Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Ingenieure und Ärzte helfen Hunderten Gehörlosen in Bulgarien

Die bulgarische Hauptstadt Sofia übernahm zum 15. Mal die Rolle des Gastgebers der internationalen wissenschaftlich-praktischen Konferenz über die Ausbildung und Rehabilitation von hörgeschädigten Kindern. Das Forum lief unter dem Motto „Du hörst“ und an ihm beteiligten sich Ärzte, Logopäden, Therapeuten, Spezialpädagogen und Experten aus Bulgarien, Griechenland, Rumänien und Serbien. Im Mittelpunkt standen die revolutionären Neuerungen in der Medizin, die gehörlosen Menschen helfen, wieder eine auditive Wahrnehmung zu haben und ein normales Leben führen zu können. Die Konferenz war nur eine von einer ganzen Reihe an Veranstaltungen in ganz Bulgarien, die dem 20. Jahrestag der ersten bulgarischen Operation zum Einsetzen eines Cochlea-Implantats gewidmet sind.

Die Organisatoren der Kampagne erinnern daran, dass die Gehörlosigkeit heutzutage ein überwindbares Problem ist; alles hänge vom Wissen und den Bemühungen der Patienten und ihrer Familien, wie auch von der Hilfe des Staates ab. In Bulgarien gibt es etwas mehr als 400.000 gehörlose Menschen. Die Tendenzen weisen darauf hin, dass ihre Zahl bis 2050 weiter ansteigen wird. Momentan sind 40.000 Kinder davon betroffen. Mit zunehmendem Alter vertiefen sich die Hörprobleme, mit denen rund zwei Drittel aller Bulgaren über 65 Jahren zu kämpfen haben. Die Statistik weist aus, dass in den vergangenen Jahren in Bulgarien etwas mehr als 700 Cochlea-Implantationen vorgenommen wurden. Sie erfassen jedoch nur einen kleinen Teil der Menschen mit schweren Hörproblemen und völliger Gehörlosigkeit. Lediglich ein Viertel der Neugeborenen, bei denen Gehörschäden festgestellt wurden, erhielten ein Cochlea-Implantat. Die Kommunikation und die Zusammenarbeit aller – Eltern, Patienten, Hersteller von Implantaten, Therapeuten und Krankenkasse können zu noch besseren Ergebnissen führen, sind die Vertreter der Firma überzeugt, die die einzige in Bulgarien ist, die Cochlea-Implantate einführt.

Fast alle Bulgaren, die dank eines Cochlea-Implantats wieder hören, haben ihre erste Konsultation beim Medizintechniker Dipl.-Ing. Todor Abadschiew in Sofia erhalten. Seit über 15 Jahren arbeitet er Schulter an Schulter mit den Ärzten zusammen, damit für jeden Patienten die beste individuelle Lösung gefunden werden kann. Meist handelt es sich um Kinder im Alter von einem Jahr und das erfordert Geduld und eine besondere Aufmerksamkeit.

Die Eltern wenden sich an mich nicht nur wegen rein technischer Dingen, sondern befragen mich zu vielen anderen Aspekten, damit der größtmögliche Nutzen erreicht wird“, erklärt Dipl.-Ing. Todor Abadschiew. „Die technische Seite meiner Arbeit beginnt bereits im Vorgespräch mit den Eltern. Wir erklären ihnen die technischen Parameter und den Nutzen des Implantats. Der nächste Schritt besteht im Test des Implantats, bevor es operativ eingesetzt wird. Es müssen hinterher Feineinstellungen vorgenommen werden, die ausgesprochen wichtig sind. Zusammen mit den Ärzten werden wir zu einem Teil der Familien mit einem Kind, das ein Cochlea-Implantat besitzt. Das Unternehmen, das ich vertrete, ist darum bemüht, in jedem Jahr ein neues Modell anzubieten, da die Technologie schnell voranschreitet und man immer, gemessen am Weltmaßstab, auf dem neuesten Stand sein muss. Wir können nicht den natürlichen Gehörsinn wiederherstellen, versuchen jedoch, ihm so nahe wie möglich zu kommen.

Die Erfahrungen beim Einsatz von Cochlea-Implantaten weisen aus, dass sich in den letzten Jahren sehr viele der Patienten mit einer solchen Hörprothese schrittweise an sie angepasst haben und wieder ein normales Leben führen. Sie gehen einer geregelten Arbeit nach und sind der Gesellschaft nützlich.

Selbst die Kleinkinder gewöhnen sich schnell an die neuen Höreigenschaften. Sie besitzen wieder eine auditive Wahrnehmung und sogar das kleinste Problem, wie der Wechsel der Batterien der externen Einheit des Cochlea-Systems, verursacht ihnen einen unangenehmen Diskomfort“, setzt der Medizintechniker fort. „Aus diesem Grund versuchen wir, alle technischen Probleme zu vermeiden. Bei dieser Art von Implantaten ist das Leben eines Menschen nicht in Gefahr und für jedes technische Problem, das auftreten kann, lässt sich eine Lösung finden. Der Nutzen dieses feinen Systems ist groß. Daher versuchen wir, möglichst viele Patienten zu einer Implantation zu bewegen.“

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Privatarchiv



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Fast die Hälfte der jungen Menschen in Bulgarien hat an EU-Wahl teilgenommen

Rund 45 Prozent der wahlberechtigten jungen Menschen in Bulgarien haben bei den Wahlen zum Europäischen Parlament am 9. Juni ihre Stimme abgegeben. Die Daten stammen aus dem Projekt "Youth Participation in Democratic Life" in Zusammenarbeit mit dem..

veröffentlicht am 15.07.24 um 16:50

Zahl medizinischer Fachkräfte in 15 Jahren um 40 Prozent zurückgegangen

Die Zahl der Fachkräfte im Gesundheitswesen in bulgarischen Krankenhäusern geht drastisch zurück. Nach Daten, die während des Nationalen Krankenpflegertreffens am 10. Juli in Sofia vorgestellt wurden, ist die Zahl der medizinischen Fachkräfte in..

veröffentlicht am 11.07.24 um 08:15

Das Land der Rosen – ein Film über die Hoffnung

Aus den Daten der Volkszählung 2021 geht hervor, dass in Bulgarien 654.547 Menschen leben, die eine anerkannte dauerhafte Beeinträchtigung oder Behinderung haben. Davon sind 22.248 Kinder und 632.299 Personen im Alter von 16 Jahren und älter. Es gibt..

veröffentlicht am 09.07.24 um 13:15