„Es ist die einzige Kirche in der Hauptstadt und der ganzen Diözese Sofia, die dem heiligen Andreas geweiht ist“, verriet uns Vater Stilijan Tabakow von der Andreas-Kirche in Sofia. Tatsächlich tragen nur wenige Kirchen in Bulgarien den Namen dieses Apostels. Zudem steht ihrerseits die Sofioter Kirche mit dem Andenken an die Freischärler in Verbindung, die für Bulgarien im Russisch-türkischen Befreiungskrieg (1877/78), dem Serbisch-bulgarischen Krieg (1885) und den Befreiungskämpfen in Mazedonien und Südostthrakien (1912/13) gefallen sind.
Nach der Neugründung des bulgarischen Staates 1878 wuchs die Hauptstadt schnell und damit auch der Bedarf an neuen und größeren Kirchen. Es wurden neue Viertel angelegt und Kirchen errichtet, darunter auch die des Apostels Andreas.
„Die Gegend füllte sich schnell mit Menschen, die entsprechend auch religiöse Bedürfnisse hatten. Schnell entschlossen sie sich, eine Kirche zu bauen“, erzählt uns Vater Stilijan. „Das Viertel „Banischora“ ist eines der höchstgelegenen der Stadt und damit ideal für den Bau einer Kirche, die man von weitem sehen kann. Die Idee bestand darin, eine Kirche in Angedenken an die gefallenen Freischärler zu errichten. Diese Idee wurde besonders nach dem Ersten Weltkrieg aktuell, in dem viele Bulgaren für ihr Land gefallen waren. Nicht zufällig heißt eine der großen Hauptstraßen der Stadt „Opaltschenska“ (zu Deutsch: „Freischärler-Straße“). Viele der damaligen Bewohner des Viertels „Banischora“ waren selbst Freischärler gewesen. Daher ist dieses Viertel und seine Kirche eng mit der Geschichte Bulgariens verbunden.“
1925 wurde mit dem Segen des Metropoliten von Sofia Stefan ein großes Grundstück für den Bau der Andreas-Kirche zur Verfügung gestellt. Leider musste jedoch aus Geldmangel die Idee fallengelassen werden, eine große Kirche, ähnlich der Alexander-Newski-Kathedrale, zu errichten. Nach dem verlorenen Zweiten Balkankrieg war der Finanzmangel besonders spürbar. Daher begnügte man sich vorläufig mit der Errichtung einer Kapelle, die 1926 geweiht werden konnte. Im Zweiten Weltkrieg, in dem Sofia von der Luft aus angegriffen wurde, traf eine Bombe auch die Kapelle und zerstörte sie bis auf die Grundmauern. Es ist dem damaligen Kirchenvorsteher Wasilij Popdimitrow zu verdanken, dass trotz der schweren Nachkriegszeit in nur drei Jahren die Kapelle wiedererrichtet werden konnte. Als 1953 das bulgarische Patriarchat wiederhergestellt wurde, versuchte Patriarch Kyrill die Andreas-Kapelle zu erweitern. Es wurden zwei Seitenschiffe angebaut und ein Glockenturm über dem Eingang errichtet. Nach weiteren Bauarbeiten wurde 1972 eingeweiht. Anlässlich des 50jährigen Bestehens der Andreas-Kirche bezeichnete sie Vikar Partenij in seiner Rede als „vierte Sofioter Kathedrale“ nach der Sophien-Kirche, der Alexander-Newski-Kathedrale und der Metropoliten-Kirche „Hl. Nedelja“.
„Natürlich ist es nicht das Gebäude, das die Kirche zur Kirche macht, sondern die Menschen, die sie besuchen“, betont Pater Stilijan und setzt fort: „Die Kirche des Heiligen Andreas war schon immer ein Ort bedeutender Geistlicher Bulgariens.“
Bereits 1935 wurde eine orthodoxe Bruderschaft gegründet, die an dieser Kirche wirkte. Seit jener Zeit werden ohne Unterbrechung an jedem Mittwoch Vorträge zu verschiedenen religiösen und Alltagsthemen gehalten. Neben dem Kirchenvorsteher werden als Vortragende auch Lehrkräfte des Priesterseminars und der Geistlichen Akademie in Sofia herangezogen. „Leider ist der Baugrund nicht stabil genug und der Glockenturm ist einsturzgefährdet und könnte sogar fallen“, klagt der Geistliche. „Um einen neuen zu errichten, muss man den Grund bis auf feste Schichten abtragen. Es wurden geodätische Untersuchungen vorgenommen, wo ein neuer Glockenturm errichtet werden kann und wie der Abriss des alten vorgenommen werden muss. So werden wir den bestehenden Kirchenbau retten und auch einen Einsturz auf das Gotteshaus vermeiden können.“
In der recht bescheidenen Kirche, die dem ersten Apostel Christi geweiht ist, wurde eine Spendenkasse aufgestellt. Jeder, der die Kirche besucht und dem das Angedenken an die Freischärler und der Glauben teuer sind, kann seinen Beitrag leisten, damit ein neuer Glockenturm errichtet werden kann. Es bleibt zu hoffen, dass die nötige Summe recht bald zur Verfügung steht, um die unseren Vorfahren teure Kirche zu retten.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: dveri.bg und pravoslavie.bg
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