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Waleri Postarow: Die Fotografie kann die Zeit anhalten

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Ibrahim aus Ribnowo

„Ich war schon immer der Meinung, dass die Fotografie mit der Poesie vergleichbar ist. Sie ist die Poesie der visuellen Kunst, weil es bei ihr nicht so viel Technik gibt. Viele Einschränkungen, die es in anderen Genres der visuellen Kunst gibt, entfallen bei der Fotografie. Es gibt nur die „direkte Leseart“, insbesondere wenn es sich um Dokumentarfotografie handelt, wenn der Fotograf die Welt um sich herum spürt und sie so zeigen muss, wie er sie gefühlt hat“, philosophiert der Fotograf Waleri Postarow und offenbart, dass es nocheine andere Energie gibt bei der Fotografie: „Die Kraft, die Zeit anzuhalten“.

Seine Bilder versetzen den Betrachter in eine andere Dimension, in der die Zeit still steht. Die Blicke seiner Protagonisten, einfache Menschen, sprechen mit ihrer unverstellten Natürlichkeit. Solche Bilder sind auch auf seiner letzten Ausstellung „Der letzte Mensch der Rhodopen“ zu sehen. Um dieses Projekt zu verwirklichen, reiste Waleri mehrere Monate durch das mythische Gebirge und besuchte 556 Dörfer.

Dimitrina aus Filipowo

Die Bilder, mit denen er nach Sofia zurückgekehrt ist, sind frei von Eitelkeit. Es gibt nichts Überflüssiges. Der Akzent liegt auf den Blick der fotografierten Person, der die Seele offenbart. Die einzelnen Aufnahmen sollen nicht die Armut und die Alltagsprobleme der Menschen zeigen, sondern das Publikum an die Werte und moralischen Stützen erinnern, die für unsere Urgroßväter Richtlinien waren, heute aber oft übergangen werden.

Emrah aus Kassak

Waleri Postarow gibt zu, dass er gern schwarz-weiss fotografiert, weil der Zuschauer sich so leicht auf das Wesentliche konzentrieren kann. In letzter Zeit habe er aber auch Farbfotos gemacht.

„Nach 15 Jahren Arbeit mit Dokumentarfotografie in schwarz-weiß, habe ich angefangen, auch mit Farbe zu arbeiten, was für mich eine Herausforderung ist“, gibt der Künstler zu. „Ich kann jetzt die gleichen Themen, die mich bewegen, auf eine neue Art und Weise betrachten. Die Farbe kann ein adäquates Ausdrucksmittel sein, dass weiß ich sehr wohl, weil ich Malerei studiert habe. Sie soll aber kein Selbstzweck sein, sondern einen bestimmten Zustand ausdrücken, Gefühl und Harmonie ausstrahlen.“

Mustafa aus Slataritza

Waleri Postarow hat sich an mehr als 30 selbständigen und kollektiven Ausstellungen in Paris, Berlin, Frankfurt und anderen westeuropäischen Städten beteiligt. Er wurde für zahlreiche Auszeichnungen nominiert, doch nicht das ist der Grund, seiner Berufung nachzugehen.

„Es mag vielleicht eigenartig klingen, doch in der Zeit, in der ich in Paris gelebt habe und regelmäßig Ausstellungen in Westeuropa hatte, habe ich zwar die Anerkennung gesucht, wurde aber von der ganzen Koketterie enttäuscht“, erzählt Postarow und gibt zu, dass für ihn die Treffen mit den Menschen, die er fotografiert, viel interessanter sind als die Treffen mit dem Publikum. Er glaubt fest daran, dass ein Künstler aktuell ist, solange er den Wunsch hat, sich selbst auszudrücken. Dann könne nichts jene Kraft aufhalten, die in ihm tobt.

Raschko aus Topolowo

Waleri Postarow kehrte 2011 aus Frankreich zurück, ließ sich in Sofia nieder und gründete die erste online-Galerie in Osteuropa, die sich ausschließlich mit bulgarischen Malern von der Moderne bis in unsere Zeit beschäftigt. Inzwischen verfügt die Galerie über 4000 Bilder. Sein Ziel ist, ein virtuelles Museum der bulgarischen Meister zu schaffen, die jeder sehen kann, denn die meisten Werke sind im Privatbesitz und werden in den staatlichen Galerien selten ausgestellt.

Übersetzung: Georgetta Janewa



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