Die Weltbank hat dieser Tage ihren jüngsten Doing-Business-Report veröffentlicht. Darin analysieren die Ökonomen der Bank die Unternehmensfreundlichkeit in 190 Ländern der Welt. In diesem Jahr ist Bulgarien auf Rang 61 oder um zwei Plätze nach unten gerückt. Es ist zwar gut, dass es in der oberen Hälfte dieser Liste rangiert, doch Grund zum Stolz ist der 61. Platz nicht. Denn praktisch bedeutet dies, dass in unserem Land zwar einige der notwendigen wirtschaftlichen, juristischen und politischen Voraussetzungen für die Entwicklung der Wirtschaft vorhanden sind, aber noch viel für die Erleichterung und Förderung des Unternehmertums getan werden muss.
Es gibt genug Exempel dafür. Nehmen wir zum Beispiel die neulich ins Wasser gefallene Investition im Wert von über 1 Milliarde Euro zum Bau eines Werks des deutschen Autogiganten Volkswagen. Zwar hat der Konzern seine Entscheidung noch nicht offiziell publik gemacht, doch haben seine Vertreter durchblicken lassen, dass man die Türkei vor Bulgarien vorgezogen hat. Das hat in den politischen und Geschäftskreisen in Bulgarien für starke Enttäuschung gesorgt, weil der Konzern de facto zu verstehen gibt, dass die Geschäftsbedingungen in unserem Land nicht ausreichend oder zumindest nicht so gut sind, wie die in der Türkei. Die bulgarischen Behörden haben viel dafür getan, die Investoren von unserem Land zu überzeugen, haben dabei aber immer wieder betont, dass sie die Restriktionen der EU in Bezug auf die staatliche Unterstützung für Privatunternehmer einhalten.
Gescheitert ist bislang auch der attraktive Deal zum Verkauf der bulgarischen Aktiva des tschechischen Energiekonzerns CEZ. Zu Jahresbeginn wurde bekannt gegeben, dass eine Vereinbarung getroffen worden sei, besagte Aktiva an die kaum bekannte bulgarische Firma Inercom zu veräußern. Die Wettbewerbsschutzkommission hat den Deal aber abgelehnt. Danach ist man übereingekommen, dass Eurohold Bulgaria die Aktiva des tschechischen Unternehmens aufkaufen wird. Eurohold Bulgaria hat keine Erfahrungen in dieser Branche, versicherte aber, über die notwendigen 335 Millionen Euro zu verfügen. Auch dieser Deal ist geplatzt, weil er nicht von der Kommission für Wettbewerbsschutz abgesegnet wurde. So konnte CEZ den bulgarischen Markt nicht verlassen, was dem Konzern offensichtlich nicht schmeckt.
Besser sehen die Dinge mit anderen großen und erfolgreichen Geschäften aus, die davon zeugen, dass in Bulgarien passable Doing-Business-Bedingungen herrschen. Betrachten wir nur den Verkauf eines der drei größten Fernsehsender Btv an die PPF Group von Petr Kellner. Der tschechische Investor hat die Medienaktiva der CME (Central European Media Enterprises), zu der auch der bulgarische Fernsehsender zählt, für 2,1 Milliarden Dollar erworben. Davor hat der Milliardär versucht, einen anderen der drei größten Fernsehsender in Bulgarien zu erstehen – Nova TV, doch wurde dieser Deal von der Kommission für Wettbewerbsschutz abgelehnt. All das zeigt, dass die Großunternehmer Bulgarien als ein Land ansehen, in dem man gut Business machen kann. Dieser Meinung scheint auch die Investitionsgruppe United Group zu sein, die vom bulgarischen Unternehmer Spas Russew und dem russischen VTB die größte Telekommunikationsgesellschaft in Bulgarien Vivacom erwerben will, die vor vier Jahren gegen 330 Millionen Euro ihren Inhaber gewechselt hat.
Es gibt noch viele andere Beispiele für gutes Business in Bulgarien. Derzeit laufen Prozeduren für die Wahl eines strategischen Investors für die Umsetzung des Belene-Projekts zum Bau eines zweiten bulgarischen Kernkraftwerks, der vermutlich an die 10 Milliarden Euro kosten wird. Bei den potentiellen Kandidaten handelt es sich um weltbekannte Unternehmen aus dieser Branche aus den USA, Frankreich, Südkorea, Russland und China. Erfolgreich sind auch die Deals über die Fusion der griechischen Banken Postbank und Piraeus Bank, die in Bulgarien agieren. Die Vereinte Bulgarische Bank OBB, die die drittgrößte Bank in Bulgarien ist, hat unlängst ebenfalls ihren Eigner gewechselt und gehört nun der belgischen Finanzgruppe KBC. Und der saudi-arabische Konzern Arkad verlegt auf bulgarischem Territorium die Gaspipeline Turkish Stream für 1,1 Milliarden Euro.
All diese Fakten sprechen dafür, dass Bulgarien noch einiges dafür tun muss, um in der Doing-Business-Rangliste der Weltbank aufzurücken und mehr Investitionen anzulocken.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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