In den sechs Monaten, in denen Plowdiw Kulturhauptstadt Europas ist, hat sie sich „in kleinen jedoch nachhaltigen Schritten und ohne viel Aufhebens zu machen, auf der Karte Europas gezeigt. Seit Beginn des Jahres bis heute ist es uns gelungen, wichtige Botschaften zu entsenden und Teil des großen europäischen Dialogs zu werden. Das Erfolgsgeheimnis ist, nicht die Städte, sondern die Nationalitäten zu betrachten. Das ist eine Tendenz in ganz Europa“, sagte für den Bulgarischen Nationalen Rundfunk Viktor Jankow, Verantwortlicher für die Auslandsbeziehungen der Stiftung „Plowdiw 2019“.
Und dennoch weist eine jüngste Medienanalyse aus, dass Plowdiw in puncto Bekanntheitsgrad hinter der italienischen Stadt Matera zurückbleibt, die beide zu Kulturhauptstädten Europas 2019 ausgerufen wurden. Laut Viktor Jankow würde Plowdiw trotz allem ein gutes Beispiel abgeben, wie mit einem geeigneten Marketing eine andere Art von Touristen gewonnen werden könne. Momentan ist die zweitgrößte bulgarische Stadt vor allem mit ihrer spezifischen Kultur und ihrem Programm bekannt und weniger als eine All-inclusive-Destination, was bisher der Fall war. Eine positive Tendenz sei ferner der Prozess der sogenannten „Gentrifizierung“ der Stadt. Bislang unansehnliche Teile wurden gekonnt in interessante Orte verwandelt; nehmen wir z. B. das Viertel „Kapana“, das nun ein Magnet für kunstinteressierte und jene Touristen ist, die nach einer besonderen Atmosphäre aus sind.
Was die Proportion zwischen Einwohnern und Touristen anbelangt, sei sie eher positiv, kommentierte Viktor Jankow. Die gepriesene bulgarische Gastfreundschaft ziehe zudem immer mehr Gäste an. Auch im Juli herrscht in Plowdiw ein buntes Treiben. Auf dem Programm stehen viele interessante Treffen und Veranstaltungen, die selbst die anspruchsvollsten Liebhaber der kulturellen Vielfalt zufriedenstellen werden. Die Stadt ist Gastgeber einer internationalen Konferenz der frakophonen Studenten. Die letzten Ausgaben dieses Forums fanden in Hauptstädten wie Budapest und Bukarest statt.
Außerdem werden zwei international angesehene Graffiti-Künstler – Ella Besnainou und Loic Niwa aus Saint-Étienne in Frankreich, der Stadt ihren Stempel aufdrücken. Sie werden ihr Können im Hof der Schule „Hll. Kyrill und Method“ unter Beweis stellen. Das Bild, an dem sie arbeiten, besitzt eine Fläche von 5.000 Quadratmetern und steht unter dem Motto „Gemeinsam“. Das Ereignis ist Teil des Festivals der frakophonen Studenten Mittel- und Osteuropas, das in Plowdiw unter dem Motto „Kreativ zusammen“ läuft. Im Rahmen von 5 Tagen (1. bis 5. Juli) sind 100 Studenten aus 16 Nationalitäten zu Gast, die sich gegenseitig mit der Kultur des Anderen bekannt machen.
Bis Ende des Monats werden die Einwohner und Gäste der Stadt ferner die Exposition „ABC des polnischen Designs“ bewundern. Die Ausstellung versucht die historische Transformation Polens in den vergangenen 100 Jahren mit Hilfe von 100 Objekten zu verdeutlichen. „Es handelt sich um Alltagsgegenstände der Menschen“, erzählt weiter Viktor Jankow. „Die meisten dieser Gegenstände stehen in enger emotionaler Beziehung zu ihren Besitzern. Es sind Wecker, Ventilatoren und Exemplare einer einheimischen Fahrradmarke sowie altes Spielzeug – die ältesten Stücke stammen aus dem Jahr 1918.“
„Das Sommerprogramm der Stiftung „Plowdiw 2019“ hat es vermocht, die verschiedensten Nationalitäten aus allen Ecken und Enden der Welt hier in Bulgarien zu vereinen“, versichert Viktor Jankow und fügt hinzu, man hätte sich dies vor 10 Jahren nur schwer vorstellen können. Er äußerte die Hoffnung, dass die Ereignisse in Plowdiw in diesem Jahr die Menschen auch in 5 Jahren im Gedächtnis haben werden.
Zusammengestellt von: Joan Kolev
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: ellapitr.com und plovdiv2019.eu
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