen mit Ehrerbietung zu begegnen. Es erweist sich, dass die Tourismusbranche der größte Arbeitgeber in der Region ist, in der es sonst, von Weinanbau abgesehen, kaum große Möglichkeiten für Unternehmer gibt. Starosel steht jedoch weiterhin abseits vom Massentourismus, der die bulgarische Schwarzmeerküste und die Wintersportzentren des Landes erobert hat. Und das ist ein weiteres Plus für Starosel, das ein Ort für Kenner bleibt.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: m.starosel.com, bg.wikipedia.org und Archiv
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