Autorinnen dieses langerwarteten Sammelwerkes sind Dr. Wichra Baewa und Dr. Wesselka Tontschewa vom Institut für Ethnologie und Folkloristik mit Ethnographischem Museum der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Sie sind für ihre Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der bulgarischen Traditionen nicht nur der Fachwelt bestens bekannt. Ihr neuestes Buch ist für einen breiten Leserkreis bestimmt, der Interesse an der Folklore hat, oder sich ganz einfach mit dem bulgarischen Brauchtum näher vertraut machen will.
„Wir arbeiten mit sehr viel Literatur, Archiven, alten Ausgaben, fußen aber auch auf unserer eigenen Feldforschung", erzählte uns Dr. Tontschewa. „Wir besitzen etliche Aufnahmen von verschiedenen Bräuchen und haben die Thematik tiefgreifend erforscht. Das Buch stellt Dinge vor, die vielen bekannt sein dürften; es gibt aber auch etliche Fakten in Verbindung mit den Traditionen, die kaum jemand weiß. Das Buch ist dem Folklorekalender gewidmet, wobei alle Feste chronologisch behandelt werden. Es ist populärwissenschaftlich geschrieben und für Schüler, aber auch für jene gedacht, die sich für bulgarische Traditionen, Symbole und Mythologie interessieren. Zu jedem Brauch werden zusätzlich die Symbole erklärt. Und so gibt es Kapitel beispielsweise über die Feen, die Pest und das Ei. Ebenso werden Tiere behandelt, die in dem entsprechenden Brauch eine Rolle spielen, wie Biene, Ochse, Kuh, Pferd, Bär... Es fehlen auch nicht Symbole, wie Wasser, Feuer, die Großmutter, die Gestalten Pischo und Penda, die Erscheinung der Gottesmutter in der Folklore, das Kreuz... Wir haben versucht, die Palette an Bräuchen und Festen zu erweitern und stellen Bezüge zur Gegenwart her. Wir erzählen über neue Dinge, die in der Neuzeit in die Feste hineingetragen worden sind. Innerhalb unserer Feldforschung stoßen wir immer wieder auf Veränderungen in der Folklore, denn sie ist etwas lebendiges, das sich stets weiterentwickelt. Die heutige Zeit, mit ihren großen Möglichkeiten, wie Internet, übt einen maßgeblichen Einfluss aus.
Wir hoffen, dass unser Buch möglichst viele Leser findet und ihnen von Nutzen ist. Vielerorts sind die Menschen bemüht, ihre alten Bräuche wiederzubeleben. Die alten Großmütter sind jedoch meist nicht mehr da, die erzählen könnten, wie es früher einmal gewesen ist. Es geht hierbei nicht nur einfach um die Rituale, sondern auch um die Vorstellungen und Symbole unserer Vorfahren. Dieses Wissen bereichert die Menschen und fördert die bulgarische Kultur, den Geist unseres Volkes und unser Geschichtsbewusstsein. Es klingt vielleicht etwas pathetisch, wir Bulgaren besitzen jedoch einen Reichtum, der uns Kraft gibt und das dürfen wir nicht vergessen. Jeder muss seine Wurzeln kennen. Wir teilen dem Leser mit, dass unsere traditionelle Kultur ein Gemisch aus christlichen und heidnischen Überlieferungen, dem alten und dem neuen Festkalender ist. Wir würden uns freuen, wenn unser Buch die Leser anregen könnte, den eigenen Wurzeln auf die Spur zu gehen, alte Leute zu befragen und die Geschichte des Ortes, aus dem sie stammen, aufzuzeichnen. Momentan ist wieder eine Besinnung auf die Traditionen spürbar, was seinen Ausdruck in einer Vielzahl an Volksfesten findet. Die Menschen brauchen solche gemeinsamen Feste, denn sie sind ein kollektives Erlebnis, das positive Energie generiert.“
Das „Große Buch der bulgarischen Feste und Bräuche“ wird am 24. September um 18.00 Uhr Ortszeit im großen Saal der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften offiziell vorgestellt werden. Das Buch selbst ist bereits seit Juli in den Buchhandlungen, doch die Autorinnen wollten es erst mit Beginn des neuen Schuljahres präsentieren, wenn Schüler, Eltern und Lehrer Ferien und Urlaub hinter sich haben und wieder ihr Alltagsprogramm aufgenommen haben.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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