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Symbole der Fruchtbarkeit in einer ethnografischen Ausstellung aus Nordmazedonien

Eine Museumsausstellung aus Nordmazedonien zeigt den Reichtum und die Vielfältigkeit der Fruchtbarkeitskulte und Rituale auf der Balkanhalbinsel. Sie ist in 5 Sälen des Ethnografischen Museums im ehemaligen Fürstenpalast in Sofia untergebracht und kann bis Mitte Januar 2020 besichtigt werden.

Mehr als 50 Exponate von der Antike bis zur Gegenwart illustrieren den Wunsch der Menschen, Nachkommen zu zeugen und den Schutz von Heim und Familie  zu sichern. Einen wesentlichen Teil der Exposition machen Ausschnitte aus Dokumentarfilmen aus, die den Besuchern Stätte für Rituale im benachbarten Nachbarland zeigen, die mit dem Fruchtbarkeitskult zusammenhängen. Lieder, Märchen, Erzählungen, Rätsel, Legenden und Überlieferungen verdeutlichen wie wichtig dieser Kult im kollektiven Bewusstsein der Menschen war. Zu sehen sind verschiedene Beispiele von Henne und Ei, die universellen Symbole der Fruchtbarkeit.

„Roter Hahn, schwarze Henne: Fruchtbarkeitskulte, Riten, Bräuche und Volksglauben“ wurde die Ausstellung, das gemeinsame Werk von drei Museen in Skopje betitelt.

Die Ausstellung ist sehr interessant, weil sie die Arbeit mehrerer Kollegen zusammengetragen hat, die in verschiedenen Bereichen der Folklore und Ethnografie arbeiten und dieses Thema erforscht haben“, erläutert der Ethnograf und Kurator der Ausstellung Jovan Shurbanovski. „Es war nicht leicht, die Ausstellung zu organisieren, weil daran zwei Institutionen gearbeitet haben, das Archäologische Museum und die Abteilung für Archäologie des Museums von Nordmazedonien, sowie Spezialisten der Fakultät für Ethnologie und Anthropologie. Sie alle präsentieren die gleiche Problematik, doch aus verschiedenen Aspekten. Wir hoffen, dass das bulgarische Publikum sich dafür interessieren wird, zu sehen, wie das Thema der Fruchtbarkeit in unserer Folklore dargestellt ist", unterstreicht Jovan Shurbanovski und sagt, dass die Experten, die sich mit Ethnografie beschäftigen, nicht sagen können, welches Exponat am wertvollsten ist. Vielmehr legen sie dem Betrachter nahe, auf den Kontext zu achten und darauf, wie die einzelnen Exponate miteinander in Verbindung gebracht wurden. Nur so könne die gesamte Bandbreite der Thematik erfasst werden, so Shurbanovski.

Neben den prähistorischen Figuren, antiken Gefäßen und Lampen enthält die Ausstellung auch zahlreiche Gegenstände von Karnevalen, Hochzeiten und anderen Feiertagen und Zeremonien, die mit wichtigen Übergängen in der Natur und im Leben der Menschen zusammenhängen.

Roter Hahn, schwarze Henne: Fruchtbarkeitskulte, Riten, Bräuche und Volksglauben“ ist eine Ausstellung, die das Thema Fruchtbarkeit aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Sie nähert sich den erotischen Vorstellungen in der traditionellen Kultur mit viel Feingefühl und auf eine sehr elegante Weise“, unterstreicht Dr. Iglika Mischkowa vom Institut für Ethnografie und Folklore an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Sie ist der Meinung, dass jeder Besucher etwas Interessantes für sich entdecken wird. „Wir Ethnografen kennen die Gegenstände. Auf dem Balkan haben wir außerdem sehr viele gemeinsame Elemente und es ist schwer, dass uns etwas überrascht. Interessant ist aber wie die Gegenstände ausgewählt und präsentiert wurden“, unterstreicht Dr. Mischkowa und erzählt weiter, dass es für den Großteil des Publikums zweifellos verlockend sein wird, die Figuren der Gottesmutter zu sehen, die in ihrem „Fundament“ einem Haus ähneln.

Die Liebhaber der „schlüpfrigen“ Folklore  (Lieder, Märchen, Geschichten, Rätsel, Legenden und Rituale mit sexuellem Inhalt, mit denen die Intimität zwischen Mann und Frau erklärt werden) werden nicht zu kurz kommen. Wir haben angenommen, dass unsere Vorfahren strenge und seriöse Menschen waren und die erotischen Andeutungen nur hinter vorgehaltener Hand gemacht wurden. Doch sie existieren in den Volksliedern, Kulten und Riten und die Ausstellung beweist es. Auch heute noch tut der Mensch alles, um gesunde Nachkommen, Nahrung und ein Dach über den Kopf zu sichern. Das sind die menschlichsten Dinge, die sich überall wiederholen.“

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: Privatarchiv



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