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Unkontrollierter Einsatz von Antibiotika wird zur globalen Bedrohung

Täglich sterben in unserem Land mehrere Dutzend Menschen an Infektionen, die durch antibiotikaresistente Erreger verursacht werden. Die Wirksamkeit dieser Medikamente fällt, weil sie missbraucht werden. Sollte die unkontrollierte Einnahme von Antibiotika in diesem Tempo fortschreiten, wird in wenigen Jahrzehnten die sogenannte mikrobielle Resistenz zu einer größeren Bedrohung als Krebserkrankungen werden.

Anlässlich des Europäischen Antibiotikatages am 18. November warnen Experten vor der unkontrollierten Einnahme von Antibiotika und richten an Ärzte und Patienten folgenden Appell:

Erstens können Viruserkrankungen wie Schnupfen, fast alle Arten von Halsschmerzen und trockener Husten ohne Fieber nicht mit Hilfe von Antibiotika geheilt werden“, betont Prof. Todor Kantardschiew, Leiter des Zentrums für ansteckende und parasitäre Krankheiten.

Zweitens wird jedes Antibiotikum von einem Arzt verschrieben. Dieser wiederum sollte folgende Regeln einhalten – er sollte klären, welche Bakterien er exakt mit dem Antibiotikum behandelt, den Infektionsherd ausfindig machen und sicherstellen, dass die Konzentration des Antibiotikums dort am höchsten ist. Außerdem sollte der Arzt den allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten beachten und den anderen Medikamenten Rechnung tragen, die dieser eventuell einnimmt. Nicht an letzter Stelle sollte er sich auch argumentieren können, warum er genau dieses Arzneimittel verschreibt, weil die teuersten Antibiotika nicht immer auch die besten sind.

Durchschnittlich werden in Bulgarien die gleichen Mengen an Antibiotika verschrieben wie in anderen europäischen Ländern, jedoch mit folgendem Unterschied:

„In den letzten zwei Jahren ist ein sehr unangenehmer Trend zu beobachten – viele Hausärzte verschreiben Antibiotika (aus der dritten Generation Cephalosporine), die einmal täglich eingenommen werden. Diese Breitbandantibiotika sind aber um nichts besser zur Behandlung von Angina oder Scharlach als andere Antibiotika, die drei oder vier Mal täglich eingenommen werden müssen“, erläutert Prof. Todor Kantardschiew. „Was die Krankenhäuser angeht muss ich sagen, dass der Einsatz von Antibiotika bei uns nicht über den europäischen Standards liegt, dass wir allerdings bei Breitbandantibiotika Spitzenreiter in Europa sind. Hierzulande werden doppelt so viele Breitbandantibiotika verwendet als in anderen europäischen Ländern.

Um dem entgegenzuwirken, startet das Zentrum für ansteckende und parasitäre Krankheiten eine Computerausbildung für Ärzte. Der Nationale Plan gegen antimikrobielle Resistenz ist ebenfalls fertig und soll bis Jahresende von der Regierung gebilligt werden. Das teilte Vize-Gesundheitsministerin Swetlana Jordanowa mit. Das Dokument sieht eine bessere Aufklärung der Menschen in puncto Verwendung von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin vor. Eine weitere Maßnahme zielt auf eine stärkere Kontrolle bei der Verschreibung von Antibiotika durch eine bessere Krankenhausprophylaxe vor. Vorgesehen sind auch Aufklärungskampagnen, Workshops und Unterweisungen, was den Gebrauch von Antibiotika angeht.

Falls wir nicht umdenken und damit beginnen, Antibiotika vernünftig einzusetzen, werden Mitte des 21. Jahrhunderts ca. 10 Millionen Menschen durch antimikrobielle Resistenzen (AMR) sterben. Aus diesem Grund hängt die Zukunft dieser Sorte Medikamente von uns allen ab, erklärte Dr. Skender Syla, Vertreter der Weltgesundheitsorganisation in Bulgarien:

Jährlich sterben unseren Informationen zufolge ca. 33.000 Menschen in Europa und 700.000 Menschen weltweit an den Folgen antimikrobieller Resistenz. Meiner Ansicht nach wird die antimikrobielle Resistenz bis 2050 zu einer größeren Gefahr für die Menschheit avancieren als die Krebserkrankungen. Aus diesem Grund haben wir uns mit den bulgarischen Institutionen zusammengesetzt, um einen nationalen Handlungsplan auszuarbeiten und wir haben uns engagiert, auch weiter zusammen zu arbeiten. Das Wichtigste aber ist, dass unsere Botschaften alle Menschen erreichen“, hob Dr. Skender Syla hervor.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: BTA



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