Vier Jahre, nachdem die erste Safranzwiebel in Bulgarien gepflanzt wurde, hat sich der Safrananbau in Bulgarien auf bereits 400 Hektar ausgeweitet. Der Grund für diesen Boom lässt sich leicht erklären, denn aus dieser Krokusart wird das teuerste Gewürz der Welt gewonnen.
Wenige Tage nach der Rückkehr einer Delegation der Bulgarischen Vereinigung der Safranproduzenten aus dem Iran sagte deren Vorsitzender Hassan Tachirow für Radio Bulgarien Folgendes:
„Besonders erfreulich ist, dass wir einen Rahmenvertrag über künftige Zusammenarbeit zur Einrichtung eines bulgarisch-iranischen Zentrums zur Entwicklung des Safrans vereinbart haben. Unserer Vereinigung gehören mittlerweile 3.750 Mitglieder an. Jedes Jahr organisieren wir für sie Seminare in unterschiedlichen Regionen Bulgariens. Ein solches Zentrum würde es uns erlauben, uns in bestimmten Zeitabschnitten zu treffen und Informationen und Erfahrungen auszutauschen. Andererseits würde dies auch bedeuten, dass wir keine Kunden für den von unseren Produzenten hergestellten Safran zu suchen brauchen. Unser Traum ist, Safrantee, unterschiedliche Süß- und Backwaren, Spirituosen und alkoholfreie Getränke und Cremes mit Safran herzustellen. Wir werden eine Genossenschaft der Safranproduzenten gründen, damit sie die Profite aus dem Erlös erhalten können. Es besteht weltweit eine große Nachfrage nach diesem Produkt. Die Welt wendet sich zunehmend dem Bioanbau zu, Bioprodukte sind ein Renner. Was den Safranertrag 2018 angeht, verfüge ich über Informationen, dass bis zum jetzigen Zeitpunkt ca. 500 kg Safran geerntet wurden. Wir gehen aber davon aus, dass die diesjährige Safranernte mehr als 1 Tonne betragen wird.“
Einer der ersten und erfahrensten Safranproduzenten in Bulgarien ist Petko Petkow aus Dimitrowgrad:
„Ich baue seit 2016 Safran an“, sagt er. „Begonnen habe ich mit 30.000 Safranzwiebeln im Dorf Goljamo Assenowo. Ich hatte vorher keine Nachforschungen angestellt, wie es um die Bodenbeschaffenheit dort bestellt ist. Es hat sich aber herausgestellt, dass die Pflanze dort prächtig gedeiht. Ich habe mit einem Startkapital von 8.700 Lewa begonnen. Im ersten Jahr wurde meine Familie allein mit der Arbeit fertig, aber bereits im zweiten Jahr mussten wir Arbeiter anstellen, um den Safran zu ernten und zu säubern, weil diese Kultur keinen Aufschub duldet. Sie muss am gleichen Tag, an dem sie geerntet wird, gesäubert und zum Trocknen ausgelegt werden. Am nächsten Tag ist das Feld wieder über und über mit neuen Blüten bedeckt. Ich habe meine Investitionen in zwei Jahren wieder hereingeholt. Also kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass eine Familie in Bulgarien sich definitiv ihren Unterhalt mit der Safranproduktion verdienen kann. Im Unterschied zum Obstanbau zahlen sich die Investitionen hier viel schneller aus“, sagt Petko Petkow.
Auch in Nordwestbulgarien sind die Klimabedingungen für die Safranblume günstig.
„Seit zwei Jahren baue ich zusammen mit meinem Sohn Safrankrokusse an“, sagt Nikolaj Getschew aus Widin. „Wir waren die einzigen in der Region, die sich damit beschäftigen. Das Geschäft floriert und wir machen weiter. Wir haben auf weniger als 1.000 qm 20.000 Safranzwiebeln gepflanzt. Bislang kommen wir zu zweit mit der Produktion zurecht. Aber wir planen sie auszubauen. Schwieriger für uns kleine Produzenten gestaltet sich die Frage nach dem Absatz der fertigen Produktion. Ich hoffe, dass die Vereinigung und der Erfahrungsaustausch die Entwicklung der Produktion begünstigen. Es lohnt sich, einen Versuch zu wagen, man muss nur hartnäckig sein“, rät Nikolaj Gertschew.
Nermin Ismail aus dem Dorf Oreschniza bei Kardschali zählt zu den größten Kirschenproduzenten in der Region. Sie hat im Rahmen der Delegation die Safranfelder im Iran besichtigt.
„Mit der Produktion von Safran habe ich 2016 begonnen“, erzählt Nermin Ismail. „Anfangs hatte ich keine Ahnung davon und habe aus den Medien davon erfahren. Doch meine Neugierde war geweckt. Ich habe den Vorsitzenden der Bulgarischen Vereinigung der Safranproduzenten, Herrn Tachirow, kontaktiert. Er hat mir die Feinheiten bei der Produktion von Safran erklärt und wofür das Gewürz verwendet wird. Und so habe ich beschlossen, Safran anzubauen. Ich habe Land gepachtet und startete mit 4 Hektar. 2018 habe ich aber die Safranfelder auf 6 Hektar ausgeweitet, weil sich die Safranzwiebeln in unserem fruchtbaren Boden sehr schnell vermehren.
Momentan herrscht Safranernte-Hochsaison und wir werden den Safran sicherlich noch in den kommenden zehn Tagen pflücken. In diesem Jahr blühen die Pflanzen einfach herrlich, weil sich das gute Wetter lange gehalten hat. Ich hoffe, dass alle damit zufrieden sind. Es gibt immer noch Menschen, die nichts über diese Pflanze wissen, doch würde ich die Leute aufmuntern, es zu versuchen, selbst auf 1.000 bis 2.000 m2. In unserer Region wird seit vielen Jahren Tabak angebaut, doch der Vergleich fällt bei jedem Fall zugunsten des Safrans aus. Sein Anbau ist nicht mit mühevoller Arbeit verbunden, die Ernte dauert höchstens einen Monat im Jahr und es braucht etwa noch einen Monat, um die Blumenzwiebeln zu vereinzeln. Das ist ein sehr wertvolles und teures Produkt. In Europa ist es massenhaft gefragt, während der Iran lediglich 10 Prozent der Nachfrage decken kann“, sagte abschließend Nermin Ismail.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Sevkiye Cakir, Privatarchiv und BGNES
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