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Dora Deliyska: „Ich liebe das Konzertpodium, vor allem aber die Beschäftigung mit Musik“

Foto: Privatarchiv

Die Pianistin Dora Deliyska gehört zu jenen Künstlerinnen, die in mehreren Ländern eine solide Ausbildung erhalten und eine Vielzahl Auszeichnungen erhalten haben. Heute ist sie eine gesuchte Interpretin. Seit etwa 18 Jahren lebt und arbeitet die junge Pianistin in Wien. Sie kam in die österreichische Hauptstadt, um an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien zu studieren. Die Stadt zog sie jedoch in ihren Bann.

Es hat mich vor allem die Einstellung der Menschen zur klassischen Musik und die Arbeit der Musiker beeindruckt“, erzählte uns Dora Deliyska. „Wenn mich unbekannte Menschen nach meinem Beruf Fragen und ich sage, dass ich eine konzertierende Pianistin bin, ruft das stets Achtung und Bewunderung hervor. Die Kinder dort erhalten eine sehr gute musikalische Ausbildung und viele von ihnen spielen auf irgend einem Instrument, unabhängig vom Beruf, den sie ergreifen werden; ein ganzes Leben lang verlieren sie nicht die Verbindung zur Kunst.

Der kleine Sohn von Dora Deliyska geht noch nicht zur Schule, hört aber ständig Musik und weiß, dass die Beschäftigung mit Musik eine wichtige Sache ist und er daher die Arbeit seiner Mutter nicht unterbrechen darf. Eine ähnliche Kindheit hatte die Pianistin selbst. Ihre Mutter Wanja Deliyska war Opernsängerin und dirigierte später den Kinderchor „Swanika“, in dem auch Dora sang.

Das hat mich stark beeinflusst. Seit meiner Kindheit fühle ich mich wohl auf der Bühne, ich liebe sie und habe es gelernt, mich ohne Lampenfieber zu präsentieren – eben auf eine ruhige und klare Weise.“


Dora Deliyska wurde in der nordbulgarischen Stadt Plewen geboren. Dort besuchte sie die Musikschule in der Klasse von Eleonora Karamischewa und setzte ihre Ausbildung an der Musikakademie bei den Professoren Jürg von Vintschger, Stefan Vladar und Noel Flores fort. Parallel dazu machte sie bei Oxana Jablonskaja in Italien eine Weiterbildung und lernte auch ein Jahr in den Niederlanden. „All das gab mir die Möglichkeit, mich mit den verschiedenen Klavierschulen vertraut zu machen. Die Grundlage setzten jedoch Eleonora Karamischewa und Prof. Marina Kapazinskaja, bei der ich Stunden nahm. Sie arbeiteten mit mir ausgesprochen viel an der Tonerzeugung. Auch heute noch, wenn ich beginne, ein Werk einzustudieren, denke ich darüber nach, welche Klangcharakteristiken des Instruments ich nutzen kann. Die Pianisten werden mit einer Vielzahl an Problemen konfrontiert – die Harmonie, das Auswendiglernen des Werks… Wenn sie jedoch die Tonerzeugung in den Vordergrund rücken, merkt man das am Ende an der Interpretation.“

Das Repertoire von Dora Deliyska ist sehr umfangreich; es dehnt sich auf die verschiedensten Musikepochen aus – von Bach, Mozart und Beethoven, über Schuman und Liszt bis hin zu Bartók und Ligeti…


Zu den aufregendsten Momenten in ihrer Karriere zählt sie ihr Debüt-Konzert im Konzertsaal des Musikvereins Wien im Jahre 2011. Danach regnete es an Einladungen. Oft spielt sie im Wiener Konzerthaus. Sie stellt Konzertprogramme auf, die mit einer ernsten Forschungsarbeit einhergehen. 2018 präsentierte sie ihr 10 Album, das „The B-A-C-H Project“ heißt. Sie stuft es als das bisher wichtigste in ihrer künstlerischen Laufbahn ein:

Es handelt sich nicht nur um ein Klavier-, sondern auch um ein philosophisches Konzept, bei dem sich jenseits der Epochen Bach, Schostakowitsch und Chopin ein Stelldichein geben. An diesem Projekt habe ich Jahre lang parallel zu anderen gearbeitet. Ich stelle zwei Zyklen gegenüber – „Das wohltemperierte Klavier“ von Johann Sebastian Bach und die „24 Präludien und Fugen“ von Dmitri Schostakowitsch. In der Schlussphase habe ich auch eine Etüde von Chopin hinzugefügt. Die Werke der drei Komponisten sind in 4 Tonarten gruppiert, die den Initialen von Bach entsprechen – „b“, „a“, „c“ und „h“. Zuhörer haben mir mitgeteilt, dass sie die Werke als ein Ganzes auffassen. In diesem Projekt erkenne ich mich selbst. Ich bin der Ansicht, dass eine solche künstlerische Herangehensweise an die Werke Freiheit gewährt und von Fesseln befreit. Für mich ist die Beschäftigung mit der Musik das Wichtigste. Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen, egal ob mit einem großen Symphonieorchester, mit einer Kammerformation oder als Solistin.“


Derzeit bereitet Dora Deliyska ein Programm mit Walzern vor, das unerwartete Seiten dieses Tanzes aufdeckt. „Es ist nicht nur ein Wiener und ein eleganter Tanz, wie allgemein bekannt. Ich beginne mit der „Musica Ricercata“ von Ligeti und den Bagatellen von Bartók. In beiden Zyklen kann man „versteckte“ Walzer finden, die das Genre auf moderne Weise trätieren. Mit Debussy und Ravel stelle ich impressionistische Ideen zum Thema Walzer vor; im zweiten Teil erklingen dann ein Wiener Walzer von Schubert, ein virtuoser von Liszt und zum Schluss natürlich auch einer von Strauss.“

Das Walzer-Programm von Dora Deliyska wird nicht nur in Wien, sondern auch im Februar auf zwei Konzerten in Frankreich mit der Unterstützung des Bulgarischen Kulturinstituts in Paris und von  „Culture Bulgare à Strasbourg“ vorgestellt.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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