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Eliza Georgiewa verzückt französische Leser mit ihrem Roman „Die Kosmonauten ziehen nur vorbei“

Ein Mädchen, das eine Schule mit dem Namen eines Kosmonauten besucht und selbst davon träumt, Kosmonaut zu werden, wächst zwischen zwei Epochen heran – dem Zerfall des Kommunismus und die ersten Jahre des Aufbaus der Demokratie. So wie es sich verändert, ändern sich auch die Bilder, die seinen Abschied von der Kindheit begleiten. Die Schlaglöcher auf den Straßen werden immer größer und die Automarken abwechslungsreicher, Finanzpyramiden stürzen ein, Banken ebenso …

Diese Geschichte, erlebt und erzählt aus dem Blickwinkel eines Kindes, handelt vom Scheitern des totalitären Systems und den nachfolgenden demokratischen Veränderungen, die direkt in unser Leben strömen und unser Wertesystem auf den Kopf stellen. Im angesehenen Éditions Gallimard Verlag vor zwei Jahren erschienen, erntet der Roman „Die Kosmonauten ziehen nur vorbei“ auch heute noch Preise und Nominierungen. Geschrieben wurde er von der 1982 geborenen Eliza Georgiewa, Zeitzeugin der Jahre von persönlichen und sozialen Transformationen, die seit ihrem 18. Lebensjahr in Frankreich lebt, in Lion Film studiert hat, Dokumentarfilme dreht und sich mit Literaturperformance befasst.

Ihren Roman „Die Kosmonauten ziehen nur vorbei“ schrieb sie auf Französisch und machte ihn während ihrer Spezialisierung in kreatives Schreiben in Paris zur Diplomarbeit.

Die Autorin glaubt, dass die Leser den traurigen Humor und die Selbstironie im Buch sympathisch finden, auch wenn sie die Ereignisse in Bulgarien nicht im Detail kennen.

„Im Roman findet sich zum Großteil mein Leben, aber auch das Leben von allen Bulgaren wieder“, sagt die Schriftstellerin. „Als ich das erste Mal als Schülerin nach Frankreich kam, wurde mir bewusst, dass meine französischen Altersgenossen nicht in einem solchen Umfeld voller Herausforderungen  gelebt hatten. Unser Leben war in sozialer Hinsicht schwer, doch trotzdem interessant und hatte viel Potential. Wir sind irgendwie schneller erwachsen geworden und diese große Veränderung hat uns alle geprägt.“

Damit die Schüler, die zum ersten Mal diese Geschichte hören, sie auch verstehen können, trifft sich Eliza Georgiewa vor der Lesestunde mit den Lehrern für Literatur, Geschichte und Erdkunde. Die Lehrer erklären im Unterricht nicht nur die Intrige im Roman sondern auch die historischen Hintergründe wie beispielsweise den Fall der Berliner Mauer. Und während in Bulgarien immer noch darüber diskutiert wird, wie über den Kommunismus in den Schulen gelehrt werden soll, ist dieser Stoff in Frankreich als Element der modernen Geschichte längst im Lehrprogramm der letzten Gymnasialklasse enthalten. 

„Für mich ist es ein guter Weg, Geschichte mit Hilfe von Kunst, Literatur und Film zu erlernen. Dann bleiben die historischen Fakten nicht etwas Abstraktes“, sagt Eliza Georgiewa. „Die Schüler können die Geschichte durch den persönlichen Moment im Roman leicht begreifen, weil sie sich als Teenager in die Romanfigur hineinversetzen können, auch wenn sie nicht in einem solchen wirtschaftlichen Umfeld leben.“

Eliza Georgiewa arbeitet momentan an ihrem neuen Film, in dem über ein Mädchen aus Weißrussland erzählt wird, deren Vater auf mysteriöse Weise verschwindet und bereitet Geschichten für das Sammelband „Die Mädchen aus dem Osten“ mit Texten von Schriftstellerinnen aus Osteuropa vor.

Der Roman „Die Kosmonauten ziehen nur vorbei“ wurde für den Preis Folio des französischen Verlags Gallimard nominiert, für die Taschenbuch-Kollektion. Im Rennen waren 130 Bücher, von denen nur 6 ausgewählt wurden.

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: Privatarchiv



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