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Der schnelle Bevölkerungsschwund lenkt die Aufmerksamkeit auf die verfügbaren menschlichen Ressourcen

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Foto: iphs.eu

Obwohl die Bevölkerung in Bulgarien im rasanten Tempo abnimmt, bestehe dennoch keine Gefahr, dass sich die apokalyptische Prognose, dass die Bulgaren als Nation verschwinden werden, bewahrheitet. Das zumindest behaupten Experten der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften (BAN), die sich mit demografischen Problemen befassen. Sie erinnern daran, dass nach der Befreiung Bulgariens von der türkischen Fremdherrschaft 1878 es im Land nur drei Millionen Bulgaren gegeben habe.

Wo steht Bulgarien inmitten der allgemeinen Tendenzen in Europa und was ist das Wesentliche – der Bevölkerungszuwachs oder die Verbesserung der Lebensqualität? Welche ungenutzten menschlichen Ressourcen gibt es, auf die die sozialen Maßnahmen künftig  gerichtet werden müssen? Das ist nur ein Teil der Fragen, die auf einer interdisziplinaren wissenschaftlichen Konferenz von Wissenschaftler der BAN diskutiert wurden, organisiert vom Institut für die Bevölkerung und den Menschen.

Weitere Diskussionsthemen waren die Geburtenrate, die Prozesse des Alterns, die nationale Identität, die besonderen Bevölkerungsgruppen und die demografische Politik im 19. und 20. Jh. Das Ziel Maßnahmen aufzuzeigen, die dem Kabinett vorgelegt werden sollen.  Sie betreffen die Änderung der Gesetzgebung, die Beschäftigungspolitik, die Verbesserung der Kinderfürsorge und die Unterstützung kinderreicher Familie.

Die Experten prognostizieren, dass bei dem jetzigen Tempo des Bevölkerungsrückgangs 2030 in Bulgarien 6.490.000 Bulgaren leben werden. Diese Tendenz sei irreversibel, egal welche Maßnahmen die Regierung ergreift, behaupten die Experten. „Die Maßnahmen von heute werden erst 2034 Ergebnisse zeitigen und erst 2040 kann die umgekehrte Tendenz in Richtung Bevölkerungszuwachs erwartet werden“, erläutert Prof. Antoaneta Hristowa, Direktorin des Instituts für die Bevölkerung und den Menschen.

Die wichtigste Frage sei ihrer Meinung nach wie wir menschliches Kapital mit mehr Qualitäten heranbilden, das den größeren Erwartungen des Arbeitsmarktes in der Zukunft entspricht. Die Zeit sei reif für Maßnahmen, die die gebildeten Arbeitskräfte im Land halten, sagte sie weiter.

Eine Möglichkeit wäre, in Anbetracht der alternden der Bevölkerung, die aktiven Senioren in den Arbeitsmarkt einzubeziehen Prof. Hristowa behauptet, dass es ernsthafte Reformen geben müsse, damit Bulgarien, vor dem Hintergrund der allgemeinen Tendenz einer alternden Bevölkerung, auch weiterhin auf dem gemeinsamen europäischen Markt konkurrenzfähig bleibt.

Die hohe Sterblichkeitsrate und niedrige Geburtenrate sind Faktoren, die direkten Einfluss auf das demografische Bild haben. Die Wirtschaftsmigration sei, den Experten zufolge, ausschlaggebend für die Verödung ganzer Landstriche in Bulgarien. „Die aus der Migration resultieren demografischen Probleme sind schwerwiegend für Bulgarien. Die  Motive für die Auswanderung sind in den letzten 30 Jahren annähernd die gleichen“, informiert Pawlina Stojanowa vom Institut für die Bevölkerung und den Menschen. „Nach der großen Auswanderungswelle auf ethnischem Prinzip Ende der achtziger Jahre war in den nachfolgenden Jahren der Hauptgrund für die bulgarischen Emigranten ein wirtschaftlicher. Geändert hat sich nur die Richtung“, erklärt Stojanowa und präzisiert, dass die Auswanderer jetzt auf Grund des leichteren Zugangs zum Arbeitsmarkt hauptsächlich EU-Länder bevorzugen. Eine der positiven Seiten der Migration sei das Entsenden von Geld an die im Land verbliebene Verwandtschaft.

Dass immer mehr junge Bulgaren ins Ausland gehen, um zu studieren, sei eine weitere Tendenz. Fast jeder dritte Bulgare zwischen 20 und 30 entscheidet sich für ein Auslandsstudium. Ein Teil dieser jungen Leute beginnen ihr Studium mit der Einstellung, dass sie nach Erhalt ihres Diploms in die Heimat zurückkehren. Viele der Rückkehrer behaupten aber, dass sie mit einer Reihe von Schwierigkeiten zu kämpfen haben wie niedrige Gehälter, mangelnde Wertschätzung ihres intellektuellen Potentials von Seiten der Arbeitgeber, schlechte Arbeitsorganisation und niedrige Produktivität.

Eine weitere negative Tendenz ist, dass ganze Familien auswandern, um sich dauerhaft im Ausland niederzulassen. Es steige sogar der Anteil der Personen im Rentenalter, die auswandern, um im Ausland Geld zu verdienen und ihre niedrigen Renten aufzubessern.

Übersetzung: Georgetta Janewa



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