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Das Nationale Netz für die Kinder fordert eine definierte staatliche Politik für die Unterstützung der Familien und Kinder

Georgi Bogdanow: Der Staat verzichtet auf eine für die Kinder nützliche Politik

Foto: Archiv

Das öffentliche Vertrauen gegenüber den staatlichen Institutionen in Bezug auf die Kinderpolitik ist auf einem sehr niedrigen Stand. Dafür spricht auch das Misstrauen gegenüber dem Projekt für eine Nationale Kinderstrategie, das von der Regierung wieder zurückgezogen werden musste. Die in den sozialen Netzwerken geäußerten Meinungen führten dazu, dass eine kritische Masse an Bulgaren glaubt, dass nach dem das Dokument verabschiedet wird, nur für eine einzige Ohrfeige ihnen die Kinder weggenommen werden könnten.

DieStrategieisteigentlicheinobligatorischesDokument, dasvom Kinderschutzgesetz gefordert wird, das die Kinder erstmals mit Rechten ausgestattet hat, was wiederum Voraussetzungen für die Verbesserung ihres Lebens schafft. 

Das Projekt für eine Nationale Kinderstrategie sollte die Gesundheitsfürsorge für jede schwangere Frau, das Verbot der Körperstrafe, eine qualitativ hochwertige Vorschulbildung, eine schonende Kinderjustiz, die allmähliche Senkung der Zahl der in staatlichen Institutionen untergebrachten Kinder bis zu ihrer endgültigen Schließung garantieren. Diese guten Vorhaben konnten die Gesellschaft nicht überzeugen, zum einen wegen der vielen falschen Informationen und zum anderen wegen der schwerfälligen und trägen Institutionen.

„Es finden ein Hybridkrieg und Attacken gegen die Menschenrechte und die Rechte der Kinder nicht nur in Bulgarien, sondern in Europa und der ganzen Welt statt“, behauptet Georgi Bogdanow, Exekutivdirektor des Nationalen Netzes für die Kinder.

Foto: Diana Zankowa

 „Es ist ein schleichender Rückzug des Staates von Reformen im sozialen Bereich für die Kinder und die Menschen überhaupt zu beobachten, die unser Leben besser machen würden“, entrüstet sich Bogdanow und erklärt, dass Bulgarien, so wie alle anderen Staaten, eine langfristige Strategie für die Kinder braucht. Es soll klar sein, welche Reformen im Gesundheitswesen, in der Bildung und bei den sozialen Dienstleistungen gemacht werden müssen.

„Solange der Staat nicht erklärt, was dieses Dokument darstellt, wie das System für den Schutz der Kinder funktionieren soll und was überhaupt angestrebt wird, werden sich die Menschen leicht beeinflussen lassen und auf Fake News reinfallen, die in den sozialen Medien verbreitet werden, weil die Medienkompetenz der Bulgaren leider nicht gut entwickelt ist.“

Welche sind die Vorteile der Strategie und was verlieren die Familien, wenn sie nicht verabschiedet wird?

„Zum ersten Mal ist es uns gelungen, die Betonung auf die Unterstützung der Familie zu setzen und nicht nur auf das Kind, isoliert von seinem sozialen Umfeld, so wie es in der alten Strategie der Fall war“, erklärt Georgi Bogdanow. „Es ist vorgesehen, junge Eltern zu betreuen, sie zu befähigen, ihren Kindern vom frühesten Alter an eine bessere Entwicklung zu garantieren. Ein weiteres Thema betrifft die sozialen Dienstleistungen. Die Sozialarbeiter sollen besser geschult werden, um nicht die jetzigen Fehler zuzulassen wie zum Beispiel sich zu sehr auf das Kind zu konzentrieren. Vielmehr sollte die Familie dabei unterstützt werden, sich besser um ihre Kinder zu kümmern." 

DieGegnerderStrategie sehen im Dokument den Versuch, die Standfesten der traditionellen bulgarischen Familie zu zerstören.

„Was ist unter einer traditionellen bulgarischen Familie eigentlich zu verstehen?“, fragt Georgi Bogdanow rhetorisch. „Etwa die Familie aus dem Mittelalter, in der der Großvater das Sagen hatte und die Söhne, Schwiegertöchter und alle Familienmitglieder herumkommandierte? Solche Familien gibt es längst nicht mehr, da wir in einem völlig anderen Umfeld leben. Hinter diesem Begriff „traditionelle Familie“ steht nichts Konkretes. Für uns ist es wichtiger, die moderne Familie zu unterstützen, ihre Kinder großzuziehen, Schwierigkeiten zu überwinden und Probleme zu lösen“, betont Georgi Bogdanow und erklärt, dass es in der heutigen Zeit enorme Probleme mit Alkoholsucht, Drogen und Gewalt in der Familie gibt. Genau auf die Überwindung dieser Probleme sollte sich die Unterstützung fokussieren.

Was die Ohrfeigen anbelangt, so greifen Eltern zu dieser Methode, wenn sie sich hilflos und verängstigt fühlen, behauptet Bogdanow. „Die Ohrfeige ist aber noch nie ein Erziehungsmittel gewesen, da sie die Hilflosigkeit des Erwachsenen gegenüber dem Kind zeigt.“

Das Nationale Netz für die Kinder, das inzwischen 152 Organisationen vereint, wird heute zum neunten Mal den Preis „Goldener Apfel“ für einen besonderen Beitrag für die Rechte und das Wohlergehen der Kinder verleihen. Es soll auch der diesjährige „Held der Kinder“ bekannt werden.

Übersetzung: Georgetta Janewa



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