Am Ende eines jeden Jahres wird Bilanz über das Erreichte und die Erwartungen für die kommenden 12 Monate gezogen. 2019 ist ein Wahljahr und die Politiker überschlagen sich jetzt schon mit ihren großzügigen Versprechen. Sie nähren die Hoffnungen der berufstätigen Bevölkerung, dass die Gehälter gerecht und real erhöht werden, dass die Inflation niedrig, die Steuern und Gebühren auf das Vorjahresniveau bleiben werden. Die Nachricht über die 10%ige Erhöhung der Gehälter der Angestellten in Staatsbetrieben und um das Doppelte der Lehrer, ließen viele Vertreter der Geschäftswelt die Nase rümpfen.
„Eine nachhaltige Erhöhung ist mit dem Erreichen bestimmter Ziele verbunden. Jetzt aber werden nur die Früchte einer nicht durchdachten Erhöhung der Gehälter in bestimmten Wirtschaftsbereichen geerntet“, warnt der Vorsitzende der Bulgarischen Industrie- und Handelskammer Zwetan Simeonow und behauptet, dass im Bereich der Bildung fälschlicherweise angenommen werde, dass durch die Gehaltserhöhung der Lehrer automatisch auch die Qualität der Schulabgänger verbessert werde. „Das ist nicht so und es kann sich sogar erweisen, dass 40% der Schüler mit Gymnasialabschluss im kommenden Jahr praktisch Analphabeten sind. Deshalb haben einigen Firmen begonnen, die Angestellten, die sie brauchen, selbst auszubilden. Sie beginnen damit nach der 8. Klasse damit sie nach einer dreijährigen Ausbildung über gute Techniker verfügen und stoßen dabei auf Hindernisse. Die Ausbilder, die den Schülern eigentlich technisches Wissen vermitteln sollen, stellen oft fest, dass die Schüler nicht einmal richtig lesen und schreiben können. Es ist unangenehm das zuzugeben, doch das zeigt die Praxis in einigen Regionen des Landes.“
Zwetan Simeonow hat Ende der letzten Woche die Ergebnisse einer Untersuchung unter 45.000 Firmen aus 26 europäischen Staaten, darunter 500 bulgarische Firmen, vorgestellt. Analysiert wurden die Schwierigkeiten der Firmen in ihrem jeweiligen Ressort, die von ihnen erwarteten Einnahmen im In- und Ausland, ihre Investitionsvorhaben und Pläne Arbeiter einzustellen, ihre Erwartungen hinsichtlich des Geschäftsklimas im jeweiligen Land. Was Bulgarien betrifft, erwarten die Unternehmen ein besseres Jahr im Vergleich zu 2018. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen prognostizieren, dass sich ihre Einnahmen erhöhen werden. Nur etwa 10% sind der Ansicht, dass das Businessklima im Land sich verschlechtern werde. Sie erwarten eine Jahresinflation von 3 bis 4% und halten das im Staatshaushalt vorgesehene Defizit von 0,5% für symbolisch. Das größte Problem sehen die befragten bulgarischen Unternehmer im Mangel an gut qualifiziertem Personal.
Die ungleiche Stellung der einzelnen Regionen im Land ist ein weiteres Problem. Die Unternehmen in Nordbulgarien beklagen die unterentwickelte Transportinfrastruktur. Sie sehen sich im Vergleich zu Firmen in Südbulgarien benachteiligt, weil sie nicht an einer Autobahn angebunden sind.
„Die bulgarischen Firmen sind immer mehr in der Lage, die unmittelbare Zukunft nüchtern einzuschätzen und ihre Erwartungen nicht so hochzuschrauben“, unterstreicht Zwetan Simeonow und weist darauf hin, dass die Unternehmen und Investoren die Lage aufmerksam beobachten und sehr vorsichtig sind. „Unbedachte Äußerungen seitens bestimmter Parteien und der Opposition wirken sich sofort auf die Vorhaben potentieller Investoren aus“, sagt Zwertanow. „Uns liegen sogar Informationen vor, dass Unternehmer ihre Kapitalanlagen auf Grund von erklärten Vorhaben, den progressiven Einkommenssteuertarif einzuführen, vertagt habe, denn das würde ihre Ausgaben enorm steigern.“
Ohne tiefgreifende Analysen hält die Bulgarische Industrie- und Handelskammer nicht mal die Senkung der Mehrwertsteuer für bestimmte Produkte und Dienstleistungen für sinnvoll.
Die erhöhten Ausgaben für Arbeit sehen die meisten bulgarischen Firmen als eine Gefahr an. Deshalb bestehe die Kammer als Vertreter der Arbeitgeber auch weiterhin auf einen Mechanismus für die Festlegung des Mindestgehalts und Verzicht auf einen Mindestsatz bei den Sozialversicherungsbeiträgen. „Unsere Widersprüche mit der Regierung erhöhen sich auch wegen der unrealistischen Erhöhung des Mindestgehalts.“
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Archiv
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