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Endlich auch in Bulgarien: Alternative Musikausbildung für Sehbehinderte


Mit dem Alter lässt das Sehvermögen nach, auch trägt unser stressiger Alltag und vor allem die Arbeit am Monitor dazu bei, dass Augenprobleme zunehmend häufiger werden. Dabei lässt die Behandlung von Augenerkrankungen wenig Raum für Optimismus. Laut einer Untersuchung, veröffentlicht in der medizinischen Zeitschrift „Lancet Global Health” wachse die Zahl der Blinden; um das Jahr 2020 sollen es weltweit 38,5 Millionen Menschen sein; bis 2050 werde sich voraussichtlich ihre Zahl verdreifachen und 115 Millionen Menschen betreffen. Bulgarien ist von dieser Tendenz keinesfalls ausgeschlossen.

Gezwungen, in ewiger Finsternis leben zu müssen, werden viele blinde Menschen zu Geiseln der eigenen vier Wände, denn die Umwelt ist keinesfalls für sie angepasst. Nur wenige gehen einer geregelten Arbeit nach; alle anderen sind für die Gesellschaft mehr oder minder unsichtbar. Und dennoch bleibt die Hoffnung, dass sich die Einstellung gegenüber den behinderten Menschen ändert. Davon zeugen die Versuche einiger junger bulgarischer Unternehmer, die sich der schweren Aufgabe angenommen haben, die Menschen mit solchen Problemen davon zu überzeugen, dass einige ihrer Träume wahr werden können.

Es ist gerade der Glaube an die Träume, der zwei junge Blinde zu Bojan Simeonow und Wassil Spassow geführt hat. Sie gingen zu ihnen mit der einzigen Bitte, Musik lernen zu wollen. Diese Offenheit und ihr Mut überzeugte Bojan schnell, beide junge Menschen Gleichgesinnten in der landesweit ersten Schule für Rockmusik vorzustellen. Gleichzeitig damit dachte er auch darüber nach, wie ein Sonderprogramm zur musikalischen Ausbildung von sehbehinderten Menschen gestaltet werden könnte. Diese Idee ist nicht neu, doch in Bulgarien hat sich bisher niemand ernsthaft darüber Gedanken gemacht und eine alternative Musikausbildung für blinde Menschen angeboten. Mittlerweile steht die Struktur. Näheres erzählt uns Bojan Simeonow:

Bojan Simeonow und Wassil Spassow

Mit Hilfe des Programms, mit dem wir arbeiten wollen, werden die Sehbehinderten wie alle anderen Schüler Musik erlernen können. Bei der Erarbeitung des Programms wurden die Erfahrungen und Modelle aus dem Ausland herangezogen. Momentan versuchen wir, einen Ausbildungsraum zu renovieren, in dem wir die nötige Hard- und Software installieren können. Ferner arbeiten wir an einem Mentorenprogramm für unsere Lehrkräfte, damit sie effektiver mit dieser Gruppe Kinder arbeiten können. Die Software gestattet die Nutzung mehrerer Programme, die den Kindern helfen werden, Noten zu erkennen und lesen zu können. Zu diesem Zweck kommt ein Blindenschriftprinter für Noten zur Anwendung, so dass sie verschiedene Stücke einüben können. Wir wollen nicht mit Naturbegabungen arbeiten, denen die Musik in die Wiege gelegt worden ist, sondern mit ganz normalen Menschen, mit dem Unterschied, dass sie eine Sehbehinderung haben. Die Ausbildung für sie soll sich in eine Tendenz verwandeln.“

Um die notwendige Finanzierung zu bekommen, reichten Bojan und Wassil ihre Idee in Form eines Projekts ein, das sie „Ich sehe mittels Musik“ nannten. Sie bewarben sich damit innerhalb eines Programms, das verschiedene soziale Projekte unterstützt. Vom 15. Januar bis 3. Februar soll endgültig über die Finanzierung entschieden werden, nachdem 3 der eingereichten 5 Projekte „grünes Licht“ bekommen haben. Beide Unternehmer wollen ihr Projekt möglichst schnell umsetzen, damit alle Menschen gleichen Zugang zu einer Musikausbildung bekommen.

Bojan ist der Ansicht, dass die Chance, sich eingehend mit Musik zu beschäftigen, den sehbehinderten Jugendlichen die Gewissheit geben wird, dass sie ihre Träume verwirklichen können. „Die Musik ist nur einer der Bereiche, der für sehbehinderte Menschen einfach unerreichbar schien“, meint Bojan Simeonow und hofft, dass die behinderten Menschen bald ihre „Fesseln“ verlieren und wie alle anderen Menschen zu leben beginnen.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: rockschool.bg

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